In einem ersten Schritt führen die Bauteams ab 21. Mai 2021 Vorbereitungsarbeiten aus, damit sie die Brückenelemente der Passerelle ausheben können. Einerseits müssen sie dazu im Bereich des Treppengerüstturms, der zur Passerelle führt, Platz für den Kran und dessen Abstützung schaffen. Andererseits nehmen die Bauleute auf der Passerelle Kernbohrungen vor. Die Löcher helfen mit, die Brückenelemente mittels Ketten und Gehänge am Kran zu befestigen. Der Kran hebt die Brückenelemente dann in der Nacht vom 23. auf den 24. Mai 2021 aus. Die dazu nötige Totalsperre der Strecke nutzt die SBB für Unterhaltsarbeiten am danebenliegenden Bahnübergang Schwieri.
Die Passerelle ist deshalb ab Freitag, 21. Mai, 07.00 Uhr, gesperrt und ab 23. Mai 2021 definitiv aufgehoben. Für Fussgängerinnen und Fussgänger gibt es folgende Alternativen:
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Bahnübergang Schwieri: Dieser liegt gleich neben der Passerelle, hat aber wegen des regen Zugverkehrs lange Schliessungszeiten. Im Frühling 2022 muss er wegen des künftig doppelt so breiten Gleisfeldes aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.
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Seltisbergerbrücke: Diese liegt rund 250 Meter östlich von der Passerelle Schwieri. Aktuell ist die zweite Brückenhälfte in Bau, die erste Brückenhälfte ist in Betrieb, auch für Fussgängerinnen und Fussgänger. Voraussichtlich im August 2021 geht die Brücke komplett in Betrieb.
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Wegunterführung Orisbach (Hinterseeweg): Diese liegt 220 Meter westlich von der Passerelle. Sie ist aktuell wegen Bauarbeiten gesperrt und geht Mitte 2022 wieder in Betrieb.
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Bahnhofunterführung: Diese liegt 350 Meter westlich von der Passerelle.
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Neuer Fussweg: Das stufenfreie und steigungsarme Provisorium verbindet ab 21. Mai das Schwieriquartier mit dem Bahnhof. Der Weg verläuft über das Trassee der Waldenburgerbahn (WB). Deren Gleis ist im Rahmen der aktuell laufenden Totalsperre der WB zurückgebaut worden. Das Provisorium bleibt bis ca. Frühling 2022 bestehen.
Der Abbruch ist mit dem Bundesamt für Verkehr (BAV) als Leiterin des Baubewilligungsverfahrens und der Stadt als Miteigentümerin der Passerelle abgestimmt. Die SBB hat die Liestaler Bevölkerung Ende März per Einwohnerschreiben informiert. Sie ist sich bewusst, dass die Alternativen für die Quartierbevölkerung Umwege mit sich bringen und bedauert dies. Länger kann die SBB die bestehende Passerelle jedoch nicht offenhalten. Grund ist, dass sie für die eng getakteten Arbeiten zur Aufweitung des Burggrabens zwingend die Totalsperre der Waldenburgerbahn nutzen muss. Diese dauert von 6. April 2021 bis 10. Dezember 2022. Das bestehende Gleis der WB unterquert im Burggraben – südlich der SBB Gleise – die Passerelle. Den Burggraben sollen künftig vier statt heute zwei SBB Gleise durchlaufen, plus ein neues WB-Gleis.
Bewilligungsverfahren für Passerelle wegen Einsprachen sistiert
Eine neue, breitere Passerelle hätte im Sommer 2021 als Ersatz in Betrieb gehen sollen. Bei dieser hätte eine neue, breite Rampe mit einer Neigung von 18 Prozent und einem Zwischenpodest die heutige Treppe mit schmaler Nebenrampe abgelöst. Im Rahmen des Bewilligungsverfahrens für den Vierspurausbau gingen jedoch beim verfahrensführenden Bundesamt für Verkehr (BAV) Einsprachen gegen die Passerelle ein. Diese verlangten eine behindertengerechte Ersatzlösung für den aufzuhebenden Bahnübergang Schwieri. Die Einsprechenden forderten darum beidseits der Passerelle weniger steile Rampenzugänge oder Lifte, zusätzlich zum Fuss- und Veloverkehrsprojekt «Orisstege» der Stadt Liestal, welches künftig behindertengerechte Alternativen via Bahnhof bieten soll. Das BAV sistierte deshalb das Bewilligungsverfahren für die Passerelle und beauftragte die SBB, bis Mitte 2020 einen Vorschlag für eine alternative Variante einzureichen.
