Das Jahr 2018: Gutes Ergebnis ermöglicht Preissenkungen und Investitionen in Service – betrieblich anspruchsvolles Jahr.

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  • Mit 1,25 Millionen erneut mehr Passagiere pro Tag befördert (+ 0,8 Prozent).
  • Pünktlichkeit leicht gesunken auf 90,1 Prozent (- 0,1 Punkte), in einzelnen Regionen und im 4. Quartal unbefriedigend. 
  • Betrieblich anspruchsvolles Jahr: Rekordmengen an Unterhalt bewältigt, Angebot ausgebaut, Fernverkehrs-Doppelstockzüge von Bombardier verspätet. 
  • Konzernergebnis von 568 Millionen Franken erzielt (+ 42,5 Prozent), auch dank Effizienzprogramm «RailFit20/30»; Gewinn bleibt gänzlich im Bahnsystem.
  • Gutes Ergebnis ermöglichte mehr Sparbillette und weitere Investitionen für Kunden in Service und Qualität.
  • SBB Cargo mit 12,9 Millionen Franken wieder in den schwarzen Zahlen; Situation bleibt angespannt, da voll liberalisiert und ab 2019 keine Subventionen mehr.
  • Bund und Kantone bestellten Leistungen von 3466 Millionen Franken (+ 2,8 Prozent) für Betrieb und Unterhalt Infrastruktur, Regionalverkehr und Ausbauten.
  • Kostendeckungsgrad Regionalverkehr für Bund und Kantone verbessert, unter anderem dank höherer Produktivität.
  • Schuldendeckungsgrad weiter verbessert und mit 5,62 unterhalb der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5.

Die SBB beförderte 2018 täglich 1,25 Millionen Passagiere (+ 0,8 Prozent). Rückläufig war die Kundenpünktlichkeit: 90,1 Prozent der Fahrgäste (- 0,1) kamen pünktlich an; die Anschlüsse erreichten 97,0 Prozent (- 0,1). Unbefriedigend war die Pünktlichkeit in der Romandie und im Tessin sowie im 4. Quartal auf stark ausgelasteten Strecken wie Bern-Zürich.

Die Sicherheit blieb auf hohem Niveau: Es gab weniger Berufs-, Rangier- und Zugsunfälle als im Vorjahr. Die Kundenzufriedenheit ist im Personenverkehr und im Güterverkehr gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Bei SBB Immobilien blieb sie konstant. Bei fünf von neun Konzernzielen fielen die Werte 2018 besser aus als im Vorjahr, der Imagewert blieb gleich, bei Pünktlichkeit, Personalmotivation und Free Cashflow lagen die Werte tiefer.

Was die Pünktlichkeit 2018 beeinflusste.

Die SBB hat so viel Unterhalt gemacht wie noch nie, zeitgleich mit Ausbauten der Infrastruktur; diese Baustellen erforderten zahlreiche Streckensperrungen. Gleichzeitig hat die SBB das Angebot ausgebaut und wie üblich viele Zusatzverkehre bewältigt, beispielsweise für Grossveranstaltungen wie die Street Parade oder an Schulreisetagen.

Fehlende Kapazitäten der verspäteten Fernverkehrs-Doppelstockzüge von Bombardier machten es notwendig, älteres Rollmaterial länger und intensiver einzusetzen. Die SBB setzt zusammen mit Lieferant Bombardier alles daran, die neuen Züge möglichst rasch zuverlässig einzusetzen. Hinzu kamen unterschiedliche technische Störungen ohne systematische Ursachen an Lokomotiven, Wagen, Stellwerken, Fahrleitungen, IT-Systemen sowie Verspätungen aus dem Ausland und leider auch Personenunfälle. 

Konzernergebnis gesteigert.

Das Konzernergebnis stieg um 169 auf 568 Millionen Franken. Davon stammen 102 Millionen Franken aus den Bereichen Regionalverkehr und Infrastruktur; diese werden gemäss gesetzlichen Vorgaben den spezialrechtlichen Reserven zugewiesen. Auch die frei verfügbaren 467 Millionen aus den eigenwirtschaftlichen Bereichen werden gänzlich ins Bahnsystem investiert, zum Beispiel in Rollmaterial. Das Konzernergebnis wurde auch durch das Effizienzprogramm «RailFit20/30» ermöglicht. Dieses ist gut auf Kurs: Verwaltungskosten wurden gesenkt, die Produktivität beim Personen- und Güterverkehr wie auch bei der Infrastruktur gesteigert und bei Investitionen und Beschaffungen mehr erreicht mit weniger Mitteln. Im Vergleich zum Vorjahresergebnis sind Sondereffekte weggefallen: die Wertberichtigung von SBB Cargo sowie Restrukturierungsrückstellungen im Umfang von 208 Millionen. Umgekehrt sind die Gewinne aus Immobilienverkäufen 2018 zurückgegangen. In den kommenden Jahren sind tiefere Gewinne zu erwarten aufgrund der Inbetriebnahme von Rollmaterial (Fernverkehrs-Dosto, Giruno) und höherem Rollmaterial-Unterhalt. Beim abgeltungsberechtigten Regionalverkehr stieg der Kostendeckungsgrad auf 61,8 Prozent (+ 0,6). 

