Erstes Halbjahr 2015: Mehr Passagiere befördert – Güterverkehr mit Verlust.

Im ersten Halbjahr 2015 hat die SBB täglich 1,20 Mio. Passagiere befördert (+3%). Das Konzernergebnis stieg gegenüber der Vorjahresperiode um 34 auf CHF 92 Mio., dank Immobilienverkäufen, höheren Erträgen im Personenverkehr und Sparprogrammen. Die Kundenzufriedenheit im Personenverkehr stieg um 0,4 auf 74 Punkte. Der Güterverkehr leidet unter der Frankenstärke und rückläufigen Mengen im Import und Export. SBB Cargo weist einen Halbjahresverlust von CHF -25 Mio. aus (CHF 15 Mio.).

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Die SBB erlebte ein anspruchsvolles erstes Halbjahr: Aufgrund der Entgleisung von Güterwagen in Daillens, VD, hat die SBB ihr Engagement bei Gefahrguttransporten verstärkt, auch auf europäischer Ebene, und zusätzliche Massnahmen wie die teilweise Verringerung der Höchstgeschwindigkeit von Gefahrguttransporten ergriffen. Die Kundenpünktlichkeit ist von 89,6 auf 87,4 Prozent zurückgegangen. Gründe dafür sind zahlreiche Unterhalts- und Ausbauarbeiten im hochbelasteten Netz bei laufendem Betrieb, ungünstigere Wetterbedingungen (härterer Winter, Überschwemmungen, Hitze) sowie Anlagen- und Rollmaterialstörungen. Die gewährten Anschlüsse waren auf hohem Niveau rückläufig: Sie lagen bei 97 Prozent (-0,4).

Höheres Konzernergebnis dank Sparen und Mehrerträgen.

Das Konzernergebnis stieg um 34 auf CHF 92 Mio. Dies ist vor allem auf Immobilienverkäufe, leicht höhere Personenverkehrserträge sowie Spar- und Effizienzprogramme zurückzuführen. Die Frankenstärke belastete das Ergebnis mit CHF 44 Mio. Bereits 2014 eingeleitete Spar- und Effizienzmassnahmen wurden verstärkt und weitere Massnahmen wie die Reduktion der Gemeinkosten und eine Priorisierung der Investitionen initiiert.

Der Free Cash Flow nach Finanzierung durch die öffentliche Hand belief sich auf CHF -226 Mio. (CHF +157 Mio. ggü. Vorjahr). Die verzinsliche Nettoverschuldung erhöhte sich um CHF 228 Mio. auf CHF 7948 Mio. Der Schuldendeckungsgrad verschlechterte sich leicht von 6,7 auf 6,8.

Personenverkehr: besseres Ergebnis, mehr Passagiere.

Die SBB beförderte erneut mehr Passagiere. Täglich waren 1,20 Mio. Fahrgäste in den Zügen unterwegs – rund 3 Prozent mehr als in der Vorjahresperiode (1,16 Mio.). Die Personenkilometer stiegen um 2,2 Prozent auf 9,1 Mrd. Kilometer. Ende Juni waren 452 000 Generalabonnemente im Umlauf (+1,9 Prozent). Die Anzahl Halbtaxabonnemente stieg um 0,6 Prozent auf 2,4 Mio. Das Ergebnis im Personenverkehr stieg um 28 auf CHF 26 Mio., dank höherer Verkehrserträge sowie tieferem Personalaufwand.

Mehr als 1000 kundenfreundliche Billettautomaten der neusten Generation wurden eingeführt. Neue Generalanzeiger an grossen Bahnhöfen verbessern die Kundeninformation, gerade im Störungsfall. Der Absatz der Sparbillette ist deutlich gestiegen; an Spitzentagen nutzen über 6000 Kunden dieses Angebot. SBB Kunden beziehen immer mehr Billette per Smartphone und online: Im ersten Halbjahr lag der Anteil am gesamten Billettabsatz bei 19,3 Prozent (Vorjahrsperiode: 15,2).

Per 1. August führte die öV-Branche mit ihren 248 Unternehmen den SwissPass ein. Dies ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem einfachen, kundenfreundlichen und zukunftsorientierten Zugang zum öffentlichen Verkehr und zu Partnerdiensten. Rund 250 000 Reisende sind bereits mit dem SwissPass unterwegs (Stand 9. Sept.).

Immobilien mit Ergebnisverbesserung.  

SBB Immobilien profitierte von der guten Nachfrage nach attraktiven Objekten in Zentrumslage. Die Mieterträge wuchsen aufgrund von Neueröffnungen um 5,2 Prozent auf CHF 217 Mio. Ohne Eröffnungen und Umbauten sanken die Drittumsätze jedoch, insbesondere aufgrund von Preissenkungen im Detailhandel sowie speziell in grenznahen Gebieten. Das Ergebnis vor Ausgleichszahlungen stieg dank den höheren Mieterträgen und gesteigerten Immobilienverkäufen um 38 Prozent auf CHF 188 Mio.

