CEO: «Ich möchte Auszeiten gezielt fördern»

SBB CEO Andreas Meyer erzählt im Videointerview von seinem zweimonatigen Sabbatical. Er hat diese Zeit genossen, freut sich aber, zurück zu sein. Der CEO bedankt sich im Video bei allen Mitarbeitenden für ihren Einsatz während seiner Auszeit.

Lesedauer: 3 Minuten

Quelle: SBB

SBB News: Andreas, zwei Monate weg: hast du das wirklich geschafft?

Andreas Meyer: Ich habe es sehr genossen. Ich habe seit über fünfundzwanzig Jahren an keinem Tag nicht irgendwo geschäftliche SMS oder E-Mails angeschaut. Ich habe das komplett abgebrochen und ich habe mich dabei wirklich gut gefühlt.
Ich habe zwar gesehen, dass so manches gelaufen ist, aber wir haben ein super Team, auch ein gutes Vertrauensverhältnis untereinander, auch mit dem Verwaltungsrat. Wir hatten ein gutes Agenda- und Target-Setting gemacht. Ich möchte mich auch bei allen bedanken, die das so ermöglicht haben, denn auch das geht nur im Teamwork.

SBB News: Jetzt die ganz grosse Frage: Was hast du eigentlich gemacht in diesen zwei Monaten?

Andreas Meyer: Ja, ich habe einfach gemacht worauf ich Lust hatte. Ich hatte keine grossen Pläne.
Ich bin zuallererst mit meinen Eltern ein paar Tage weggefahren. Ich habe den Rollstuhl meines Vaters hinten ins Auto gepackt und habe schönere Tage mit ihnen erlebt, als sie sich das vorstellen konnten – und ich ehrlich gesagt auch: Hefe-Weizen-Kur in Bayern, und solche Dinge.
Dann bin ich auf eine Tauchsafari gegangen. Ich war in Bali. Ich war in den Bergen auf Klettersteigen.
Ich habe einige Bücher gelesen, aber keines über den öffentlichen Verkehr. Ich habe neue Achterbahnen ausprobiert.Aber das war eigentlich alles relativ ungeplant. Ich habe ein bisschen laufe lassen, viel beobachtet und erlebt.

SBB News: Also sehr, sehr, sehr viel. Lustige Geschichten?

Andreas Meyer: Ja, es gab schon lustige Geschichten. Was mich gefreut hat, als ich in Bali einmal mit Einheimischen am Abend zusammengesessen bin. Und ich habe es einfach wirklich genossen, inkognito zu sein.

SBB News: Also auch sehr, sehr spontan. Ein Fazit aus diesem Sabbatical?

Andreas Meyer: Ja! Diese Auszeit zu haben - nicht jede Woche, auch nicht in jeden Ferien, das werde ich auch nicht machen, aber das werde ich vermehrt fördern – auf allen Ebenen. Einmal im Jahr auch komplett abschalten und sich voll auf den Stellvertreter verlassen können. Ich glaube, das wird wichtiger in einer Zeit, in der das Tempo einfach schneller wird und wir stark gefordert werden.
Das zweite ist – auch aus der Distanz betrachtet: Wir geben in vielen Dingen Gas. Aber manchmal – und das nehme ich mir auch selber vor – können wir bei dem, was wir machen, auch ein bisschen lockerer bleiben. Ich glaube, wenn ich das von aussen gesehen habe, wenn man den Medienspiegel täglich anschaut, nehmen wir uns vielleicht manchmal ernster, oder auch Aussagen von Anderen ernster, als dass sie gemeint sind.
Und wenn ihr das mögt: Ich würde das sehr schätzen, auch mir gegenüber zu sagen – wenn die Batterien wieder etwas angezehrter sind – «Hey, hang loose».

SBB News: Und was bringst du uns mit aus diesem Sabbatical?

Andreas Meyer: Ich habe die SBB gern – das habe ich auch gespürt. Ich freue mich vor allem jetzt auch wieder auf die Kontakte mit den Kolleginnen und Kollegen. Ich habe gespürt, dass ich ein wirklich freundschaftliches Verhältnis mit vielen habe. Also, das erste ist: Ich freue mich auf alle Kontakte.
Das zweite ist: Die Kolleginnen und Kollegen haben – so ist mir zu Ohren gekommen – schon gesagt: Ja, jetzt liest er Bücher über die SBB – mit was kommt er jetzt alles zurück?
Ich muss euch leider enttäuschen: Ich habe nichts gemacht und ich bringe auch nichts. Ich möchte wissen: Was sind eure Überlegungen, was sind eure Vorstellungen? Die beste Basis dazu werden wir haben jetzt in den nächsten Wochen mit den Performance Camps, in denen wir unsere Ambition und Agenda überprüfen, über die Umsetzung unserer Zauberformel – Delegation von Verantwortung nach unten und aussen – reflektieren. Darauf freue ich mich sehr.