Das ändert sich mit «SBBagil2020»

Wir alle sind immer mehr unterwegs. Die Bedürfnisse der Reisenden ändern sich. Neue Technologien und zunehmende Konkurrenz verändern den Mobilitätsmarkt. Mit dem Programm «SBBagil2020» stellt die SBB die Weichen für die Zukunft. Ein Überblick.

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Näher zu den Kunden, mehr Kompetenzen für die Regionen und Mitarbeitenden: Mit dem Programm «SBBagil2020» hat die SBB in diesem Jahr die Weichen gestellt, wie das Unternehmen in Zukunft geführt wird. Gestartet ist das Programm Anfang 2018 unter der Leitung von Armin Weber. Im Mai haben Verwaltungsrat und Konzernleitung Stossrichtungsentscheide gefällt: Bei steigendem Wettbewerbsdruck und zunehmender Dynamik in Markt und Regulation rücken wir stärkere Delegation in die Regionen und zu den Projekten sowie raschere, einfachere Entscheide ins Zentrum. Wir richten unsere Unternehmenskultur auf Vertrauen, selbstgesteuerte Ambition sowie grössere Handlungsspielräume für die Mitarbeitenden aus. Nachfolgend ein Überblick über die wichtigsten Neuerungen mit «SBBagil2020».

Personenverkehr stellt sich neu auf

Der Personenverkehr macht sich fit für die Herausforderungen der Zukunft und fokussiert noch konsequenter auf das Kerngeschäft (siehe SBB News von 14. November). Die Kundenzufriedenheit soll erhöht, die Pünktlichkeit gesteigert und die Information im Störungsfall verbessert werden. Um diese Ziele zu erreichen, werden Aufgaben im Bahnbetrieb primär an den vier Standorten der Betriebszentralen in Lausanne/Renens, Olten, Zürich-Flughafen und Polleggio konzentriert.

Smart Mobility: neue Einheit beim Personenverkehr

Beim Personenverkehr gibt es eine neue Einheit namens «Smart Mobility». Diese entwickelt und testet neue digitale Lösungen für unsere Kunden: wirksam, schnell und innovativ. Dazu gehören neue Lösungen für die Kundeninformation, die Auslastung der Züge oder das intelligente Erfassen und Nutzen von Mobilitätsdaten.

Am 1.1.2019 startet Einheit für neue Mobilitätsdienstleistungen (NMD)

Serviceangebote für eine kombinierte Mobilität über die ganze Reisekette und verschiedene Mobilitätsträger werden immer wichtiger. Deshalb stellt die SBB eine neue Einheit ausserhalb der Divisionen auf, die neue, innovative Serviceangebote auf der ersten und letzten Meile sowie bei der nicht-schienengebundenen Personenmobilität entwickelt. Dazu gehören etwa das Kombiangebot SBB Green Class oder selbstfahrende Fahrzeuge (SFF). Die neue Einheit besteht ab 1. Januar 2019 aus rund 25 Mitarbeitenden.

Mit starken Regionen näher zu den Kunden

Um im Markt gut vernetzt zu sein und rasch reagieren zu können, erhalten die Regionen mehr Entscheidkompetenzen. Aus den bisherigen Regionalkoordinatoren werden Regionenleitende. Sie verantworten den Gesamtauftritt der SBB in der Region und haben die Verantwortung für die regionalen Gesamtperspektiven. Sie stimmen die Mobilitätsentwicklung, die Ausbauten der Bahninfrastruktur und die Siedlungsentwicklung aufeinander ab. Sie leiten den Regionalverkehr in ihrer Region. In ihrer Konzernverantwortung steuern sie die Qualität im Bahnbetrieb und in der Kundeninformation. Sie sind für die regionale Kommunikation verantwortlich, sind Ansprechpartner für die Kantone und garantieren einen direkten Informationsaustausch mit unseren Bestellern und den weiteren Partnern. Ihre Region leiten sie mit einem divisionsübergreifenden, regionalen Ausschuss. Dazu hat das Teilprogramm von «SBBagil2020» von Anfang August bis Ende Oktober 2018 ein Pilotprojekt in der Region Mitte durchgeführt. Auf dessen Basis hat die Konzernleitung am 15. Oktober entschieden, die neuen Verantwortlichkeiten per 1. Januar 2019 in allen Regionen einzuführen.

Projektleitende und Projekte stärken

Die Rolle der Projektleitenden will die SBB aufwerten. Der Reporting-Aufwand soll kleiner, die Entscheidwege kürzer werden. Projektleitende sollen sich in Projektmanagementgruppen (Communities) besser vernetzen können. Das Teilprogramm von «SBBagil2020» für die Stärkung der Projekte baut diese Gruppen derzeit auf, sie starten 2019. Im Management-Development-Prozess (MDK) hat das Teilprogramm zudem neue Möglichkeiten für die Förderung von Projektleitenden eingeführt: Neu werden Projektleitende in einem Leistungs- und Potenzialportfolio (LPP) platziert, es gibt einen Nachfolgepool «Projektmanagement» für Top-Talente und die Entwicklungsmöglichkeiten in Projekten werden im Rahmen der Management-Development-Konferenz besprochen. Neu ist auch die «Bildungslandschaft Projektmanagement», siehe hier. Folgende Grundsätze zur weiteren Vereinfachung sind beschlossen:

  • Generell mehr auf Projektebene delegieren

  • Minimales schriftliches Reporting

  • Minimale Unterlagen für Steuerungsgremien

  • Reporting gemäss Rhythmus Steuerungsgremien, dieser orientiert sich an Meilensteinen

  • Vernehmlassungen in Gremien parallel und über eDecide

Bahnproduktion vereinfachen und Planungsstabilität erhöhen

Die Bahnproduktion wollen wir rigoros vereinfachen: Wir wollen den weltbesten Fahrplan mit effizienten Planungsprozessen weiterentwickeln. Neue Technologien wie das Traffic Management System (TMS), das im Branchenprogramm SmartRail 4.0 (siehe Website) weiterentwickelt wird, bieten die Chance einer hoch automatisierten, integrierten und über alle Zeithorizonte durchgängigen Kapazitätsplanung. Das erfordert weiterentwickelte Prozesse und Kompetenzen. Das erarbeitete und von der Konzernleitung genehmigte Grobkonzept sieht einen stabilen Grundfahrplan vor, der frühzeitig Verbindlichkeit für alle Beteiligten schafft. Die Anforderungen der Kapazitätsnutzer sollen dann in einem geregelten Ablauf kurzfristig auch berücksichtigt werden können. 2019 wird das Teilprojekt das Konzept weiter ausarbeiten.

SBB weiter auf Prozesse ausrichten

Mit dem im September 2018 gestarteten Projekt «Geschäftsprozesse@SBB» machen wir den nächsten Schritt in der Prozessorientierung der SBB. Einerseits geht es darum, das gemeinsame Verständnis in der prozessorientierten Zusammenarbeit im ganzen Unternehmen weiter zu verankern. Anderseits wollen wir die kundenzentrierten Prozessarchitekturen der Divisionen und Konzernbereiche noch besser miteinander verknüpfen. Dies als Voraussetzung, um unsere Leistung als starke und integrierte Bahn nachhaltig zu stärken. Bis Ende Februar 2019 erstellt das Projekt einen Prototypen des SBB weiten Geschäftsmodells.

So geht es weiter mit «SBBagil2020»

Einzelne Teilprogramme, wie das zur Stärkung der Regionen oder auch das für die Einheit «neue Mobilitätsdienstleistungen», sind umgesetzt und abgeschlossen. Voraussichtlich per Ende Juni 2019 wird das Programm «SBBagil2020» insgesamt abgeschlossen. Einzelne Themen – wie etwa «Geschäftsprozesse@SBB» und Bahnproduktion – werden von den entsprechenden Teams weiterbearbeitet.

Die Weichen gestellt: Infrastruktur 2.0 und Weiterentwicklung Cargo

  • SBB Infrastruktur hat im Dezember 2017 das Projekt «Infrastruktur 2.0» (I 2.0) gestartet, um im Rahmen von „RailFit20/30“ ihre Prozesse und die Organisation weiterzuentwickeln und ihren Beitrag zu „SBBagil2020“ zu leisten. Als ersten Projektschritt hat Infrastruktur die Prozesslandkarte weiterentwickelt und elf Kernprozesse definiert. Diese ermöglichen eine durchgängige, auf die Kunden ausgerichtete Wertschöpfungskette mit klaren Verantwortlichkeiten. Ab Januar 2020 passt die Division nun ihre Organisation an. Damit reduziert sie Schnittstellen, wird agiler, stärkt die Verantwortlichkeiten sowie die Innovationskraft und richtet sich an den Kundenbedürfnissen aus.

Weitere Informationen

  • SBB Cargo hat die Sanierung und Weiterentwicklung im März 2018 gestartet, um möglichst rasch wieder eine schwarze Null zu erreichen und fit für Partnerschaften zu werden. Damit trägt SBB Cargo zu «SBBagil2020» bei. Die Güterbahn stärkt den System-Wagenladungsverkehr für die effiziente Versorgung der Wirtschaftsräume. Im kleinteiligen, unregelmässigen Einzel-Wagenladungsverkehr werden bis 2023 rund 170 Bedienpunkte auf Alternativen überprüft. In den beiden Pilotregionen Jura, Neuenburg und Berner Oberland konnten mit Kunden und Kantonen gute Lösungen gefunden werden. Die finanzielle Entwicklung ist auf Kurs und der Ausblick auf das Jahresergebnis fällt positiv aus. Die Anzahl Interessenten an einer Partnerschaft mit der Güterbahn hat die Erwartungen übertroffen, der Verhandlungsprozess startet Anfang 2019 und dauert voraussichtlich ein Jahr.

Weitere Informationen

Weitere Informationen sowie ein Video mit dem CEO findet ihr im Intranet