HALL – damit Rad und Schiene weniger beansprucht werden

SBB Personenverkehr rüstet die Drehgestelle seiner älteren Flotten seit 2013 mit so genannten hydraulischen Achslenkerlagern (HALL) aus: Sie minimieren den Verschleiss von Rad und Schiene beim Kurvenfahren und reduzieren so die Kosten deutlich.

Lesedauer: 2 Minuten

Die meisten Fahrzeuge, die seit Mitte der 1990er Jahre und auch noch heute beschafft werden, weisen eine normale Radsatzführung auf. Vor fünf Jahren hat die SBB damit begonnen, die Flotten der IC2000, EWIV, lC-Bt, Eurocity sowie ab 2016 den Regionalverkehrs-Doppelstockzug (Regio-Dosto) mit HALL, sprich so genannten hydraulischen Achslenkerlagern auszurüsten (vgl. Züge der SBB). Diese nützen in Kurven Rad und Schiene weniger ab.

Quelle: SBB CFF FFS

Aktuell sind bereits rund 600 Einzelfahrzeuge umgerüstet. Weitere Flotten wie jene der DTZ (2. Generation der Zürcher S-Bahn) sowie die Flirts sind in Planung für HALL. Demgegenüber ist der Giruno von Beginn an mit HALL unterwegs.

Aufgrund der Topologie der Schweiz mit den vielen Kurven im Schienennetz kann die SBB mit HALL die Kosten massiv reduzieren. Der Verschleiss aufgrund der Wechselwirkung zwischen Fahrzeug und Fahrweg verursacht am Gesamtsystem Bahn nämlich jedes Jahr Kosten von rund 350 Millionen Franken. Die SBB will als integrierte Bahn mit einem verbesserten Zusammenspiel von Fahrzeug und Fahrweg eine Kostenreduktion von bis zu 10 Prozent der Gesamtkosten erreichen. «Beim IC2000 etwa rechnen wir über die ganze Flotte mit einer jährlichen Kostensenkung von 1,9 Millionen Franken», sagt Jürgen Edmaier, Senior Engineer Fahrwerke und Fahrtechnik bei der Flottentechnik Personenverkehr. Hinzu komme die Energieeinsparung von jährlich rund 320 000 Franken.


Ein Zug fährt nicht einfach nur auf der Schiene

Ein Triebzug oder eine Lokomotive sind komplexe Maschinen mit Motor und Fahrwerk, dazu kommen noch die Schienen in ihrem Gleisbett. Mit dem hydraulischen Achslenkerlager (HALL) können Züge jetzt auch richtig Kurven fahren, denn normale Achslenkerlager sind immer nur ein Kompromiss: Eine niedrige Steifigkeit wäre optimal für Kurvenfahrten, damit sich der starre Radsatz auf die Schienenkrümmung einstellen kann. Für die Stabilität des Fahrzeuges bei schneller Fahrt ist aber eine hohe Steifigkeit zwingend notwendig. Je höher die Geschwindigkeit, umso härter muss aber die Achse geführt werden, sonst fängt das Fahrzeug an zu schlingern. Mit HALL verändert das Lager bei bestimmten Belastungen seine Härte, was ein grosser Vorteil insbesondere für die Bahn ist (Essential, November 2014).

Weiterführende Links

» Kompetenz-Center Wechselwirkung Fahrzeug-Fahrweg.

» Beitrag in der Schweizer Eisenbahnrevue.