1. Was ist bis jetzt passiert?
Um das Problem zu verstehen, müssen wir 17 Jahre zurückgehen, zum Dezember 2004. Damals führte die SBB mit Bahn 2000 einen brandneuen, komplett umgestalteten, modernen Fahrplan ein. Seitdem ist der Fahrplan mit neuen Angebotssprüngen und Zügen praktisch Jahr für Jahr gewachsen. Die letzten Jahre hat man es gemerkt – es wird immer schwieriger, die Züge pünktlich verkehren zu lassen. Deshalb musste die SBB handeln und den Fahrplan modernisieren, so wie sie es vor ein paar Jahren bereits in der Deutschschweiz gemacht hatte.
2. Warum braucht es einen neuen Fahrplan?
Jeden Monat zeigen die Pünktlichkeitswerte, dass die Züge in der Romandie weniger pünktlich sind als in der restlichen Schweiz. Hier nur drei der vielen Gründe dafür:
- Die für das Umsteigen berechneten Zeiten reichen nicht mehr. Die Zahl der Reisenden nimmt stetig zu, es braucht mehr Zeit fürs Ein- und Aussteigen.
- Auch die Anzahl Züge auf dem Netz ist seit Bahn 2000 gestiegen. Dies bedeutet, dass die Gleise stärker abgenutzt werden und sie mehr unterhalten werden müssen.
- Infolge des Netzausbaus mit zusätzlicher Infrastruktur und neuen Bahnhöfen häufen sich die Baustellen auf den Gleisen. Dies wiederum bedeutet, dass die Züge langsamer fahren müssen.
Kurz: Die SBB muss dem Fahrplan etwas Luft verschaffen, indem sie insbesondere die Fahrzeiten zwischen den Bahnhöfen verlängert. Nur so kann sie die nötigen Ausbau- und Wartungsarbeiten auf dem Netz durchführen.
3. Wie wurde der neue Fahrplan erarbeitet?
Der Fahrplan 2025 entstand in intensiver Zusammenarbeit zwischen der SBB und den Westschweizer Kantonen. Deren Spezialist:innen arbeiteten Hand in Hand mit den Expert:innen der SBB, um den Fahrplan zu erstellen. Es war ein langwieriges und herausforderndes Unterfangen: Massnahmen, die für eine Seite passten, waren für die andere Seite nicht unbedingt zufriedenstellend. Der neue Fahrplan ist das Ergebnis eines ausgewogenen Kompromisses und musste jeden Kanton zufriedenstellen, auch wenn man sich manchmal für die am wenigsten schlechte Lösung entscheiden musste.
4. Was sind drei Vorteile des neuen Fahrplans?
- Etwas mehr Luft im Fahrplan, d.h. ein paar Minuten längere Fahrzeiten, damit die SBB das Netz unterhalten und ausbauen kann.
- Eine verbesserte Pünktlichkeit und somit eine bessere Qualität für die Kund:innen.
- Neue Verbindungen, insbesondere mit dem Knoten Renens, aber auch zwischen Vevey und Palézieux sowie der Halbstundentakt zwischen dem Jurasüdfuss und Lausanne und die Verlängerung des RegioExpress Richtung Martigny.
Alle Änderungen des neuen Fahrplans können über den Link in der Rubrik «Downloads» oben rechts im Artikel heruntergeladen werden.
5. Warum wird der Entscheid zum IC5 kritisiert?
Darüber wurde in den letzten Tagen am meisten diskutiert: Der IC5 wird nicht mehr bis nach Genf fahren. Er verkehrt jedoch im Halbstundentakt nach Lausanne und bietet in Renens Anschluss nach Genf.
6. Was ist zwischen dem Jurasüdfuss und Genf genau geplant?
Die Züge der Linie IC5 (Jurasüdfuss) verkehren im Halbstundentakt immer von und nach Lausanne. Sie halten neu in Renens, wo die Reisenden aus Yverdon-les-Bains, Neuenburg oder Biel nach Genf umsteigen können. Heute stehen den Reisenden von Neuenburg nach Genf jede Stunde eine Verbindung ohne Umsteigen (Reisedauer: 1 Stunde 9 Minuten) und eine Verbindung mit Umsteigen in Lausanne (Reisedauer: 1 Stunde 36 Minuten) zur Verfügung. Mit dem Fahrplan 2025 gibt es künftig zwei Verbindungen pro Stunde mit Umsteigen in Renens (Reisedauer: 1 Stunde 17 Minuten).
Dieser Halbstundentakt, sei es nach Lausanne oder Genf, wird auch Reisenden von und nach beispielsweise Biel und Delsberg zur Verfügung stehen. In Lausanne besteht für die IC5 der Jurasüdfusslinie neu ein halbstündlicher Anschluss an die RegioExpress Richtung Riviera und Unterwallis.
7. Warum wurde diese Lösung gewählt?
Es ist unmöglich, die Züge systematisch unter guten Bedingungen verkehren zu lassen, insbesondere auf der Strecke Lausanne–Genf, die durch den Fern-, Regional- und Güterverkehr bis in den Knoten Genf hinein stark ausgelastet ist. Zudem wird der Bahnhof Genf während mehrerer Jahre umgebaut.
Eine Studie zur Nachfrage auf der betroffenen Linie bestärkt die Wahl:
- Von Delsberg aus gehen die Hauptströme in Richtung Basel oder Biel.
- Fast drei Viertel der Kund:innen aus Biel, Neuenburg oder Yverdon-les-Bains reisen nach Lausanne und Agglomeration.
- Ab Yverdon-les-Bains haben 81 Prozent der Kund:innen Lausanne als Ziel.
8. Was ist mit den restlichen Kund:innen?
Zu den Hauptverkehrszeiten am Morgen und Abend sind Ausnahmen vorgesehen. Morgens verkehren drei direkte Züge von Neuenburg nach Genf Flughafen, abends drei direkte Züge nach Neuenburg. In der jeweils anderen Richtung ist am Morgen und am Abend je ein Zug vorgesehen.
9. Gilt der neue Fahrplan für immer?
Nein, es handelt sich um eine Übergangslösung, die Verbindung entfällt nicht dauerhaft. Sie wird nach und nach wieder eingeführt, wenn die neue Infrastruktur zur Verfügung steht. Erfreulich ist, dass mit der Inbetriebnahme der neuen Doppelspur zwischen Grellingen und Duggingen die direkte Verbindung Lausanne–Delsberg–Basel im Dezember 2025 wieder eingeführt wird.
10. Ist der Jurasüdfuss der SBB nicht wichtig?
Für die SBB sind die Städte und Regionen entlang der Jurasüdfusslinie von grösster Bedeutung. Sie investiert grosse Summen in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs. Letztes Jahr gab die SBB zusammen mit der Stadt Yverdon-les-Bains und dem Kanton Waadt bekannt, dass mehrere hundert Millionen Franken für den Erhalt und die Neugestaltung des historischen Werks in Yverdon-les-Bains investiert werden, wo derzeit über 700 Personen arbeiten. Zwischen Neuenburg und La Chaux-de-Fonds ist eine neue Linie geplant, welche die Fahrzeiten halbiert. Zwischen Neuenburg und Biel haben die Bauarbeiten für den neuen Ligerztunnel begonnen, in den 431 Millionen Franken investiert werden. Auch in Genf werden mehr als zwei Milliarden Franken in das Netz und den Tiefbahnhof investiert.
Der neue Fahrplan soll ein pünktliches und stabiles Angebot für die Kund:innen sicherstellen, wobei gleichzeitig das Netz der Zukunft in der ganzen Schweiz weiterentwickelt wird.