SBB Cargo: Frankenstärke stoppt Aufwärtstrend.

Die Entwicklung im Güterverkehr war gekennzeichnet durch direkte und indirekte Auswirkungen der Frankenstärke. So sank ab April das Transportvolumen deutlich: Die Verkehrsleistung in der Schweiz verringerte sich um 1,2 Prozent auf 3180 Mio. Nettotonnenkilometer (Vorjahresperiode: 3219). Der Rückgang betraf hauptsächlich den Einzelwagenladungsverkehr mit seinen hohen Fixkosten; er betrug bei Grossverteilern, der Baubranche und Transporten im Import/Export teilweise über 5 Prozent. Hingegen stieg die Verkehrsleistung im Speditionsgeschäft und den Transitverkehren von SBB Cargo International; hier sind die Margen tief und international fallen die Einnahmen vor allem in Euro, die Kosten in Schweizer Franken an. Insgesamt sank die Gesamtverkehrsleistung beim Güterverkehr um 0,3 Prozent auf 7616 Mio. Nettotonnenkilometern (Vorjahr 7637). Für SBB Cargo resultierte ein negatives Ergebnis von -25 Mio. (Vorjahr: CHF 15 Mio.). Das Ergebnis von SBB Cargo International fiel aufgrund des Währungseffektes mit CHF -3,9 Mio. ebenfalls negativ aus (Vorjahresperiode CHF 1,1 Mio.).

Die Anzeichen einer Deindustrialisierung in gewissen Branchen haben sich verstärkt. Dauerhaft wegfallende Transportvolumen sind zu befürchten, gleichzeitig sinken die Margen. Deshalb sind weitere Massnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und der langfristigen Kundenbindung sowie strukturelle Anpassungen notwendig.  

Infrastruktur: Unterhaltskosten belasten Ergebnis weiterhin.


Die Anzahl der verkauften Trassenkilometer ist um 1,3 Prozent auf 86,6 Mio. Kilometer gestiegen. Das Ergebnis von SBB Infrastruktur ist mit CHF -58 Mio. weiterhin negativ (Vorjahresperiode: CHF -61 Mio.). Der Verlust ist grösstenteils darauf zurückzuführen, dass die SBB mehr für die Infrastruktur aufgewendet hat, als aus der Leistungsvereinbarung 2013-2016 mit dem Bund zur Verfügung steht. Diesen zusätzlichen Aufwand finanziert die SBB im Interesse von Sicherheit und Pünktlichkeit aus eigenen Mitteln. Die laufenden Programme zur Steigerung von Qualität und Produktivität haben dafür gesorgt, dass der Verlust bei SBB Infrastruktur eingegrenzt werden konnte.

Starkes Fundament für die Mobilität der Zukunft.

Im Hinblick auf die künftige Entwicklung des Schienenverkehrs stehen wichtige Wei-chenstellungen bevor. Ende 2015 erfolgt mit Inbetriebnahme der zweiten Etappe der Zürcher Durchmesserlinie der anspruchsvollste Fahrplanwechsel seit Bahn2000. In der Westschweiz starten umfangreiche Bauarbeiten im Rahmen des Grossprojekts „Léman 2030“, die sich auch auf den Fahrplan 2016 auswirken. Mit dem neuen Gotthardtunnel steht ein Jahrhundertbauwerk vor seiner Vollendung. Die Vorbereitungsarbeiten für die Inbetriebnahme Ende 2016 sind auf Kurs.

Die Umsetzung von FABI – die 2014 gutgeheissene Vorlage zur Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur – ist in vollem Gang. Angesichts des Netzzustands und neuer Infrastrukturbauten plädiert die SBB für genügend Mittel für den Unterhalt. Bei der Planung der weiteren Ausbauschritte ist zu berücksichtigen, dass sich Kundenbedürfnisse wegen der Digitalisierung künftig stark verändern werden. Durch Anreize wie flexiblere Arbeits- und Ausbildungszeiten können Nachfragespitzen geglättet werden; somit verringert sich der Druck auf künftige Investitionen in Infrastruktur und Rollmaterial sowie auf Preiserhöhungen. Die SBB will hier zusammen mit andern grossen Arbeitgebern einen Beitrag leisten. Auch ist sie in der Pflicht, die steigenden Gesamtsystemkosten des Schienenverkehrs zu senken und Angebotskonzepte zu überprüfen.

SBB Konzern in Zahlen.

* hauptsächlich Immobilienverkäufe

* vor allen Ausgleichszahlungen