Die bestellten Leistungen von Bund und Kantonen für Betrieb und Unterhalt der Infrastruktur, den Regionalverkehr sowie Ausbauten stiegen um 2,8 Prozent auf 3466 Millionen Franken, ohne Investitionen auf 2720 Millionen (+ 2,0 Prozent). 

Der Free Cashflow lag wegen der kommerziell finanzierten Investitionen bei - 215 Millionen Franken (Vorjahr: 396 Millionen). Der Schuldendeckungsgrad verbesserte sich auf 5,62 (Vorjahr: 5,97). Damit hat die SBB die Höchstgrenze des Eigners von 6,5 erneut unterschritten. Für einen langfristig robusten Schuldendeckungsgrad sind weitere Effizienzsteigerungen nötig. Zur Steigerung von Service und Komfort für die Kunden wird die SBB auch künftig hohe Investitionen in Rollmaterial und Bahnhöfe tätigen. 

Die Anzahl Vollzeitstellen sank um 446 auf 32 309. Sie haben in allen Bereichen abgenommen. Stellen geschaffen wurden bei Technik und Unterhalt des Personenverkehrs, den Tochtergesellschaften von SBB Cargo sowie bei IT. Im Konzernbereich Human Resources wurden aus Effizienzgründen Aufgaben aus den Divisionen zusammengefasst. 2018 wurden 1620 Lernende in 25 Berufen bei der SBB ausgebildet, 447 schlossen ihre Lehre ab. Ende 2018 wies die SBB 840 offene Stellen aus, vorab in den Bereichen, die für die Bewältigung der Verkehrszunahmen wichtig sind, so beim Lokpersonal oder technischen Personal.

Personenverkehr verkaufte erstmals mehr als 100 Millionen Billette.

2018 hat die SBB 107 Millionen Billette verkauft. Dazu haben insbesondere die digitalen Verkaufskanäle sbb.ch und SBB Mobile beigetragen: Sie haben um 37 Prozent zugelegt. Der Absatz an Schaltern und auch an Automaten ist gesunken. Die Selbstbedienungsquote erreicht einen Höchstwert von rund 87,9 Prozent. Die SBB hat mehr Stammkunden als je zuvor, mehr als 3 Millionen: 490 000 Kunden haben ein Generalabonnement (+ 2,1 Prozent), 2,6 Millionen ein Halbtaxabo (+ 2,6).

Kunden und Besteller profitieren von Preissenkungen, auch 2019.

Die Produktivitätssteigerungen ermöglichten es der SBB, 2018 mit Sparbilletten Preissenkungen im Umfang von 80 Millionen Franken umzusetzen, 30 Millionen mehr als angekündigt. So wurden über fünf Millionen Sparbillette verkauft, an Spitzentagen rund 30 000. Sie führten zu Mehrverkehr für den gesamten öV und haben eine Lenkungswirkung auf schwach ausgelastete Züge: Jeder vierte Kunde änderte seine Reisezeit. Ein Drittel der Kunden unternahmen die Fahrt nur dank Rabatt. Rund 20 Prozent reisten mit der Bahn anstatt mit einem anderen Verkehrsmittel, insbesondere dem Auto.

Die SBB hat in die Sauberkeit der Züge investiert und die Preise in der Bahngastronomie gesenkt. Um die Wartezeiten für Kunden weiter zu reduzieren, hat sie in Spitzenzeiten an Schaltern und im SBB Contact Center mehr Mitarbeitende eingesetzt. Insgesamt hat die SBB 2018 156 Millionen Franken für diese Massnahmen aufgewendet.

Auch 2019 wird die SBB das Preis-Leistungsverhältnis steigern und die Servicequalität verbessern. Es sind Sparbillette für mehr als 100 Millionen Franken geplant, zudem Gutscheine und Gutschriften für Abo-Kunden und Verbesserungen im Catering, bei Kundeninformation und Reinigung. Insgesamt wird die SBB dafür 230 Millionen Franken aufwenden. Damit geht die SBB weit über das hinaus, was mit dem Preisüberwacher vereinbart worden ist.

