«Wir wollen noch stärker aus Kundensicht denken»

Wie hat SBB Infrastruktur 2018 die Mittel des Bundes eingesetzt? – Zur Bilanzmedienkonferenz blickt Michel Kunz auf das vergangene Jahr zurück. Der Leiter Anlagen und Technologie von SBB Infrastruktur erklärt, was mit dem Geld aus der Leistungsvereinbarung (LV) tatsächlich gelaufen ist.

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Michel Kunz, wofür hat Infrastruktur 2018 die Mittel aus der LV eingesetzt?
Wir haben 2018 im Unterhalt und bei der Erneuerung viel geleistet: Die in der LV geplanten Mengen haben wir erreicht und sie waren sogar grösser als im Vorjahr – beispielsweise haben wir 216 Kilometer oder zehn Prozent mehr Schienen geschliffen als 2017. Wir gehen davon aus, dass wir die optimalen Mengen der Fahrbahnerneuerung erstmals im Jahr 2020 erreichen. Allerdings möchte ich betonen, dass wir das Sicherheitsniveau bei den Anlagen jederzeit halten – es gibt keine akut kritischen Anlagen.

2017 konnten wir nicht alles Geld aus der LV ausgeben, wie sah es denn nun 2018 aus?
Wir haben erneut nicht alle zur Verfügung stehenden Mittel verwendet, obwohl die geplanten Leistungen im Unterhalt erreicht wurden. Das ist einerseits ein gutes Zeichen, weil es bedeutet, dass wir – auch dank des Projekts «RailFit20/30» – effizienter und produktiver arbeiten. Andererseits stehen zurzeit teilweise nicht genügend Spezialistinnen und Spezialisten für die Planung und Realisierung vorgesehener Projekte zur Verfügung, obwohl die Finanzierung steht. Das ist schade.

Auf welche Leistungen der Infrastruktur bist du besonders stolz?
Der erstmals eingesetzte Sommerfahrplan hat uns geholfen. Beispielsweise haben wir diese Zeit genutzt, um auf der Strecke St. Gallen–St. Gallen Winkeln sechs Kilometer Fahrbahn zu erneuern. Das haben wir in neun Monaten geschafft; unter «normalen» Umständen, also mit den üblichen Streckensperrungen, wäre das drei Monate länger gegangen. Auch wenn das Angebot die Kundinnen und Kunden kurzfristig in ihren Bedürfnissen beschnitten hat – langfristig kommt es ihnen zugute, dass wir hier in so kurzer Zeit so effizient gearbeitet haben; ohne Unterbruch und teilweise mit besonders grossen Baumaschinen. Das spart nicht nur Zeit, sondern vor allem Geld. – Grundsätzlich freut es mich, dass wir 2018 für weniger Geld mehr geleistet haben als in den Vorjahren.

Worauf legst du in den nächsten Jahren den Fokus?
Wir wollen die Bahn weiter im Griff haben und dafür sorgen, dass die Infrastruktur weiterhin optimal verfügbar bleibt. Dabei möchten wir noch stärker aus der Perspektive aller Kundinnen und Kunden denken – da schliesse ich die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) mit ein. Durch die zunehmende Zugdichte und die intensive Bautätigkeit sind bei Störungen immer mehr Züge betroffen. Deshalb wollen wir bei der Störungsvermeidung und -behebung einen Schwerpunkt setzen. Neben dem Zustand der einzelnen Anlagen gilt es zudem, die Strecken und Knoten im Blick zu haben. Die Bedeutung von neuralgischen Stellen, die einen besonders grossen Einfluss auf das Bahnangebot haben, muss noch stärker in die Unterhalts- und Ausbauplanung einfliessen – und ebenso die Angebots- und Rollmaterialplanung der EVU. Diese Herausforderung gehen wir nun an, um das Rückgrat der Schweiz zu bleiben. Deshalb stellen wir uns bei der Infrastruktur ja prozessorientiert auf.