Bilanz 2017: Überwiegend gut unterwegs trotz Rückschlag beim Güterverkehr.

Die SBB hat 2017 positive Ergebnisse erzielt und war überwiegend gut unterwegs, trotz Rückschlag beim Güterverkehr.

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  • Mit 1,26 Mio. erneut mehr Passagiere pro Tag befördert (+ 0,6 Prozent). 
  • Pünktlichkeit auf 89,0 Prozent verbessert (+ 0,2 Punkte), regional unterschiedlich.
  • Konzernergebnis von CHF 399 Mio. erzielt (+ 4,8 Prozent). 
  • SBB Cargo mit operativem Verlust von CHF 31 Mio., Restrukturierungs-Rückstellung von CHF 19 Mio. und Wertberichtigung von CHF 189 Mio. 
  • Dank Effizienzprogramm Railfit20/30 Wertberichtigung verkraftbar und Preissenkungen für Kunden im Umfang von mehr als CHF 50 Mio. im Jahr 2018 möglich.
  • Schuldendeckungsgrad auf 5,97 verbessert (Vorjahr: 7,47; Eignerziel 6,5). 
  • Entgelte der öffentlichen Hand um 8,1 Prozent gestiegen auf CHF 2666 Mio. 
  • Im Regionalverkehr höherer Kostendeckungsgrad, d.h. weniger Entgelte von Bund und Kantonen, bei mehr Leistung.

Die SBB hat 2017 positive Ergebnisse erzielt und war überwiegend gut unterwegs, trotz Rückschlag beim Güterverkehr. Die Kundenzufriedenheit ist im Personenverkehr und bei SBB Immobilien deutlich gestiegen. Kritischer wurde das Preis-Leistungsverhältnis eingeschätzt, zufriedener waren die Kunden dagegen mit der Information im Störungsfall und der Anschlusserreichung. Bei SBB Cargo hingegen ist die Kundenzufriedenheit zurückgegangen, insbesondere in Bezug auf Pünktlichkeit.

89,0 Prozent aller Fahrgäste kamen mit der SBB pünktlich ans Ziel; das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als 2016 und es ist der höchste Wert seit sechs Jahren. Dieser erfreuliche Wert konnte dank mehr Robustheit beim Fahrplan erreicht werden; so wurden Unterhalts- und Ausbauarbeiten zuverlässiger eingeplant. Sehr gut war die Pünktlichkeit in der Region Ost mit Zürich. Im Tessin wurde sie verbessert, dank erfolgreichem ersten Betriebsjahr des Gotthard-Basistunnels; jedoch ist sie hier immer noch vergleichsweise tief, vorab aufgrund von Verspätungen aus Italien. In der Romandie hat sich die Pünktlichkeit verschlechtert; hier werden unter laufendem Betrieb grosse Bau- und Unterhaltsarbeiten und Ausbauten von Bahnhöfen umgesetzt. Die Arbeiten der Taskforce „Offensive Qualité Clients“ zeigen seit Oktober Wirkung, etwa mit verbesserter Pünktlichkeit dank einem neuem Abendfahrplan zwischen Genf und Lausanne oder der besseren Orientierung mit Pfeilmarkierungen am Boden. Die Zielvorgaben Sicherheit aus der Leistungsvereinbarung mit dem Bund wurden wie in den Vorjahren übertroffen.

Auch wenn die Pünktlichkeit insgesamt gut war, so gab es betrieblich doch einige Herausforderungen zu meistern: Drei Entgleisungen in Luzern, Bern und Basel haben regional zu grossen Einschränkungen des Bahnverkehrs geführt. Der Unterbruch des Güterverkehrskorridors bei Rastatt (D) hat gezeigt, dass die Flexibilität im europäischen Bahnsystem mangelhaft ist, die länderübergreifende Zusammenarbeit noch nicht optimal funktioniert und die Entwicklung der transeuropäischen Korridore schneller und konsequenter vorangetrieben werden muss.

Konzernergebnis gesteigert.

Das Konzernergebnis stieg um CHF 18 Mio. auf CHF 399 Mio., aufgrund erhöhter Produktivität, dem besseren Ergebnis im Personenverkehr, von Immobilien und Infrastruktur sowie dank dem 2016 lancierten Effizienzprogramm „RailFit20/30“. Dieses ist mit Einsparungen von CHF 785 Mio. per Ende 2017 gut auf Kurs, davon CHF 512 Mio. beim operativen Aufwand Dritter und CHF 273 Mio. bei Investitionen. Der Ergebnisbeitrag der abgeltungsberechtigten Bereiche Infrastruktur und Regionalverkehr ist zweckgebunden, fliesst gemäss Vorgaben in die spezialgesetzlichen Reserven und bleibt für diese Bereiche reserviert.

