Grösstes Stellwerk der Schweiz erfolgreich in Betrieb genommen

Nach dreieinhalb Jahren Planungs- und Bauzeit hat die SBB am Wochenende vom 28. Juni bis 1. Juli das neue, elektronische Stellwerk in Bern erfolgreich in Betrieb genommen. Das 74-Mio.-Franken-Projekt ist eine wichtige Voraussetzung für «Zukunft Bahnhof Bern» sowie weitere Ausbauten in der Region.

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20 Kilometer Kabelkanalisation (Kabelkanäle und -querungen) wurden gebaut und 200 Kilometer Kabel verlegt, um die neuen Anlagen im zweitgrössten Bahnhof der Schweiz zu erschliessen. 323 neue Haupt- und Zwergsignale, 221 Weichenantriebe, 312 Gleisfreimelder und viele weitere Stellwerkelemente warteten bereits darauf, dass am Wochenende der Hebel umgelegt wurde. Und dies möglichst ohne den laufenden Betrieb zu stören. Um diese Mammutaufgabe zu bewerkstelligen, waren während drei Nächten und einem Tag 160 Personen im Einsatz. 

Damit eine solche Erneuerung überhaupt durchgeführt werden kann, baute die SBB ein komplettes Stellwerk parallel zum alten auf. Während das alte Stellwerk weiterlief, testeten die Fachleute die neuen Anlagen, bis alles bereit war. Dann erfolgte die Umstellung. Damit konnte die SBB Fehler auf ein Minimum reduzieren. In drei Etappen wurde zuerst wird die Westseite des Bahnhofs Bern, dann das Depot Aebimatt und als letztes die Ostseite umgestellt. So hätte die SBB im Falle von Störungen immer eine Hälfte des Bahnhofs betreiben können. Die Umstellung der Westseite geschah in der Nacht vom Freitag auf den Samstag, die Ostseite folgte in der Nacht auf den Sonntag. 

Die beiden aus den 1960er Jahren stammenden Stellwerke an der Laupenstrasse und im Bollwerk sowie das Stellwerk des Depots Aebimatt hatten ihren Dienst getan. Die SBB steuert den gesamten Bahnverkehr in Bern nun über die neuste Stellwerkgeneration. Damit erneuert die SBB nicht nur die ins Alter gekommenen Anlagen, sie macht sich auch bereit für die verschiedenen grossen Infrastrukturprojekte, die das Berner Bahnnetz in den nächsten Jahren umgestalten. Namentlich die Verlängerung des Perrons Gleis 9/10, Voraussetzung für den Bau der neuen Unterführung Mitte im Bahnhof Bern, wäre ohne das neue Stellwerk nicht machbar.  

Das neue Stellwerk ist überdies Voraussetzung für die geplanten Projekte aus dem Bahnausbauschritt 2025. Denn wegen verschiedener Bauprojekte fallen zum Teil erhebliche Veränderungen an den Gleisanlagen im Bahnhof Bern an. Dank der neuen Technik kann die SBB diese Anpassungen einfacher, schneller und mit weniger Einschränkungen für den Bahnverkehr vornehmen.  

Der Stellwerkersatz kostet rund 74 Millionen Franken. Finanziert wird er aus der Leistungsvereinbarung der SBB mit dem Bund. 

Einschränkungen im Bahnverkehr bis November 2019

Da die Inbetriebnahme des neuen Stellwerks über Nacht und am Wochenende erfolgte, konnte die SBB die Auswirkungen für die Reisenden zwischen 28. Juni und 1. Juli 2019 so gering wie möglich halten. Einige Zugsausfälle waren aber unvermeidbar. In den Nächten 28./29. bzw. 29./30. Juni jeweils von 22 bis 6 Uhr ist der Einfluss auf den Bahnverkehr am grössten.  

Wegen zusätzlicher Bauarbeiten im Grossraum Bern, insbesondere an der Verlängerung des Perrons Gleise 9/10, kommt es bis November 2019 auf den Strecken Bern–Lyss–Biel und Bern–Burgdorf–Olten zu temporären Fahrplananpassungen oder reduziertem Sitzplatzangebot. Die SBB bittet darum Reisende, ihre Verbindungen im stets aktuell gehaltenen Online-Fahrplan zu überprüfen. Neu zeigt zudem SBB Mobile die voraussichtliche Auslastung für jeden Wagen an.