Die 18-jährige Annina Zberg steht am Bahnhof Thalwil. Trotz ihrer zierlichen Gestalt ist sie nicht zu übersehen: Über ihrer roten Kleidung des Skiclubs Schwendi-Langis trägt sie ein Sportgewehr am Rücken. Sie hat unglaublich viel weiteres Gepäck dabei: einen Rollkoffer, eine Tasche und ihre Langlaufski. Sie steigt die steilen Treppen des Bahnhofs hinauf, ein Perron weiter wieder hinunter – schnell und mühelos.
Seit Annina acht Jahre alt ist, betreibt sie Biathlon. «Ich bin einfach in diese Sportart reingerutscht», sagt sie. «Auch meine ältere Schwester und mein älterer Bruder machen Biathlon, wie eigentlich jedes Kind des Skiclubs Schwendi-Langis. Denn der Skiclub bietet Langlauf in Kombination mit Schiessen an. Es gibt ja nichts Cooleres, oder?»
Der Zug fährt ein und ist voll mit Ausfüglern, Skifahrerinnen und Langlaufbegeisterten. Annina stellt ihr Gepäck in den Gang, die Langlaufski kommen auf die Gepäckablage und das Sportgewehr klemmt sie sich zwischen die Knie. Annina wird oft angesprochen, vor allem, wenn sie nebst dem Sportgewehr noch viel Gepäck dabei hat. Die meisten Leute seien interessiert und fragten, was sie genau mache oder ob sie ihr mit dem Gepäck helfen dürften.
Im Öffentlichen Verkehr hat Annina Zeit – Zeit, die sie sonst nicht hat
Der Walensee zieht vorbei. Nebelschwaden liegen über dem See und verbreiten eine mystische Stimmung. Im ÖV hat die angehende Kauffrau Annina Zeit. Zeit, die sie nebst Trainings, Wettkämpfen, Berufsschule und Lehre sonst nicht hat. Zeit, um mit ihren Freundinnen der Berufsschule zu reden, Musik zu hören, Sportanlässe im Livestream zu schauen, Hausaufgaben zu erledigen oder sich auf die nächste Prüfung der Berufsschule vorzubereiten.
«Beim Reisen mit dem Zug muss ich nichts überlegen, ausser dass ich nicht vergesse ein- und auszusteigen», erzählt Annina und lacht dabei.
Im Rahmen der langjährigen Partnerschaft mit der Stiftung Schweizer Sporthilfe offeriert die SBB Annina ein Generalabonnement in der zweiten Klasse. «Dieses GA bedeutet mir sehr viel», sagt sie. «So kann ich mühelos zwischen Trainings, Berufsschule und Lehrbetrieb pendeln. Biathlon ist eine sehr teure Sportart: Ausrüstung, Trainingslager, Übernachtungen, Kaderbeiträge – das alles kostet».
Am ÖV ärgere sie nur, wenn sie keinen Platz fände. Aber solange sie sitzen könne, sei das okay. Und sonst müsse die SBB halt einen Wagen mehr anhängen, meint sie verschmitzt. Und für den Transport von viel Gepäck und Ski – auch im Hinblick auf die Sportferien – hat sie auch einen Tipp: «Mitreisende um Hilfe fragen und beim Veloabteil einsteigen, weil es da auch Platz für die Ski hat.»
An der Bushaltestelle Lantsch/Lenz bei der Biathlon Arena warten Anninas Schwester Silja – die heute auch ihre Trainerin ist – und deren Freund. Es ist strahlend schönes Wetter, der Schnee knirscht unter den Schuhen. Die Roland Arena, wie das Trainingsareal für Profisportlerinnen und Amateure heisst, hat 30 Zielscheiben, ist weltcuptauglich und Anninas Lieblingsarena in der Schweiz.
Annina macht sich bereit. Nach einem Probelauf von 50 Metern justiert Annina ihr Sportgewehr. «Toggh!» Wir hören das metallene Geräusch, wenn das Projektil die Zielscheibe trifft. «Toggh, Toggh, Toggh, Toggh!» Der Hall verbreitet sich über das ganze Gelände. Sie feuert insgesamt fünf Schüsse ab. Zuerst liegend, in der zweiten Runde stehend. Dazwischen ist sie am Skaten, dem V-Schritt im Langlauf. «Fehler, rechts unten, rechts oben, rechts oben, Rand.» Silja schaut durchs Fernrohr und analysiert die Treffer.
«So schlecht habe ich schon lange nicht mehr geschossen», stellt sie fest. Zufrieden ist sie, wenn sie pro Training 80 Prozent erreicht, das heisst pro Schiessdurchgang toleriert Annina einen Fehler. Nein, im Ausgang sei sie nicht gewesen, es sei halt tagesformabhängig, meint sie. Zudem scheine die Sonne direkt ins Ringkorn – dem Visier des Sportgewehrs – und das störe sie. Schiessen sollte sie trotzdem können, findet sie selbstkritisch.
«Das Wichtigste für mich ist aber, dass ich Spass habe. Das ist doch mit allem im Leben so. Wenn man das macht, woran man Freude hat, kommt es auch gut.»
Annina trainiert auf den Alpencup Tesero in Italien und auf den Swiss Biathlon Cup in Realp. Beim Wettkampf in Realp gibt es Punkte, die Annina benötigt, damit sie sich für das European Youth Olympic Festival (EYOF) im finnischen Voukatti qualifiziert – ihr Saisonziel.
Wer Annina also demnächst live sehen will, fährt am 12. und 13. Februar 2022 nach Tesero in Italien zum Alpencup oder am 19. und 20. Februar 2022 nach Realp zum Swiss Biathlon Cup.
Biathlon – kurz erklärt
Die Sportart Biathlon ist eine Kombination aus Schiessen und Langlauf. Seinen Ursprung hat Biathlon in der Jagd, früher war Biathlon eng mit dem Militär verbunden. 1905 anerkannte das IOC Biathlon als eigenständige Sportart und seit 1960 ist Biathlon olympisch. Die Disziplinen Einzel, Sprint, Verfolgung, Massenstart und Staffel werden an den Olympischen Spielen und an den Biathlon Weltcups durchgeführt.
Das Engagement der SBB
Seit 2014 unterhält die SBB eine Partnerschaft mit der Stiftung Schweizer Sporthilfe und ist offizielle ÖV-Transportpartnerin. Über dieses Engagement unterstützt die SBB Athletinnen und Athleten mit einer Patenschaft und setzt sich so für die Nachwuchsförderung ein. Jugendliche kommen dadurch früh in Berührung mit dem Öffentlichen Verkehr. Die Stiftung Schweizer Sporthilfe unterstützt pro Jahr über 1000 Schweizer Athletinnen und Athleten aus über 70 Sportarten, direkt und finanziell, auf ihrem Weg vom nationalen Talent bis an die Spitze.
Enspannte Reise in die Winterferien
Mit dem Öffentlichen Verkehr ist jeder Wintersportort bequem erreichbar. Informieren Sie sich über aktuelle Angebote der Wintersaison oder zum Transport des Reisegepäcks.