Vorhang auf für die neue Rangier- und Streckenlok Aem 940.

SBB Infrastruktur erneuert ihre Rangier- und Streckenlokomotiven. Ab Oktober testet sie die ersten fünf Loks des Typs Aem 940. Ab Herbst 2019 startet die Serienauslieferung der 47 Fahrzeuge.

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«Generationenwechsel» ist ein passendes Wort, wenn es um die Beschaffung der neuen Rangier- und Streckenlokomotiven für SBB Infrastrukturgeht. Denn die aktuelle Flotte hat ein Durchschnittsalter von circa 40 Jahren. «Die Aem 940 ist leistungsfähiger. So können wir das steigende Bauvolumen effizienter bewältigen», erklärt Peter Schenker, Gesamtprojektleiter. «Insgesamt verkleinern wir die Flotte etwas, da die alte Flotte nicht mehr so zuverlässig funktioniert.» Die neuen Fahrzeuge werden in den Rangierbahnhöfen Limmattal und Lausanne Triage sowie für Bauzüge zum Unterhalt und Ausbau der Bahninfrastruktur in der ganzen Schweiz zum Einsatz kommen.

Mehr Power und weniger CO2-Ausstoss dank Zweikraftmotor
Die höhere Leistungsfähigkeit verdankt die Aem 940 ihrem elektrischen Antrieb. Sie gehört zu den sogenannten «Zweikraftlokomotiven» und wird entweder elektrisch oder mit Diesel angetrieben. Der elektrische Antrieb ist ein grosser Vorteil: Er ermöglicht höhere Geschwindigkeiten und grössere Zuglasten. «Die neuen Loks sind ca. 50 Prozent leistungsfähiger.» Auch die Umwelt profitiert: Mit den neuen Fahrzeugen reduziert die SBB den Kohlendioxid-Ausstoss jährlich um bis zu 6000 Tonnen.

Einsatz per Fernsteuerung am Rangierbahnhof Limmattal
Am Rangierbahnhof Limmattal kann die Lokomotive am Ablaufberg auf Anweisung des Fahrdienstleiters in den Fernsteuermodus umgeschaltet werden. «Das ermöglicht einen schnelleren Betrieb» Der Lokführer bleibt auch im Fernsteuermodus im Führerstand und kann so jederzeit bei Ereignissen eingreifen.
In Bezug auf die Zugsicherung setzt die SBB voll und ganz auf ETCS (European Train Control System) , Level 2. «Damit ist die Lok bereit für Fahrten in der ganzen Schweiz, auch auf Strecken mit ETCS Level 1.» Konventionelle Zugsicherungssystemelemente wie ZUB und SIGNUM kommen nicht mehr zum Einsatz.

Jetzt wird getestet
In den nächsten zwölf Monaten werden die ersten fünf Aem 940 vor allem bei Einsätzen im Rangierbahnhof Limmattal, Rangierbahnhof Lausanne und bei der Instandhaltung in der Region Ost auf Herz und Nieren geprüft. «Der Lieferant Alstom muss dann bis zur Serienlieferung die «Kinderkrankheiten» beheben.» Getestet werden dabei Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit. Apropos: Die neuen Loks verfügen neu über zwei kleine Dieselmotoren statt über einen grossen. Fällt beim thermischen Antrieb, d.h. beim Dieselantrieb, ein Motor aus, stünde ein zweiter bereit. Das senkt auch wieder den Energiebedarf und den CO2-Ausstoss. «Die Loks übernehmen auf der Baustelle beispielsweise auch die elektrische Versorgung von Aggregaten und Werkzeugen. Da ist es natürlich besser, einen kleinen Motor laufen zu lassen als einen grossen.»

Die Zulassung durch das BAV für das Schweizer Streckennetz wird für Mitte November 2018 erwartet. Die Serienlieferung startet nach den Tests im Herbst 2019. «Pro Fahrzeug nimmt die Prüfung cirka drei Wochen in Anspruch.» Die gesamte Lieferung wird sich somit über drei Jahre erstrecken.

Immer mehr Sicherheit dank ETCS Level 2

In der Schweiz basiert die Signalisierung zu einem grossen Teil auf dem System ETCS (European Train Control System). ETCS Level 2 ist zurzeit die höchste Stufe. Das Besondere daran: Für Zugfahrten braucht es keine aktiven Signale mehr, da das Lokpersonal alle Informationen für die Fahrt auf einem Bildschirm im Führerstand erhält. Die Übermittlung dieser Informationen geschieht über das bahneigene Mobilfunknetz GSM-R. Ortungsbalisen auf der Strecke erfassen jeweils den genauen Standort der Züge. Dieses System erhöht die Sicherheit und die Zuverlässigkeit im Bahnverkehr. Zurzeit kommt es zum Beispiel auf der Bahn-2000-Strecke sowie im Gotthard- und im Lötschberg-Basistunnel zum Einsatz, langfristig auf dem ganzen Netz.