Sieben Mythen zu I 2.0 – wahr oder falsch?

Seit ein paar Monaten geistern bei SBB Infrastruktur die Begriffe «Infrastruktur 2.0» und «I 2.0» herum – und mit ihnen ein paar Mythen. SBB News nimmt sie unter die Lupe und sagt, was dran ist.

Lesedauer: 3 Minuten

1. Bei I 2.0 geht es darum, Stellen abzubauen.
Falsch. Im Fokus stehen die Prozesse und ihre Ausrichtung auf ihren Kundennutzen. Mit der prozessorientierten Organisation verfolgt SBB Infrastruktur mehrere Ziele:
- kundenorientierte Leistungen
- klare Verantwortlichkeiten und Ansprechpersonen
- einfachere Abläufe
- mehr Handlungsspielräume auf allen Ebenen.

2. I 2.0 ist etwas anderes als Kaizen.
Richtig. I 2.0 verfolgt die Neuentwicklung der Prozesse, während Kaizen darauf abzielt, bestehende Prozesse stetig zu verbessern. Beides geht jedoch in dieselbe Richtung, Hand in Hand. Die beiden Ansätze ergänzen sich gut. Der Fokus von Kaizen liegt auf den kleinen, stetigen Verbesserungen. Mit dem Programm Kaizen@Infra arbeiten wir gezielt an der Kultur der kontinuierlichen Verbesserung.
- Weitere Informationen: Kaizen@Infra und I 2.0

3. «Prozessorientiert» und «agil» sind Widersprüche.
Falsch. Der Fokus von Prozessorientierung liegt auf stabilen Routineprozessen, während der Fokus von Agilität auf Innovation und Entwicklung liegt. Beide ergänzen sich und tragen zur angestrebten Performance-Kultur der SBB, sprich zur Kultur des «besser-werden-wollens» bei. Grundsätzlich beschreibt ein Prozess, wer was, wann und womit macht. Die Detaillierung kann unterschiedlich sein. Bei sich wiederholenden Arbeiten oder sicherheitsrelevanten Tätigkeiten macht es Sinn, sehr detailliert zu beschreiben. So muss sich nicht jeder neu Gedanken dazu machen. In anderen Situationen kann ein Prozess aber sehr offen sein und auch agile Zusammenarbeitsformen ermöglichen und beschreiben.

4. I 2.0 ist ein reines «Bäumchen-Wechsel-dich-Spiel», ein Sturm im Wasserglas, das nicht viel ändert.
Falsch. I 2.0 ist mehr als nur Organigramme umkrempeln. Das Projekt strebt auch einen Kulturwandel an und verfolgt die o.g. Ziele. Auf 01.01.2020 werden die Aufbauorganisation der Infrastruktur entsprechend der Prozesslogik angepasst und erste Prozessanpassungen vorgenommen. Für die elf Hauptprozesse wurde je ein Zielbild mit Blick auf 2025 entwickelt. Ab 2020 folgen weitere Entwicklungsschritte in Prozessen – insbesondere dort, wo sich durch Automatisierungen Vereinfachungen umsetzen lassen und punktuell auch in der Aufbauorganisation, wo sinnvoll.

5. Die Prozesseigner überwachen alles, deshalb wird mit I 2.0 der Handlungsspielraum eingeschränkt.
Falsch. Die Prozesseigner haben den gesamten Prozess im Blick. Die Details aber kennen die Mitarbeitenden im Prozess selbst am besten. Deshalb können sie bestens ihren Handlungsspielraum nutzen und laufend Verbesserungen innerhalb des Prozesses anstossen. Der Prozesseigner stellt sicher, dass diese Optimierungen in die gesamte Kette passen.
- Weitere Informationen: Interview mit Stephan Lanter

6. I 2.0 und die Technologieprogramme smartrail 4.0 und BIM passen nicht zusammen.
Falsch. I 2.0 legt mit den Prozessen fest, wie die Leistung erbracht werden soll. Die neuen technologischen Möglichkeiten machen diese Prozesse noch effizienter.

Mit dem Programm smartrail 4.0 nutzen die Schweizer Bahnen die Digitalisierung und das Potenzial neuer Technologien, um die Kapazität und die Sicherheit weiter zu erhöhen, die Bahninfrastruktur effizienter zu nutzen, Kosten zu sparen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn längerfristig zu erhalten.

Mit BIM wird Planen, Bauen und Bewirtschaften digitalisiert. Die SBB will bis 2025 die Methode etappenweise bei Immobilien und Bahninfrastruktur einführen.
- Weitere Informationen zu smartrail 4.0
- Weitere Informationen zu BIM

7. Die Eisenbahn rollt seit über 170 Jahren. Es ist unnötig, das Rad mit I 2.0 neu zu erfinden.
Teilweise richtig. Es geht aber bei I 2.0 nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Vielmehr ist es Ziel zu schauen, ob es noch bessere Räder gibt oder wie sie noch besser drehen, um die Mission gut zu erfüllen. Damit wir die Bahn auch zukünftig im Griff haben, braucht es Veränderung: Abläufe vereinfachen und so stetig besser werden. Das ist nötig, denn bei gleichbleibender Leistung und steigenden Anforderungen ergibt sich rasch eine Lücke, welche die eigene Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt.