- Folgen der Covid-19-Pandemie sind erheblich. Grosser Nachfragerückgang: in Zügen und Bahnhöfen ein Drittel weniger Kundinnen unterwegs.
- SBB verzeichnete Verlust von 617 Millionen Franken, verzinsliche Nettoverschuldung stieg um 1,5 Milliarden Franken.
- Seit Frühling 2020 setzt die SBB Sparmassnahmen um: Einstellungsstopp in Verwaltung, Projekte priorisiert und gezielt Investitionen zurückgestellt.
- Liquidität ist dank dem Bund jederzeit gesichert. Zudem wurde der ÖV von Bund und Kantonen finanziell unterstützt.
- Sicherheit, Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und Imagewerte sind 2020 gestiegen, Personalzufriedenheit und -motivation ebenfalls.
- Mitarbeitende haben im Pandemiejahr einen grossen Effort erbracht.
- 2021 fokussiert SBB auf Qualität, Fahrplanstabilität und Baustellenplanung und investiert mehr in Rollmaterial. Die finanzielle Lage bleibt angespannt.
Die SBB blickt auf ein äusserst herausforderndes Jahr zurück: Nach einem guten Start ins Jahr 2020 hat Covid-19 die SBB massiv getroffen: Pro Tag wurden im vergangenen Jahr durchschnittlich 843 000 Reisende befördert, über ein Drittel weniger als im Vorjahr (1,32 Millionen Reisende). Die Personenkilometer sanken um 40,6 Prozent; im Fernverkehr sind sie um 43,7 Prozent gesunken und im Regionalverkehr um 32,4 Prozent. Der starke Einbruch erklärt sich durch die behördlich festgelegten Massnahmen wegen Covid-19: Viele Pendlerinnen und Pendler arbeiteten im Homeoffice, aber auch Freizeitreisende aus der Schweiz und aus dem Ausland waren aufgrund der Einschränkungen deutlich weniger unterwegs.
Im internationalen Personenverkehr ist die Nachfrage noch stärker gesunken: bei den Personenkilometern um 51,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dies aufgrund von Reisebeschränkungen und Angebotsreduktionen.
Weniger Reisende und die angeordnete Schliessung von Geschäften führten zu einem starken Rückgang der Kundinnen und Kunden in den Bahnhöfen; insgesamt waren es ein Drittel weniger als im Vorjahr.
Im Jahr 2020 besassen gleich viele Reisende ein Halbtaxabonnement wie im Vorjahr, insgesamt 2,72 Millionen. Ein Generalabonnement hingegen besassen noch 439 000 Personen, 12,2 Prozent weniger als im Vorjahr (500 000). Deutlich mehr als die Hälfte der Billette wurde über die digitalen Verkaufskanäle sbb.ch und SBB Mobile bezogen (61,4 Prozent; Vorjahr: 52,8 Prozent). Die starke Zunahme aus den Vorjahren setzt sich damit im Pandemiejahr fort.
Wirtschaftliche Situation sehr angespannt.
Der Nachfragerückgang hat einschneidende finanzielle Folgen: Im Vergleich zum Vorjahr resultierten tiefere Personenverkehrserträge (−28,9 Prozent), tiefere Drittumsätze in den Bahnhöfen (−26,8 Prozent), tiefere Trassenerträge bei der Infrastruktur (−12,1 Prozent) und weniger Gütertransporte (−2,4 Prozent der Güterverkehrsleistung). Die SBB hat während des Lockdowns Mieten erlassen oder reduziert sowie zusammen mit der ÖV-Branche umfangreiche Kulanzmassnahmen für Abo-Kundinnen und -Kunden umgesetzt.
All dies schlägt sich im Konzernergebnis von -617 Millionen Franken nieder (Vorjahr: +463 Millionen Franken). Es ist der grösste Verlust seit der Ausgliederung der SBB vom Bund in eine Aktiengesellschaft. Trotz der finanziell sehr angespannten Situation will die SBB die Preise stabil halten und so die Attraktivität des ÖV sichern.
Die verzinsliche Nettoverschuldung ist um 1,5 Milliarden Franken gestiegen. Aufgrund des tiefen operativen Cashflows (EBITDA) und der erhöhten Verschuldung liegt der Schuldendeckungsgrad bei 21,6 und damit deutlich über der vom Bund geforderten Höchstgrenze von 6,5.
Sparmassnahmen und Unterstützung durch Bund und Kantone.
Die SBB hat im Frühling 2020 mit Sparmassnahmen auf die Einnahmeausfälle reagiert, etwa mit einem Einstellungsstopp in der Verwaltung, dem Abbau von Gleitzeit- und Ferienguthaben und der Verschiebung respektive Streichung von Projekten und Investitionen. Diese Massnahmen leisteten einen Beitrag in dreistelliger Millionenhöhe. Der operative Bahnbetrieb und die Sicherheit sind durch die Sparmassnahmen nicht tangiert.
Zur Absicherung der Zahlungsfähigkeit hat der Bund die Kreditlimite um 550 Millionen Franken erhöht. Zudem haben Bund und Parlament im zweiten Halbjahr 2020 eine Unterstützung für den ÖV verabschiedet, um bei den Transportunternehmen die Covid-bedingten Einnahmeausfälle in den abgeltungsberechtigten Bereichen Infrastruktur und Regionalverkehr sowie beim Güterverkehr abzufedern. In den eigenwirtschaftlichen Bereichen Fernverkehr und Immobilien muss die SBB die Einnahmeausfälle selbst tragen.
Kundinnen und Kunden sind mit der Qualität der SBB zufrieden.
Mit dem zwischenzeitlich reduzierten Angebot hat die SBB im vergangenen Jahr vier Fahrplanwechsel umgesetzt: ein Kraftakt der Mitarbeitenden. Die SBB hat unter schwierigen Bedingungen weiter intensiv an der Qualität ihrer Leistungen gearbeitet. Mit der Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels wurde die «Neue Eisenbahn-Alpentransversale» (NEAT) vollendet. Ein historischer Moment für die Schweiz und für Europa.
Sicherheit, Pünktlichkeit, Kundenzufriedenheit und auch das Image (2020: 66,6 Punkte, 2019: 64,7 Punkte) haben sich verbessert. Die SBB verzeichnete im Jahr 2020 weniger Berufs-, Rangier- und Zugunfälle als im Vorjahr. Die Kundenpünktlichkeit lag bei 93,4 Prozent (Vorjahr: 90,6 Prozent) und die Zugpünktlichkeit bei 95,7 Prozent (Vorjahr: 94,2 Prozent). Auch die Sendungspünktlichkeit von Cargo hat sich im Vergleich zum Vorjahr verbessert (93,5 Prozent, Vorjahr: 91,9 Prozent). Positiv auf die Pünktlichkeit ausgewirkt haben sich neben der gesunkenen Nachfrage die verbesserte Baustellenplanung.
Mit 76,3 Punkten ist die Kundenzufriedenheit insgesamt höher als im Vorjahr (+0,5 Punkte). Verbessert hat sich die Kundenzufriedenheit im Personenverkehr (+1,5 Punkte) sowie jene in den Bahnhöfen (+1,0 Punkte). Gesunken ist die Zufriedenheit der Güterverkehrskunden (−3,4 Punkte).
Gestiegen sind im Vergleich zum Vorjahr die Personalzufriedenheit (2020: 70 Punkte, 2019: 66 Punkte) und auch die Personalmotivation (2020: 77 Punkte, 2019: 73 Punkte) der SBB Mitarbeitenden (Anzahl Vollzeitbeschäftigte 2020: 33 498, 2019: 32 535).