Dank Produktivitätssteigerungen bei der Infrastruktur konnte die SBB zudem den Bahnstrompreis im Umfang von jährlich rund 23 Millionen Franken senken; dies kommt allen Eisenbahnverkehrsunternehmen im Personen- und Güterverkehr zugute. Als Besteller profitieren Bund und Kantone vom verbesserten Kostendeckungsgrad im Regionalverkehr.

Produktivitätssteigerungen ermöglichen es der SBB auch, beim Bundesamt für Verkehr per 2021 oder falls möglich früher Trassenpreissenkungen im Umfang von rund 100 Millionen Franken zu beantragen. Das hilft allen Eisenbahnverkehrsunterneh-men ihr Preis-Leistungsverhältnis zugunsten der Kunden zu verbessern und stärkt ihre Wettbewerbsfähigkeit in der Mobilitäts- und Logistikkette.

Das Ergebnis des Personenverkehrs stieg auf 241 Millionen Franken (Vorjahr: 186 Millionen Franken). Die Verkehrserträge des Personenverkehrs haben um 2,2 Prozent auf 3483 Millionen Franken zugenommen. Gründe sind das Wachstum bei den General- und Halbtaxabonnementen, die Verbesserung im internationalen Personenverkehr dank gesteigerter Nachfrage auf der Nord-Süd-Achse und trotz Streiks in Frankreich.

Die aufgrund eines Lieferantenfehlers des Anbieters für Graffitischutz äusserlich verschmutzten IC2000 Wagen werden bis im Frühling gereinigt. Die Schäden durch Vandalismus am Rollmaterial haben erneut zugenommen auf 5,8 Millionen Franken. Die Zahl der Graffitifälle nahm um 29 Prozent zu, die Schadenssumme stieg um 43 Prozent auf drei Millionen, da immer grössere Flächen versprayt werden. Die SBB arbeitet eng mit den Strafverfolgungsbehörden zusammen und bringt jeden Fall zur Anzeige.     

Immobilien steigert die Mieterträge.

Die Anlageobjekte in der Europaallee Zürich sowie in Zürich Altstetten/Westlink wurden im Verlauf 2017 in Betrieb genommen und generierten 2018 erstmals Mieterträge. Die Mieterträge von Dritten sind daher auf 502 Millionen Franken gestiegen (+ 4,6 Prozent).

Die Drittumsätze in den 32 Grossbahnhöfen entwickelten sich positiv (+ 61 Millionen Franken, + 3,7 Prozent), insbesondere aufgrund der Umsätze in den Bahnhöfen Zürich Hauptbahnhof, St. Gallen und Genève Cornavin. Während der Detailhandel Schweiz stagnierte (+ 0,1 Prozent, Stand November), lagen die flächenbereinigten Drittumsätze der SBB deutlich über dem Vorjahresniveau.

Der Erfolg aus Immobilienverkäufen ist von 207 Millionen Franken auf 107 Millionen zurückgegangen. In den nächsten Jahren werden sich Gewinne aus Immobilienverkäufe bei rund 60 Millionen einpendeln. Insgesamt erzielte SBB Immobilien mit 339 Millionen Franken ein tieferes Ergebnis vor Ausgleichszahlungen (2017: 435 Millionen). 

Güterverkehr dank Sanierungsprogramm in den schwarzen Zahlen.

SBB Cargo ist mit einem Ergebnis von 12,9 Millionen Franken wieder in den schwarzen Zahlen. Die Sanierungs- und Performancemassnahmen zeigten Wirkung. Allerdings sind 2018 Einmaleffekte aufgetreten, wie tiefere Abschreibungen aufgrund der Wertberichtigung 2017 oder Verkäufe von Rollmaterial. Ab 2019 entfallen die Subventionen von zuletzt 8 Millionen Franken; sie sind in den vergangenen Jahren schrittweise reduziert worden. SBB Cargo erhält also keine direkte Unterstützung mehr durch den Bund. Insgesamt bleibt die Lage angespannt: SBB Cargo ist voll im Wettbewerb und angewiesen, dass die Bahn dort eingesetzt wird, wo sie ihre Stärken hat und wo die Kunden bereit sind, den entsprechenden Preis zu zahlen.

Das Ergebnis von Cargo International fällt dank einem Ertragswachstum von 11,6 Millionen Franken mit 6,1 Millionen positiv aus. 

SBB Cargo überprüft Bedienpunkte und macht sich fit für Partnerschaft.

