Giruno

Seit 2016 ist der Gotthard-Basistunnel, der längste Eisenbahntunnel der Welt, in Betrieb. Mit dem Ceneri-Basistunnel ist seit 2020 die Flachbahn vollendet.

Im Hinblick auf die dadurch erwartete Nachfragesteigerung hat die SBB bei Stadler 29 «Giruno» Triebzüge bestellt. Seit Mai 2021 ist die Flotte komplett und alle Fahrzeuge in Betrieb.

Der Giruno bietet den Passagieren auf bis zu 400 Metern Länge in Doppeltraktion insgesamt 810 Sitzplätze. Die Züge sind mit Niederflureinstiegen für die unterschiedlichen Perronhöhen in der Schweiz, Österreich und Italien (je 55 cm) sowie Deutschland (76 cm) ausgerüstet. Dies ist eine Premiere für die SBB bei einem einstöckigen Triebzug.
Er verfügt über doppelt so viele rollstuhlgängige Plätze und WCs, wie eigentlich durch das Behindertengleichstellungsgesetz vorgegeben.
Die Züge verfügen über einen guten Mobilfunkempfang für unterwegs, WiFi, Steckdosen an allen Sitzplätzen, grosse Gepäckablagen, geschlechtergetrennte Toiletten und ein modernes Beleuchtungskonzept mit energiesparenden LED-Lampen. Der gesamte Innenraum ist grosszügig und hell gestaltet.
Am 10. Mai 2021 ist der 29. und somit letzte Giruno ausgeliefert worden. Die Flotte ist nun komplett.

Im Gotthard-Basistunnel gilt bis Dato die betriebliche Höchstgeschwindigkeit von 200km/h, dies nicht zuletzt auch aus Kapazitätsgründen (schnelle Personenzüge laufen auf vorausfahrende, langsamere Güterzüge auf).
Der Gotthard-Basistunnel ist technisch für eine Geschwindigkeit von 250km/h konzipiert.
Sofern die betriebliche Höchstgeschwindigkeit im Gotthard-Basistunnel in Zukunft z.B auf 230 km/h erhöht wird, könnte der Giruno diese im Falle einer Verspätungen ebenfalls fahren, um die verlorene Zeit wieder wett zu machen, sofern die Betriebslage dies zulässt.
Der Energieverbrauch ist stark von der Fahrtrichtung abhängig:
- Nord nach Süd braucht es ca.150kWh mehr Energie mit 250 km/ h statt 200 km/h (ca.22% mehr im Gotthard), das würde knapp 3 min Zeitgewinn bringen
- Süd nach Nord braucht es ca.300kWh mehr Energie mit 250 km/h statt 200 km/h (ca. 49% mehr im Gotthard), das würde etwas mehr als 2 min Zeitgewinn bringen

16. April 2012 Ausschreibung der Züge
9. Mai 2014 Vergabe des Auftrags an Stadler Rail
7. Juli 2015 Präsentation der Maquette für verschiedenen Stakeholder
4./5. Juni 2016 Ausstellung Triebkopf-Maquette an Eröffnung GBT
20. bis 25. September Präsentation eines 5-teiligem Giruno (ohne PRM- & Speisewagen Wagen) an der Innotrans
18. Mai 2019 Rollout Züge, Testphase
15. Dezember 2019 Fahrplanwechsel, Einsatz im Regelbetrieb
10.05.2021 Übernahme Fahrzeug 29: Flotte ist komplett

Der Giruno ist eine komplette Neuentwicklung mit hoher Komplexität. Unter anderem ist er in der Lage, mit drei verschiedenen Stromsystemen angetrieben zu werden und muss die Zulassung von vier Ländern (Schweiz, Italien, Deutschland, Österreich) erfüllen. Aufgrund dessen ist es nicht unüblich, dass es bei der Einführung eines neuen Zuges zu gewissen Startschwierigkeiten kommt. So hatte der Giruno in den ersten Wochen nach dem Fahrplanwechsel im Dezember 2019 bezüglich Zuverlässigkeit noch nicht ganz den Erwartungen der SBB entsprochen. Der Zug hatte Kinderkrankheiten, die sich durch Störungen an den verschiedenen Systemen, z.B den Aussentüren, der Bugklappe oder der Leittechnik, bemerkbar gemacht haben. Leider haben diese auch einige Ausfälle nach sich gezogen. Durch einen grossen Effort von Stadler und SBB konnte die Zuverlässigkeit und somit auch die Stabilität der Züge verbessert werden.

Zwischen SBB und Stadler hat es einen regen Austausch über die Schwerpunkte der Problembereiche gegeben. Analysen wurden durchgeführt und Schwerpunkte gesetzt. So konnte beispielsweise aufgrund der Aufspielung neuer Software die Störungen mit den verschiedenen Systemen, wie beispielsweise den Aussentüren, der Bugklappe oder der Leittechnik, verbessert werden. Zudem zahlen sich auch weitere Massnahmen, wie das erneute Verbessern der Aussentür-Einstellungen oder Änderungen an der Fahrzeugssteuerung, aus.

Das Projekt ist damit noch nicht abgeschlossen. An der stetigen und weiteren Verbesserung der Stabilität, aber auch des Komforts für die Fahrgäste wird weitergearbeitet. Beispielsweise wird bis Ende 2022 der Innenbereich der Fahrzeuge weiter verbessert, um diesen Komfort für den Kunden von gut auf sehr gut anheben zu können.

Sitzplätze Total 405 pro 202 m. 1. Kl. 117 / 2. Kl. 288 / Restaurant 17, davon Rollstuhlplätze 2/2/2
Gepäckvolumen pro vollwertigen Sitzplatz 0.16 m3
Veloselbstverlad Stellplätze: 4
Toiletten total / davon rollstuhlgängig: 13 / 2
Einstiege pro Seite total / davon autonom CH und D: 12 / 2 + 2
Wagen: 11
Länge: 202 m
Max. Antriebsleistung: 6.0 MW
Max. Beschleunigung: 0.6 m/s2
Fahrzeuggewicht: 382 t
Max. Achslast: 18.0 t.

Sie sind hier

1. Wo kommen die Züge zum Einsatz?

2. Wie schnell fährt der Giruno im Gotthard-Basistunnel? Was bedeutet das vom Energieverbrauch und Zeitgewinn her?

3. Was sind rückblickend die wichtigsten Meilensteine/Termine?

4. Die Züge hatten gewisse Startschwierigkeiten. Was konkret hat nicht gut funktioniert?

5. Wie konnte die Zuverlässigkeit der Züge verbessert werden?

6. Die Flotte ist nun komplett. Wie geht es weiter?

7. Wie ist der Stand bezüglich Zulassungen in Deutschland und Österreich?

8. Was sind die technischen Eckdaten des Giruno?

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