Partnersuche für SBB Cargo: Die wichtigsten Fragen und Antworten

Markus, du bist seit Anfang 2018 Chief Transformation Officer von SBB Cargo und leitest nun den Prozess der Partnerfindung. Weshalb braucht SBB Cargo überhaupt einen Partner?
Wir möchten das Schweizer Geschäft der SBB Cargo AG ab 2019 stärker aus dem Konzern lösen. Das heisst, wir sind dann nicht mehr eine klassische SBB-Division, sondern eine Konzerngesellschaft der SBB AG – ähnlich wie Elvetino oder Thurbo. Damit können wir im Logistikmarkt unternehmerisch selbständiger handeln. Trotzdem behält die SBB die wichtigen Vorteile einer integrierten Bahn und kann alle Dienstleistungen aus einer Hand anbieten. Logistikprozesse werden immer vernetzter, Kunden erwarten Tür-zu-Tür-Mobilitätslösungen. Aus diesem Grund lohnt es sich, Kunden und Vertreter aus der Branche stärker in unser Unternehmen einzubinden. So können wir vom gegenseitigen Wissen profitieren und damit schliesslich noch marktfähiger werden.

Ist SBB Cargo schon mit potenziellen Partnern im Gespräch?
Nein, wir haben noch keine konkreten Gespräche geführt. Natürlich stehen wir in regelmässigem Kontakt mit unseren Kunden und Partnern aus der Branche, insbesondere im Rahmen der Sanierung und Weiterentwicklung von SBB Cargo. Wir sind aber grundsätzlich für alle Interessenten offen, die einen künftigen Mehrwert für SBB Cargo bieten. Fest steht auch, dass wir alles daran setzen, unseren Grosskunden wie beispielsweise Coop und Migros grösstmögliche Stabilität und weiterhin ein qualitativ hochwertiges Angebot zu bieten.

Heute ist Andreas Meyer der Verwaltungsratspräsident von SBB Cargo. Wird er ersetzt, wenn ein Partner gefunden und SBB Cargo keine Division der SBB mehr ist?
Zu einer Partnerstrategie gehört natürlich auch die Öffnung des Verwaltungsrates. Partner werden sich nur dann beteiligen, wenn sie wichtige unternehmerische Fragen wie beispielsweise die Gestaltung des Angebots, wesentliche Investitionen oder die Besetzung des Top-Managements mitgestalten können. Der Verwaltungsrat wird deshalb bereits im kommenden Jahr um mindestens eine Drittperson ergänzt. Nach Abschluss des Partnerprozesses wird zudem ein neuer externer Verwaltungsratspräsident für SBB Cargo eingesetzt.

Seien wir einmal ehrlich: SBB Cargo hat schon ein paar Mal versucht, einen Partner für das Binnengeschäft zu finden und ist dabei immer gescheitert. Warum soll es dieses Mal klappen?
Damals war der Fokus bei der Partnersuche vor allem auf andere, ausländische Bahnen ausgelegt. Das Beispiel von SBB Cargo International zeigt jedoch, dass auch eine Zusammenarbeit mit beispielsweise Spediteuren zum Erfolg führen kann. Dementsprechend öffnet sich SBB Cargo bei der momentanen Partnersuche neben anderen Bahnunternehmen auch für Logistikunternehmen und Kunden. Zudem stehen wir heute finanziell bedeutend besser da als 2001. Wir haben eine klare Strategie für die Zukunft und unser Sanierungsprogramm trägt bereits erste Früchte. Jetzt ist der richtige Moment, mit Partnern über die zukünftige Weitertentwicklung des Geschäfts zu sprechen.

Werden durch die Partnerschaft weitere Stellen bei SBB Cargo abgebaut?
Klar ist, dass potenzielle Partner die Aussicht auf eine unternehmerisch gut aufgestellte Firma haben wollen, bevor sie den Entscheid zur Beteiligung fällen. Wir halten deshalb an unserem Plan fest, den wir im März 2018 kommuniziert hatten. Darüber hinaus sind keine zusätzlichen Stellenreduktionen geplant. Wir wollen und werden weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Denn unser Ziel ist es, SBB Cargo nachhaltig und fit für die Zukunft aufzubauen. Dafür braucht es auch das Engagement guter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ich habe bei SBB Cargo seit Anfang Jahr bereits einen grossen Gestaltungsdrang und eine beeindruckende Einsatzbereitschaft bei der Belegschaft gespürt. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie geht es jetzt weiter? Bis wann hat SBB Cargo einen neuen Partner?
Interessenten aus dem In- und Ausland haben bis zum 5. Oktober 2018 die Gelegenheit, ihre spezifischen Interessen an einer Partnerschaft zu bekunden. Bis Ende 2019 möchten wir den Prozess abgeschlossen haben.