Am Dreiländerhack der Pünktlichkeit auf der Spur

Der Hauptsitz der SBB befand sich vom 20. bis 21. Mai in den Händen von Hackern. Am «Dreiländerhack» bestritten neun Teams mit Hilfe der neuen Arbeitsformen die so genannten Challenges. Im Zusammenhang mit der Pünktlichkeitswoche schauten wir einem Team ganz besonders über die Schultern.

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Bereits zum zweiten Mal trafen sich Hacker der Deutschen Bahn (DB), der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und der SBB zum länderübergreifenden Tüfteln. Am diesjährigen «Dreiländerhack» waren es gemäss Christian Trachsel, OK-Mitglied und Open Data-Verantwortlicher der SBB, 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über zwei Tage am Hauptsitz der SBB in Bern Wankdorf einquartierten. «Die Voraussetzungen zur Teilnahme sind Offenheit gegenüber neuen Lösungen und dass man sich gerne 24 Stunden lang mit einem Thema befasst», sagt Trachsel. Es sei gar nicht zwingend nötig, Programmierer zu sein. «Wir brauchen auch Teilnehmende aus dem Business. Es geht vor allem um Teamwork», ergänzt er. Die neun länderdurchmischten Teams suchten intensiv nach Lösungen für digitale Problemstellungen rund um die Bahn. Wichtig war dabei, dass Teams aus Fachspezialisten und IT-Kennern bestehen. Denn im gemeinsamen Ringen um die beste Lösung liegt die Stärke des Hacks.

Mit Open Data zu mehr Service

Passend zur Pünktlichkeitswoche der SBB setzte sich ein Team mit der viel diskutierten Pünktlichkeit auseinander. Für die meisten Kundinnen und Kunden ist sie ein wichtiger Wert und somit für alle drei Bahnunternehmen von zentraler Bedeutung: «Wenn wir unseren Kundinnen und Kunden eine Prognose über die Zuverlässigkeit ihrer Reisekette anbieten, haben sie die Möglichkeit, ihre Reise noch besser voraus zu planen», erklärte Robin Schmid, Mitglied des Teams Pünktlichkeit die Idee ihrer Challenge.

Im ersten Schritt analysierte das Team um Schmid die Daten der Reisekette Wien–Bern Wankdorf nach Pünktlichkeit und Verspätungen. «Diese Angaben, so genannte Open Data, sind öffentlich und somit für alle zugänglich. Jedoch möchten wir diese Datenanalyse unseren Kundinnen und Kunden mit dieser Idee abnehmen», erklärt Schmid. Im nächsten Schritt berechneten sie anhand der analysierten Daten die Zuverlässigkeit für diese Reisekette. Zum Schluss visualisierte das Team die Berechnungen mit einer Wertung von eins bis fünf Sternen.

Mit neuen Arbeitsweisen in eine vielversprechende Zukunft

Die enge Zusammenarbeit mit Diskussionen auf Augenhöhe führten im Pünktlichkeitsteam zu raschen Entscheidungen und somit zu schnellen Lösungen für komplexe Problemstellungen. «Das ist die Arbeitsweise der Zukunft», so Trachsel.

«Ich bin wirklich beeindruckt, was in der kurzen Zeit entstanden ist. Der Dreiländerhack ist eine super Sache. Die Zusammenarbeit ist effizient, sie motiviert und verbindet die Bahn-Länder.»
Jacques Boschung, Leiter Infrastruktur

Zentral in diesen 24 Stunden sind der Austausch und die Zusammenarbeit zwischen den drei Bahnunternehmen, um gemeinsam an grenzüberschreitenden Lösungen zu arbeiten. Die entwickelten Ideen sind alle ein guter Anfang, bleiben aber vorerst Prototypen. Ob einzelne Projekte weiterverfolgt werden, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Quelle: SB CFF FFS

Was ist der Dreiländerhack

Der Dreiländerhack ist ein so genannter Hackathon, der von der DB (Deutsche Bahn), den ÖBB (Österreichische Bundesbahnen) und den SBB (Schweizerische Bundesbahnen) organisiert wird – deshalb der Name «Dreiländerhack. Das Wort Hackathon setzt sich aus den beiden Wörtern «Hack» und «Marathon» zusammen. Das Ziel beim Dreiländerhack ist, innerhalb von 24 Stunden Lösungen für im Vorfeld definierte Probleme zu finden. Diese Lösungen werden in einer Ideenwerkstatt bestehend aus verschiedenen Business-Units in Form von Challenges erarbeitet. Daraus entstehen Hacker-Ideen, das sind digitale Prototypen wie zum Beispiel Handy-Apps oder Datenmodelle.

Aus allen drei Ländern sind Problemstellungen vorgeschlagen worden:

  • Smart City: Gestaltung von vernetzten Angeboten rund um Mobilität und Logistik auf Bahnhöfen (DB)

  • Nachtzug: Suchplattform für umweltbewusste Reisende (SBB)

  • Pünktlichkeit der Reisekette: Prognose der Zuverlässigkeit für unsere Kunden (SBB)

  • Wissensmanagement 2.0: Vernetztes Wissen nutzen mittels Artificial Intelligence (SBB)

  • Tulpen aus Rotterdam: Verlagerung Güter von LKW auf Schiene, Überwindung internationaler Sprachbarrieren in der Betriebsführung (SBB)

  • Indoor Navigation: 3D Navigation am Bahnhof ohne GPS (ÖBB dig@iattack)

  • WLAN:

    • WLAN auf Bahnhöfen, Entwicklung neuer Geschäftsmodelle (Testdaten der DB)

    • Passroam: länderübergreifendes seemless WLAN (Weiterentwicklung vom Hackathon 2018 – ÖBB)

Der Hackathon als Anfang einer Erfolgsgeschichte

Am Dreiländerhack vergangenes Jahr in Wien wurde der sprechende Zug entwickelt. Esther Buchmüller hat mit dem Prototypen die Führung des Personenverkehr von der Idee eines Assistenten für sehbehinderte Reisende überzeugen können und in einer ähnlichen Art und Weise wie am Hackathon wurde dann «SBB Inclusive» entwickelt.