Die Entgelte von Bund und Kantonen für Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur, Ausbauten sowie den bestellten Regionalverkehr stiegen vorab aufgrund von höherem Unterhalt und Betrieb um 8,1 Prozent auf CHF 2666 Mio. Im Regionalverkehr erhöhte sich der Kostendeckungsgrad von 59 auf gut 61 Prozent (+2,2); hier sind die Entgelte von Bund und Kantonen leicht gesunken, während das Angebot leicht verbessert wurde.

Der Free Cash Flow lag bei CHF 396 Mio. (Vorjahr: CHF -540 Mio.). Die verzinsliche Nettoverschuldung reduzierte sich auf CHF 8406 Mio. (Vorjahr: CHF 8796 Mio.). Der Schuldendeckungsgrad, d.h. die verzinsliche Nettoverschuldung im Verhältnis zum
EBITDA, verbesserte sich auf 5,97 (Vorjahr: 7,47). Damit hat die SBB das Eignerziel von 6,5 erstmals deutlich unterschritten. Für einen langfristig robusten Schuldendeckungsgrad sind weitere Effizienzsteigerungen erforderlich, da in den kommenden Jahren grosse Investitionen anstehen, insbesondere in Rollmaterial oder Immobilienprojekte. Die Anzahl Vollzeitstellen sank um 364 auf 32 754, vor allem in der Administration.

Personenverkehr mit steigendem Ergebnis.

Das Ergebnis des Personenverkehrs stieg auf CHF 186 Mio. (Vorjahr: CHF 139 Mio.). Die Verkehrserträge des Personenverkehrs haben um 4,3 Prozent auf CHF 3409 Mio. zugenommen. Gründe sind die Verbesserung im internationalen Personenverkehr dank gesteigerter Nachfrage auf der Gotthardachse sowie eine aktive Marktbearbeitung und ein daraus resultierendes Wachstum bei den General- und Halbtaxabonnementen.

Kunden profitieren 2018 von Preissenkungen.

Dank dem Effizienzprogramm Railfit20/30 kann die SBB die Wertberichtigung im Güterverkehr verkraften. Und sie hat auch den Handlungsspielraum, das Preis-Leistungs-verhältnis für die Kunden zu verbessern: Die SBB nimmt 2018 Preissenkungen vor, die in ihrer eigenen Kompetenz liegen: Der telefonische SBB Contact Center für Billett- und Abonnementbestellungen, Reservationen und Fahrplaninformationen steht ab 1. Mai 2018 für alle Kunden zum günstigen Ortstarif statt zum Minutentarif zur Verfügung; Sparbillette speziell in der Nebenverkehrszeit werden neu bis zu 70 Prozent ermässigt; GA-Kunden erhalten ein Gutscheinheft. Insgesamt gibt die SBB mehr als CHF 50 Mio. an die Kunden zurück.

Zudem setzt sich die SBB dafür ein, dass die Preise auf den nächsten Fahrplanwechsel hin in einigen Bereichen gesenkt werden. Und im Sommer 2018 testet sie in einem Pilotprojekt Entschädigungen für Kunden, die von der siebenwöchigen Totalsperre zwischen Lausanne und Puidoux-Chexbres betroffen sind.

Die SBB hat erneut mehr Passagiere befördert: täglich 1,26 Mio. (+ 0,6 Prozent). Und sie hat mehr Stammkunden als je zuvor: Rund 480 000 Kunden benützten ein Generalabonnement (+1,7 Prozent), rund 2,5 Mio. ein Halbtaxabo (+5,7 Prozent).

Der Trend zu digitalen Billetten setzte sich fort: Die über SBB Mobile abgesetzten Billette machten 26,0 Prozent aller Billette aus, das ist ein Plus von 6,6 Prozentpunkten. 14,8 Prozent aller Billette wurden über den Schalter verkauft (-2,6 Prozentpunkte).

Immobilien mit steigenden Mieterträgen.

SBB Immobilien erreichte mit CHF 435 Mio. ein leicht höheres Ergebnis vor Ausgleichszahlungen (2016: CHF 433 Mio.). Der Erfolg aus Immobilienverkäufen ist von CHF 225 Mio. auf CHF 207 Mio. zurückgegangen. Auf CHF 480 Mio. (+ 6,4 Prozent) gestiegen ist der Mietertrag Dritter, vorab dank Neueröffnungen wie in der Europaallee in Zürich oder auch in Genf und Luzern. Der Drittumsatz an den 32 grössten Bahnhöfen stieg um über 2,5 Prozent auf CHF 1627 Mio, während die Drittumsätze im Schweizer Detailhandel rückläufig waren. Nebst den Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur von CHF 150 Mio. hat SBB Immobilien CHF 275 Mio. für die Tilgung von Krediten geleistet, welche zur Sanierung und Stabilisierung der Pensionskasse aufgenommen worden waren.

Güterverkehr: Einzel-Wagenladungsverkehr eingebrochen.

