Wenn Züge durch die Landschaft gleiten

Wer erinnert sich an seine erste Bahnfahrt mit der SBB? Es gibt wohl niemanden, der nicht mindestens ein prägendes Erlebnis von einer Bahnfahrt in der Schweiz zu erzählen hätte – so auch Content Creatorin und Bloggerin Elvira Legrand.

Lesedauer: 3 Minuten

Ich kam mit sechs Jahren in die Schweiz und erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, an meinen ersten Eindruck von diesem Land: Es war grün und sauber. Ich habe die Geschichte meiner Ankunft aus Russland schon oft erzählt, mit ein paar wechselnden Details hier und da, aber diese beiden Adjektive kommen in der Erzählung meiner Geschichte immer vor: Die Schweiz ist grün und sauber. 

Mit meinem Köfferchen in der einen Hand, die andere in der meiner Mutter stieg ich in den Zug. Ich war zum ersten Mal in einem Zug, was viele Einheimische erstaunt. Die Schweiz verfügt über ein so gut ausgebautes Bahnnetz, dass das hier zur Gewohnheit aller gehört. Als Vergleich: Im Dorf am Stadtrand von Sankt Petersburg, in dem ich aufgewachsen bin, gab es keinen Bahnhof in der Nähe. So sind wir nicht oft, um nicht zu sagen nie, Zug gefahren. Wir setzten uns ans Fenster und der Zug fuhr los – natürlich pünktlich. 

Grün und sauber – so war die Landschaft, die sich vor mir auftat. Felder, soweit das Auge reichte, bunte Häuschen mit gepflegten Gärten, Hektar um Hektar von der Sonne verwöhnte Weinberge und zu meiner Rechten ein Anblick, der mich mit offenem Mund staunen liess: der türkisfarbene, ruhig daliegende Genfersee und im Hintergrund die höchsten Berge, die ich je gesehen hatte. Ich lehnte mich ans Zugfenster und drückte mein Gesicht an die Scheibe. Ich wollte sehen, ob wir uns noch immer auf den Schienen befanden, denn der Zug fuhr geräuschlos. Es gab nicht die geringste Erschütterung, die darauf hingewiesen hätte, dass wir uns noch immer in einem Bahnwagen befanden. Diese Nähe zum See schien einfach unwirklich. Als ob wir mit dem Zug auf dem Wasser dahinglitten. 

Ich schaute prüfend im Wagen umher, ob auch andere Passagiere so überwältigt waren wie ich. Die Leute unterhielten sich, lasen ein Buch oder eine Zeitschrift oder nutzten die Zeit für ein Nickerchen. Zu meiner Freude gab es aber auch einige, die ebenfalls die Zugseite wechselten, um das Panorama zu bewundern. Ihr Gesichtsausdruck war sicherlich weniger kindlich als der meine, aber alle waren sich dieses einzigartigen Juwels bewusst, das sich ihren Augen bot. An diesem Tag verstand ich, dass eine Bahnreise in der Schweiz mehr ist als nur eine Fahrt von A nach B. Sie ist ein Erlebnis für sich. 

«Nach all den Jahren zücke ich noch immer mein Handy, um die Landschaft festzuhalten.»
Elvira Legrand

Das war vor 20 Jahren und ich bin diese Strecke inzwischen öfter gefahren, als ich zählen könnte. Genf–Montreux, Montreux–Genf. Und dennoch hole ich auch nach all den Jahren jedes Mal mein Handy aus der Tasche, um die Landschaft festzuhalten. Das Kind in mir hört einfach nicht auf, dieses Erlebnis des auf dem Wasser dahingleitenden Zuges zu bestaunen. 

Gemeinsam für die Nachhaltigkeit

Dieser Gastartikel entstand in Kooperation mit Elvira Legrand. Für SBB News schreiben zum Thema Nachhaltigkeit verschiedene Influencerinnen und Influencer einen Beitrag zu ihren Erlebnissen im öffentlichen Verkehr. Erfahren Sie mehr zur Nachhaltigkeit bei der SBB.

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