Projektierung einer alternativen Variante läuft
Die SBB erarbeitete darauf in enger Abstimmung mit der Stadt einen Variantenfächer und präsentierte diesen auch den Einsprechenden. Der eingereichte Favorit von SBB und Stadt war eine Passerelle, die auf Stadtseite eine Rampe mit einer Neigung von 6 Prozent vorsah. Das BAV prüfte die eingereichten Unterlagen und beauftragte die SBB Anfang 2021 mit der detaillierten, planerischen Ausarbeitung einer Passerelle mit einer weniger steilen, stadtseitigen Rampe. Für letztere gab das BAV eine Neigung von 10 Prozent vor. Die SBB nimmt nun gemäss den Vorgaben des BAV die nötigen Anpassungen bei der Planung der Rampe vor. Da das BAV die Anpassung der stadtseitigen Rampe als wesentliche Änderung betrachtet, ist sodann ein separates, zusätzliches Plangenehmigungsverfahren (PGV) gemäss Eisenbahngesetz für die neue Variante der Passerelle nötig. Die SBB erarbeitet das dazu erforderliche, detaillierte Dossier und will dieses bis spätestens im Sommer 2021 beim BAV einreichen. Voraussichtlich im Herbst 2021 wird das Dossier im Rahmen des PGV auf der Liestaler Stadtverwaltung öffentlich aufliegen.
Termin für bauliche Umsetzung noch offen
Das Plangenehmigungsverfahren dauert inklusive öffentlicher Auflage rund ein Jahr, eventuell aber auch länger, da es unter anderem abhängig von allfälligen Einsprachen und Beschwerden ist. Wann die Baubewilligung vorliegt, ist folglich noch offen. Die Umsetzung richtet sich sodann nach der Verfügbarkeit der nötigen Gleissperren. Es ist daher möglich, dass mit dem Bau der neuen Passerelle auch erst nach 2025, beziehungsweise nach der Inbetriebnahme des Vierspurausbaus begonnen werden kann.
Dies ist eine aktualisierte Version des SBB News Beitrag vom 5. März 2022.
Das städtische Fuss- und Veloverkehr Projekt Orisstege
Im Rahmen der Planung des Vierspurausbaus hat die Stadt Liestal ihre Zielsetzungen zur Verbesserung der Verbindungen der Stadtquartiere eingebracht. Sie beteiligt sich an der Personenunterführung Oristal und stellt so sicher, dass die neue Personenunterführung nicht nur einen behindertengerechten Zugang zu den Perronanlagen ermöglicht, sondern auch als eine gut ausgebaute Verbindung der Stadtquartiere hüben und drüben der Bahn dient.
Zudem plant sie als Drittprojekt die Orisstege, die eine ebene Verbindung für Fussgänger und Fussgängerinnen und für Velofahrende vom Schwieriweg zur Personenunterführung Oristal und zur Wiedenhubstrasse herstellt. Der Einwohnerrat hat dem Baukredit zugestimmt.
Das Projektpaket Vierspurausbau und Wendegleis Liestal
Ab Ende 2025 sollen die Züge zwischen Basel und Olten pünktlicher und die S-Bahn zwischen Liestal und Basel im Viertelstundentakt verkehren. Das sind die Ziele der beiden Projekte Vierspurausbau und Wendegleis Liestal.
Die SBB setzt dieses 380-Millionen-Franken-Ausbaupaket seit Juni 2019 im Auftrag des Bundes um. Einerseits baut sie den Bahnhof und seine beiden Zufahrten auf durchgängig vier Spuren aus. Andererseits erstellt sie im Norden des Bahnhofareals ein neues Haltegleis für S-Bahn-Züge.
Im Rahmen des Ausbaupakets baut die SBB zudem anstelle der bestehenden beiden Personenunterführungen zwei neue, grosszügigere und behindertengerechte Personenunterführungen an neuer Lage, beide mit direkten Quartierzugängen zur Oristal- respektive Sichternstrasse.
Weitere Infos, Fotos, Videos und Visualisierungen: sbb.ch/liestal