SBB Cargo International konnte das Ergebnis trotz siebenwöchigem Streckenunterbruch in Rastatt (D) verbessern. Dagegen war der System-Wagenladungsverkehr von SBB Cargo Schweiz mit einem Minus von 0,8 Prozent bei den beladenen Wagen leicht rückläufig, der kleinteilige und unregelmässige Einzel-Wagenladungsverkehr mit einem Minus von 14,5 Prozent stark rückläufig. Diese Tendenz wird sich weiter verstärken. SBB Cargo musste mit CHF 239 Mio. einen deutlichen Jahresverlust hinnehmen (Vorjahr: plus CHF 1 Mio.). Darin enthalten sind der operative Verlust der Division Cargo von CHF 31 Mio, eine Rückstellung für die Restrukturierung von CHF 19 Mio. sowie eine Wertberichtigung von CHF 189 Mio.

Mit der Wertberichtigung einher geht ein Sanierungs- und Weiterentwicklungsprogramm, um die Güterbahn fit für Partnerschaften zu machen: SBB Cargo wird zu einem schlanken, auf Kundenbedürfnisse und die Stärken der Bahn ausgerichteten Unternehmen. Die SBB wird den System-Wagenladungsverkehr als Rückgrat der Schweizer Logistik weiter stärken und dabei das Automatisierungspotenzial neuer Technologien wie Sensortechnik oder automatische Kupplung und Bremsprobe nutzen. Im Einzel-Wagenladungsverkehr werden in den nächsten Jahren rund 170 Bedienpunkte und mögliche Alternativen gemeinsam mit den Kunden sorgfältig überprüft. Eine Partnerschaft mit andern Marktteilnehmern und Investoren soll das Unternehmen am Markt stärken.

Angesichts der zwingenden Weiterentwicklung ist es leider unumgänglich, bis 2020 330 von heute 2200 Stellen abzubauen. Per Ende 2023 wird SBB Cargo ihre Leistungen voraussichtlich mit rund 800 Mitarbeitenden weniger als heute erbringen können. Dem gegenüber steht der Weggang von 750 Mitarbeitenden über natürliche Fluktuation, insbesondere aufgrund mehrerer Hundert Pensionierungen. Zentral in der Umbruchphase ist es, den Mitarbeitenden Perspektiven zu geben. SBB Cargo ist bereit, CHF 10 Mio. in deren Weiterbildung zu investieren.

SBB Infrastruktur steigert Produktivität.

SBB Infrastruktur hat die Produktivität im Vergleich zum Vorjahr sowohl im Betrieb, im Unterhalt als auch bei Investitionen gesteigert. So sind die in der Leistungsvereinbarung (LV) 2017-2020 vereinbarten Unterhaltsmengen mehrheitlich erreicht oder übertroffen worden.

Das Jahresergebnis belief sich auf CHF 100 Mio. (Vorjahr: CHF -103 Mio.). Der Bereich Energie trug CHF 46 Mio. bei; dieser Betrag fliesst in Reinvestitionen von Energieanlagen. Der Bereich Netz trug CHF 53 Mio. bei; dieser Ergebnisbeitrag ist zweckgebunden und fliesst gemäss Vorgaben vollständig in die spezialgesetzlichen Reserven für die Zukunft.

Grund für das positive Jahresergebnis im abgeltungsberechtigten Netz ist nebst besserer Produktivität die neue Leistungsvereinbarung, mit der die für den Unterhalt nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Investitionen mit LV-Mitteln fielen tiefer aus als geplant und wurden nicht vollständig ausgeschöpft. Grund ist nebst tieferen Baukosten und erhöhter Produktivität der Umstand, dass die SBB gewisse Projekte nicht wie geplant umsetzen konnte, etwa wegen Verzögerungen oder Einsprachen.

Netzzustandsbericht 2017 und Zielerreichung Leistungsvereinbarung mit Bund.

Der Netzzustand der SBB ist unverändert „gut bis ausreichend“. Es gibt keine akut kritischen Anlagen. Das Sicherheitsniveau kann jederzeit gehalten werden. Der Zustand der Fahrbahn ist nach wie vor nur „ausreichend“. Die SBB hat 2017 jedoch erneut mehr Kilometer Fahrbahn erneuert als im Vorjahr (+31km oder 17 Prozent). Die Unterhalts- und Erneuerungsmengen nähern sich den strategisch notwendigen Werten, um den Zustand der Bahninfrastruktur konstant zu halten und längerfristig zu verbessern.

Bei den in der Leistungsvereinbarung mit dem Bund enthaltenen Zielen hat sich die SBB erneut verbessert. 12 von 15 Zielen wurden erreicht (Vorjahr: 6). Sämtliche Sicherheitsziele wurden übertroffen.

Netzzustandsbericht und Jahresbericht zur Leistungsvereinbarung können per Mail an kommunikation-infrastruktur@sbb.ch bestellt werden.
 

SBB Konzern in Zahlen.

Der vollständige Geschäftsbericht 2017 der SBB kann unter www.sbb.ch/geschaeftsbericht kostenlos herunter geladen werden.