Der für die Versorgung der Schweiz strategisch bedeutende System-Wagenladungsverkehr hat sich positiv entwickelt (+1,7 Prozent Umsatzwachstum). Der kleinteilige Einzel-Wagenladungsverkehr nahm erneut um 2,4 Prozent ab und steht immer stärker unter Druck. Deshalb überprüft SBB Cargo mit ihren Kunden bis Ende 2019 Alternativen zu einer fixen täglichen Bedienung, etwa gebündelte Lieferungen. So werden für die Kunden Überraschungen vermieden. Die Erfahrungen in ersten Regionen zeigen: In etwa 60 Prozent der Fälle können bessere Lösungen als bisher auf der Schiene gefunden werden. 

Seit Januar ist SBB Cargo eine eigenständige Konzerngesellschaft. Damit legt die SBB die Basis, um die Drittbeteiligung an der SBB Cargo AG 2019 zu realisieren. Die Marktansprache für eine Partnerschaft hat Interessenten aus dem In- und Ausland angezogen. Die Offerten werden derzeit geprüft und verhandelt. 

SBB Infrastruktur mit Rekord an Unterhalt und höherer Produktivität.

SBB Infrastruktur hat noch nie so viele Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten ausgeführt, in der Sommerhitze für die Mitarbeitenden unter anspruchsvollen Bedingungen. Sie nähert sich dem Volumen, um den Substanzerhalt langfristig sicherzustellen. 

Das Infrastrukturergebnis beläuft sich auf 78,2 Millionen Franken (Vorjahr: 99,6 Millionen). Das Ergebnis des Bereichs Energie von 24,8 Millionen fliesst in Reinvestitionen von Energieanlagen; dasjenige des Bereichs Netz von 53,3 Millionen fliesst zweckgebunden in die spezialgesetzlichen Reserven für die Zukunft.

Die Mittel aus der Leistungsvereinbarung (LV) wurden nicht vollständig ausgeschöpft, obwohl die geplanten Leistungen im Unterhalt erreicht wurden. Grund dafür sind einerseits die weiter erhöhte Produktivität und Einsprachen; andererseits fehlten bei steigendem Bauvolumen für zusätzliche Unterhalts-, Erneuerungs- und Ausbauprojekte die Ressourcen für Planung und Realisierung. Die SBB wird aus diesen Gründen auch den LV-Zahlungsrahmen 2017 bis 2020 entgegen den ursprünglichen Einschätzungen voraussichtlich nicht ausschöpfen und zwar im Umfang von geschätzt 250 Millionen Franken oder 3 Prozent.

Auch künftig zeitlich konzentrierte Arbeiten, Netzzustand stabil.

Die SBB wird auch künftig Unterhalts-, Erneuerungs- und Ausbauarbeiten wo sinnvoll zeitlich konzentriert durchführen, wie 2018 mit der Totalsperre und intensivem Bauen zwischen Lausanne und Puidoux-Chexbres oder bei der Sperre des Bahnhofs Luzern über ein Wochenende für einen grossen Weichenumbau. Dabei werden Auswirkungen auf Kunden und auf die Pünktlichkeit sorgfältig abgewogen, die Arbeiten auf Zeiten mit möglichst wenig Kunden gelegt sowie Bahnersatzlösungen angeboten. Zeitlich konzentrierte Arbeiten sind nur möglich, wenn Planungs- und Bauspezialisten sowie Baukapazitäten zur Verfügung stehen. Es geht um eine Abwägung im Spannungsfeld von Pünktlichkeit, Verfügbarkeit der Infrastruktur und langfristiger Qualität. 

Die Verfügbarkeit der Infrastruktur hat sich 2018 erhöht: Trotz mehr Verkehr gab es nicht mehr Anlagenstörungen. Der Zustand der Infrastrukturanlagen – Bahn-, Energie- und Telecomnetz – ist gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben und wird gemäss Netzzustandsbericht 2018 als «gut bis ausreichend» klassiert. Der Zustand der Fahrbahn wird nach wie vor als nur «ausreichend» bezeichnet, der Zustand der Kunstbauten als «gut» eingestuft. Die SBB hat mit 226 Kilometern mehr Fahrbahn-Kilometer erneuert (+14 Kilometer) und mehr vorbeugend unterhalten: mit 216 Kilometern wurden 10 Prozent mehr Schienen geschliffen. 

Bei den in der Leistungsvereinbarung mit dem Bund enthaltenen Zielen hat die SBB 8 von 15 quantitativen Zielen erreicht (2017: 12 von 15). Die Sicherheitsziele wurden erneut alle übertroffen. Im Fall des gesenkten Bahnstrompreises nahm die SBB bewusst in Kauf, dass das finanzielle Ziel Trassenerlöse nicht erreicht wurde.

Der Lagebericht Infrastruktur, der Netzzustandsbericht und der Jahresbericht zur Leistungsvereinbarung können per Mail an kommunikation-infrastruktur@sbb.ch bestellt werden.