Der Fachkräftemangel hat sich im Jahr 2020 wegen der Pandemie verschärft. Aufgrund von fehlendem Lokpersonal fielen Zugverbindungen aus, wofür sich die SBB entschuldigt. Ab Mitte 2021 wird sich die Situation entspannen, die Ausbildungsklassen sind voll. Lokführerinnen und Lokführer werden künftig für mehr Strecken und Fahrzeugtypen geschult und flexibler einsetzbar sein.
SBB fokussiert weiter auf Qualität, finanzielle Lage bleibt sehr angespannt.
2021 fokussiert die SBB weiter auf die Qualität für die Kundinnen und Kunden. Zentral bleiben Fahrplanstabilität und bessere Baustellenplanung. Die SBB investiert in das Kerngeschäft, insbesondere verstärkt in neues Rollmaterial.
Die finanzielle Lage der SBB bleibt auch in den nächsten Jahren sehr angespannt. Die SBB wird die Sparmassnahmen konsequent weiterführen und auf allen Ebenen das Kostenbewusstsein schärfen.
Nach der Krise wird die Nachfrage wieder steigen; die SBB bereitet sich darauf vor. Die Mobilität bleibt eine Grundvoraussetzung für das berufliche und gesellschaftliche Leben und die klimafreundliche Bahn ein gefragtes Verkehrsmittel. Die SBB wird ihren Umweltvorteil darum weiter stärken: Mit ihrem Ziel, bis 2030 klimaneutral zu sein, und mit der Verkehrsverlagerung von der Strasse auf die Schiene trägt sie massgeblich zum Erreichen der Klimaziele des Bundes bei.
Die Pandemie belastet alle Bereiche der SBB.
Das Jahresergebnis im Personenverkehr beträgt −661 Millionen Franken (Vorjahr: 215 Millionen Franken). Sowohl der Regional- wie auch der Fernverkehr verzeichneten negative Ergebnisse (RV −26,1 Millionen Franken, FV −626,7 Millionen Franken). Beim Billettverkauf ist die Selbstbedienungsquote von 90,6 auf 93,4 Prozent gestiegen. Darin enthalten sind die digitalen Kanäle (sbb.ch und SBB Mobile), automatische Abo-Verlängerungen sowie Bezüge an Automaten und via Partnervertriebe.
Das Ergebnis der Division Immobilien beträgt vor den Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur (150 Millionen Franken) und der Zahlung an die Pensionskasse (84 Millionen Franken) 244 Millionen Franken (Vorjahr 339 Millionen Franken). Der Mietertrag durch Dritte lag bei 541 Millionen Franken (Vorjahr: 552 Millionen Franken).
Das Ergebnis von SBB Cargo Schweiz beträgt −34,7 Millionen Franken (Vorjahr: 0 Millionen Franken). SBB Cargo International schloss mit 4,6 Millionen ab (Vorjahr: 5,5 Millionen Franken). Die Nettotonnenkilometer im Güterverkehr haben um 2,4 Prozent abgenommen (15 978 Millionen Nettotonnenkilometer, Vorjahr: 16 377 Millionen Ntkm). Die Entwicklung der beiden Gesellschaften waren gegenläufig: Während SBB Cargo Schweiz −11,9 Prozent Nettotonnenkilometer verzeichnete, konnte SBB Cargo International mit +1,6 Prozent leicht zulegen.
SBB Infrastruktur verzeichnet ein Jahresergebnis von −45,8 Millionen Franken (Vorjahr +22,5 Millionen Franken). Durch den Einbruch der Trassenerlöse sowie Produktivitätsverluste infolge Corona resultierte im Bereich Netz mit –63,6 Millionen Franken ein deutlich negatives Ergebnis (Vorjahr −24,7 Millionen Franken). Auch im Bereich Energie lag das Ergebnis mit 17,9 Millionen Franken tiefer als im Vorjahr (47,1 Millionen Franken), dieser Betrag fliesst in Reinvestitionen von Energieanlagen.