Der Ausbau des Bahnhofs Basel SBB läuft auf Hochtouren

Der Ausbau des Bahnhofs Basel SBB ist gut angelaufen. Nach drei Monaten steht das erste Joch der provisorischen Passerelle. 119 der insgesamt 308 Bohrpfähle zur Erweiterung der Gleis- und Perronanlagen sind erstellt. Ab Ende 2025 schaffen die Ausbauten die nötige Kapazität für mehr Bahnangebot.

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Die Bauarbeiten für den Ausbau des Bahnhofs Basel SBB sind auf Kurs. Am 14. Dezember 2022 erteilte der Bund der SBB die Baubewilligung für die beiden Projekte. Am 2. Januar 2023 starteten die Bauarbeiten. Das 210-Millionen-Franken-Projektpaket beinhaltet einerseits das Projekt Leistungssteigerung Basel SBB mit dem zusätzlichen 460 Meter langen Perron Gleis 19/20 und kapazitätssteigernden Massnahmen auf den Zulaufstrecken Richtung Basel St. Johann und Münchenstein. Andererseits enthält das Paket eine provisorische 147 Meter lange und rund 10 Meter breite Passerelle im Bereich zwischen der bestehenden Passerelle und der Margarethenbrücke.

Eine der Voraussetzung für die künftigen Angebotsausbauten

An einer Medienkonferenz in Basel informierten Wolfgang Stolle, SBB Gesamtprojektleiter, und Thomas Staffelbach, SBB Gesamtkoordinator Basel, über den Stand der Arbeiten und die weiteren Ausbauprojekte in der Region. Marco Galli, Koordinator Bahnknoten Basel beim Kanton Basel Stadt, unterstrich die Bedeutung des Projektpakets für den Kanton. Denn ab Ende 2025 soll die Nordwestschweiz deutlich mehr Zug erhalten. Dies haben Bund, Parlament und Kantone beschlossen. Die S-Bahn-Züge zwischen Basel und Liestal sollen ab dann im Viertelstundentakt verkehren und die Fernverkehrszüge auf der Linie Basel–Delémont–Biel/Bienne im Halbstundentakt. Leistungssteigerung und provisorische Passerelle schaffen dafür im Bahnhof Basel SBB die nötigen Kapazitäten für mehr Zugshalte und mehr Reisende, insbesondere zur Hauptverkehrszeit.

Bohrmaschine erstellt Pfähle für 570 Meter lange Stützmauer

Aktuell nimmt das Bauteam entlang der Meret Oppenheim-Strasse Arbeiten für die künftige Stützmauer vor. Das rund 570 Meter lange, zwischen vier bis sieben Meter hohe Bauwerk schliesst künftig das Gleisfeld gegen das Gundeldingerquartier hin ab. Das Gleisfeld muss gegen Süden hin verbreitert werden, um genügend Platz für die erweiterte Perron- und Gleisanlage zu schaffen. Seit Ende Januar bohrt dafür eine Bohrmaschine die Bohrpfähle für die Stützmauer. Die Maschine ist noch bis voraussichtlich Juni 2023 zwischen der Margarethenbrücke und der Peter Merian-Brücke im Einsatz. 119 der insgesamt 308 Bohrpfähle sind per Ende März erstellt. Die Bohrpfähle gehen unterschiedlich tief in den Boden, die längsten sind bis zu 14 Meter lang.

Abbruch der gleisnahen Häuser zwischen Passerelle und Hochstrasse

Um die Stützmauer bauen zu können, brechen die Bauleute seit Januar 2023 die nahe gelegenen Häuser zwischen Postpasserelle und Hauptpasserelle ab. Ab April folgen die gleisseitigen Gebäude an der oberen Hochstrasse. Den südlichen Zugang zur Postpasserelle musste die SBB aus demselben Grund am 13. Februar 2023 sperren. Den betreffenden Abschnitt der Postpasserelle bricht das Bauteam ab Mitte Mai 2023 ab. Danach wird der Zugang rund 4,3 Meter weiter Richtung Süden neu gebaut. So reicht er künftig über das breitere Gleisfeld. Ende 2023 geht der neue Zugang wieder in Betrieb.

Das erste Joch für die neue Passerelle steht

Auch die ersten Arbeiten für die provisorische Passerelle laufen. Von Mitte Januar bis Anfang April 2023 erstellte das Bauteam am westlichen Ende des Perrons Gleis 11/12 die dortigen Fundationen und Stützen der neuen Passerelle. Unterdessen sind das Joch und der Treppenaufgang zur Passerelle erstellt. Anfang April wechseln die Bauleute sodann zum westlichen Ende des Perrons Gleis 9/10 und machen dasselbe dort. Ende Juni folgt der Wechsel auf Perron Gleis 7/8. Während den Arbeiten ist die Länge des betreffenden Perrons jeweils eingeschränkt.

