«Wir sind Vorreiter in Sachen Compliance»

In den Medien ist in diesen Tagen von vergangenen Korruptionsfällen bei der SBB zu lesen. Fakt ist: Die SBB ist Vorreiterin bei der Compliance. Sie ist als erstes bundesnahes Unternehmen zertifiziert und hat auch im Vergleich mit der Privatwirtschaft die Nase vorn. Stephanie Bregy, Leiterin Recht und Compliance, erklärt, was die SBB seit diesen Fällen unternommen hat und was sie tut, wenn es trotzdem zu Compliance-Fällen kommt.

Stephanie Bregy, Leiterin Recht und Compliance SBB

In verschiedenen Medien ist im Zusammenhang mit einem Gerichtsfall eines SBB Mitarbeitenden von Korruptionsfällen zu lesen. Hat die SBB hier ein Problem?

Nein, Fakt ist, die SBB ist Vorreiterin in Sachen Compliance, wir haben in diesem Bereich in den vergangenen Jahren sehr viel unternommen. So wurde die Weisung zur Antikorruption mehrfach verschärft. Interessenbindungen müssen erfasst werden, damit bei allfälligen Interessenkonflikten frühzeitig Massnahmen definiert werden können. Ein grosser Teil der Mitarbeitenden, insbesondere im Kader und in relevanten Bereichen, absolviert obligatorische Compliance-Schulungen. Auch haben wir einen Verhaltenskodex (PDF, 2,8 MB), welcher für alle Mitarbeitenden gilt. Ausserdem können sowohl Mitarbeitende als auch externe Personen Verstösse über eine vertrauliche Compliance-Meldestelle melden – bei Bedarf auch anonym. Die SBB hat im April 2024 ihr Compliance Management System nach ISO zertifizieren lassen. Wir sind damit unter den ersten in der Schweiz und das erste bundesnahe Unternehmen mit einer solchen Zertifizierung. Wir sind hier Vorreiter, auch im Vergleich mit der Privatwirtschaft.

Was hat es mit den Fällen in den Medien auf sich?

Es gab Fälle, bei denen Mitarbeitende unrechtmässig gehandelt, sich bereichert und die SBB geschädigt haben. Die in den Medien erwähnten Fälle ereigneten sich zwischen 2008 und 2018 und liegen somit mehrheitlich über zehn Jahre zurück. Der Fall, der in diesen Tagen vor Gericht verhandelt wird, betrifft die Jahre 2013 bis 2015. Die SBB hat die Lehren aus allen Fällen gezogen.

Was unternimmt die SBB, wenn es trotzdem zu Compliance-Fällen kommt?

Das ist trotz eines sehr gut funktionierenden Compliance-Management-Systems, wie wir es haben, nie auszuschliessen. Verstösse gegen den Verhaltenskodex oder sonstige Vorgaben werden bei uns nicht toleriert und können zur Auflösung des Arbeitsverhältnisses und / oder zu Strafverfahren führen. Meldungen, welche über die vertrauliche Compliance-Meldestelle eingehen, nehmen wir ernst; sie werden nach einem genau definierten Prozess untersucht.

Haben die Massnahmen Wirkung gezeigt?

Die Mitarbeitenden sind durch die getroffenen Massnahmen sensibilisiert und kennen die Vorgaben. Die Meldestelle Compliance wird genutzt. Durch die Meldungen können immer wieder Fälle aufgedeckt werden. Nochmals: Bei rund 35 000 Mitarbeitenden kann nicht komplett verhindert werden, dass es zu einzelnen Verstössen kommt. Darum ist die SBB darauf angewiesen, dass Verdachtsfälle gemeldet werden. So können Verstösse aufgedeckt, aufgearbeitet und wo nötig weitere Verbesserungen umgesetzt werden.

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