Umfangreiche Nachtarbeiten im Gleisbereich

Nachts nehmen die Bauteams seit Januar Arbeiten an der Fahrleitung, den Gleisen und den Kabelanlagen vor. Diese Anpassungen sind für die Fundationen der Passerelle und die neuen Perronanlagen notwendig. Zudem erstellen die Bauteams Schutzgerüste. Sie sollen sicherstellen, dass bei den Abbrucharbeiten kein Bauschutt auf die in Betrieb stehenden Gleisanlagen gelangt. All diese Arbeiten können die Bauteams aus Sicherheitsgründen nur bei gesperrtem Gleis und ausgeschalteter Fahrleitung vornehmen. Sie müssen deshalb in der verkehrsärmeren Nachtzeit ausgeführt werden. Die SBB prüft laufend, wie sich je nach Bauphase der nächtliche Lärm reduzieren lässt. Sie ist sich aber bewusst, dass die Arbeiten trotzdem viel Geduld und Verständnis von den Anwohnenden abfordern.

Einschränkungen für Velos und motorisierten Verkehr

Zu Einschränkungen kam und kommt es für Velos und motorisierten Verkehr. So ist beispielsweise die Zahl der Veloabstellplätze auf der Gundeldingerseite baubedingt reduziert, von zuvor 700 auf temporär 530 Plätze. Die SBB prüft deshalb zurzeit nochmals mit dem Kanton, wie und wo zusätzliche Abstellplätze möglich sind. Ziel ist, diese zusätzlichen Plätze noch im Frühling in Betrieb nehmen zu können. Zwischenzeitlich bittet die SBB die Velofahrerinnen und Velofahrer alle Provisorien zu nutzen, auch die auf Höhe des Meret Oppenheim Hochhauses. Dort sind vielfach noch Plätze frei, insbesondere in der oberen Etage der doppelstöckigen Abstellanlagen. 2025 wird die SBB die temporären Veloplätze wieder demontieren und auf der neugestalteten Südseite des Bahnhofs, entlang der Gleise, wieder aufstellen. Die Gesamtzahl wird dabei auf rund 1100 Veloplätze erhöht. Im Strassenverkehr sind aus Sicherheitsgründen seit Anfang Januar Einschränkungen auf der Meret-Oppenheim-Strasse nötig sowie ab 3. April bis 30. Juni auf der oberen Hochstrasse. Die Einschränkungen gibt die SBB jeweils vorgängig gemäss den geltenden kantonalen Prozessen und Vorgaben bei der Kantonspolizei ein und stimmt sie mit ihr ab.

Detailliertere Angaben und Pläne finden sich auf der Webseite «Ausbau Bahnhof Basel SBB» unter «Einschränkungen.»

Der Bahnausbau in der Region Basel

In der Region Basel sind in den nächsten Jahren zahlreiche Angebotsverbesserungen für den Regional-, Fern- und Güterverkehr geplant. Taktgeber sind die beiden Bahnausbauschritte 2025 und 2035. Für sie hatten Kantone, Güterverkehrsbranche und Bahnen Angebotsziele formuliert. Bund und Parlament legten sodann fest, welche der Angebote eingeführt und welche Infrastrukturen dafür gebaut werden sollen. Die SBB setzt diese Infrastrukturausbauten nun auf ihrem Netz im Auftrag und mit Geldern des Bundes um. Die Bauprojekte und Angebote stehen dabei in direkter und enger Abhängigkeit zueinander. Verzögert sich ein Projekt, verzögert sich die Einführung eines oder mehrerer Angebote. Für den S-Bahn-Viertelstundentakt Basel–Liestal müssen fünf Bauprojekte im Umfang von über 570 Millionen Franken bis Ende 2025 realisiert sein: das Projektpaket Leistungssteigerung und provisorische Passerelle, der Ausbau der Abstellanlagen Süd, die Entflechtung Basel–Muttenz, die Zugfolgezeitverkürzung Pratteln und das Wendegleis in Liestal. Leistungssteigerung und provisorische Passerelle sind zudem auch eine der Voraussetzungen für drei weitere Angebote: den Fernverkehrs-Halbstundentakt Basel–Delémont–Biel/Bienne, den S-Bahn-Viertelstundentakt Basel–Aesch und die grenzüberschreitenden S-Bahn-Verbindungen Schweiz–Frankreich inklusive der Bahnanbindung EuroAirport.

Weitere Informationen auf der Webseite «Der Bahnausbau in der Region Basel».