Update vom 11.4.2024
Die Eidgenössische Finanzkontrolle (EFK) hat am 10. April 2024 einen Bericht (weitere Informationen auf der EFK-Webseite «Business Continuity Management mit Schwerpunkt Auswirkungen einer Strommangellage - Schweizerische Bundesbahnen und Bundesamt für Verkehr») publiziert, in dem sie untersucht hat, wie die SBB auf eine Strommangellage vorbereitet ist. Die EFK stellt der SBB ein gutes Zeugnis aus: Die SBB ist auf den Fall einer Strommangellage gut vorbereitet. Sollte eine Strommangellage eintreten, könnte die SBB das Angebot in mehreren Schritten um bis zu 30 Prozent reduzieren und so 15 Prozent ihres Stromverbrauchs einsparen. Käme es zu zyklischen Netzabschaltungen, müsste der Bahnbetrieb ganz eingestellt werden.
Auch wenn aktuell nicht mit einer Strommangellage zu rechnen ist, überwacht die SBB die Situation und ist mit den Behörden und der Branche weiterhin im Austausch. Mit einer neuen Energiestrategie will die SBB finanziell unabhängiger vom Strommarkt werden und bis 2030 den Bahnstrombedarf auch im Winter zu 95 Prozent absichern. Die SBB setzt dabei auf die Intensivierung ihrer Energieeffizienz-Massnahmen, den Ausbau ihrer bestehenden Wasserkraftwerke und die Erschliessung ihrer Flächen für Photovoltaik.
Update vom 29.9.2023
Heute hat der Bundesrat diverse Änderungen in den bereits publizierten Bewirtschaftungsverordnungen verabschiedet und die neue Bewirtschaftungsverordnung ÖV in die Vernehmlassung gegeben.
Im Falle einer Strommangellage sieht der Bund vielfältige Bewirtschaftungsmassnahmen vor (so zum Beispiel Verwendungsbeschränkungen und Verbote, Kontingentierung und Sofortkontingentierung von Grossverbrauchern). Eine Arbeitsgruppe bestehend aus den Systemführer:innen SBB und PostAuto, den grössten Transportunternehmen sowie dem BAV, arbeiten seit zwei Jahren intensiv an spezifischen Lösungen für den öffentlichen Verkehr inklusive Güterverkehr.
Die Bewirtschaftungsverordnung ÖV bildet das gemeinsam mit den Behörden entwickelte «Bewirtschaftungsmodell ÖV bei Strommangellagen» ab. Die Verordnung regelt im Falle einer Strommangellage die schweizweite Kontingentierung des versorgungsrelevanten ÖV bzw. Schienengüterverkehrs. Konkretisierend hierzu wird in den nächsten Tagen eine VöV-Branchendokumentation publiziert und den Transportunternehmen zugänglich gemacht.
Für die Vernehmlassung der Branchenverordnung öV wird unter Mitwirkung der SBB eine Branchenstellungnahme erstellt. Die SBB kennt die Risiken einer Energiemangellage und tut alles, um diese zu minimieren. Dabei steht sie in direktem Austausch mit den zuständigen Bundesämtern und Institutionen.
Update vom 1.6.2023
Die SBB treibt die Energieeffizienz systematisch voran. Sie sparte so im Jahr 2022 gut 530 GWh Energie gegenüber 2012, was dem Strombedarf von rund 130 000 typischen Haushalten entspricht.
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Aktuelle Daten und Auswertungen über die im Herbst/Winter 2022 ergriffenen Energie-Sparmassnahmen zeigen: es konnten mit den im vergangenen Winter eingeführten Massnahmen Einsparungen von rund 5 Prozent für Haushaltsstrom und Wärmeenergie gegenüber dem Vorjahresquartal realisiert werden.
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Beim Bahnstrom ist ein direkter Vergleich mit den Vorjahreswerten nicht möglich, da gegenüber dem Vorjahr das Angebot ausgeweitet wurde.
Aufgrund der drohenden Energiemangellage hatte die SBB neben den bestehenden Energiesparmassnahmen zusätzlich weitere Massnahmen initiiert und kurzfristig umgesetzt. Dazu zählen unter anderem die Tempo-Reduktion im Gotthardbasistunnel, die Temperatur-Senkung im Fahrgastraum der Züge oder ausserordentliche Energiesparmassnahmen und Betriebsoptimierungen in Büro- und Betriebsgebäuden sowie an Bahnhöfen.
Die SBB wird einen Teil der im Winter 2022/23 initiierten Massnahmen aufheben. Dazu zählt beispielsweise die Abschaltung der grossen SBB Bahnhofsuhr im Wankdorf – diese ging Ende Mai 2023 wieder in Betrieb. Dank neuen LED-Panels kann der Stromverbrauch der Uhr deutlich reduziert werden. Die Uhranzeige wird über Nacht stark gedimmt, um weiterhin Energie zu sparen.
Andere Massnahmen wie die Temporeduktion im Gotthardbasistunnel oder Betriebsoptimierungen werden weitergeführt. Die SBB identifiziert laufend weitere Energiesparmassnahmen und ist mit den Behörden in engem Austausch. Ziel ist, eine Energiemangellage auch im kommenden Winter möglichst zu verhindern.
Update vom 20.10.2022
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat im Hinblick auf eine allfällige Energiemangellage die SBB und PostAuto im September 2022 als Systemführerinnen für den öffentlichen Verkehr eingesetzt. Um das Risiko einer allfälligen Energiemangellage zu reduzieren, empfehlen die SBB und PostAuto als Systemführerinnen, der Branche die Massnahmen umzusetzen, welche der Verband öffentlicher Verkehr bereits in seiner Medienmitteilung vom 9. September 2022 kommuniziert hat:
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Reduktion der Temperatur im Fahrgastraum, wo dies aufgrund der technischen Ausstattung der Fahrzeuge und der Ansprüche der Fahrgäste (z.B. sind diese auf Kurzstrecken im Ortsverkehr anders als im Fernverkehr) möglich und sinnvoll ist.
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Verzicht auf Fassaden- und Dekorationsbeleuchtungen in Bahnhöfen.
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Ausserordentliche Energiesparmassnahmen und Betriebsoptimierungen in Büro- und Betriebsgebäuden.
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Teilnahme an der branchenweiten Energiesparkampagne.
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Beitritt zur «Energiespar-Alliance».
SBB setzt die Massnahmen um
Neben den bereits beschlossenen Massnahmen in ihren Bürogebäuden (siehe unten) hat die SBB am 20. Oktober 2022 beschlossen, folgende weitere Massnahmen gemäss den Empfehlungen der Systemführerschaft umzusetzen:
Temperaturreduktion im Fahrgastraum
Ab Ende Oktober 2022 reduziert die SBB die Temperatur im Fahrgastraum wo möglich um bis zu zwei Grad. Mit dieser Massnahme können von November bis Februar 5000 bis 8000 Megawattstunden eingespart werden. Die Reduktion der Temperatur wird kaum spürbare Auswirkungen auf die Fahrgäste und die Mitarbeitenden haben.
Reduktion der Beleuchtung in den 30 grössten Bahnhöfen
Die SBB reduziert in den 30 grössten Bahnhöfen das Licht. Dies betrifft ausschliesslich dekoratives Licht wie beispielsweise Fassaden- oder Weihnachtsbeleuchtung. Die Grundbeleuchtung im Bahnhof dient der Sicherheit und Gesundheit der Menschen und wird nicht reduziert.
Die SBB ist der Energiespar-Alliance beigetreten
Mit freiwilligen Sparmassnahmen wie beispielsweise der Reduktion der Heiztemperatur in Büroräumlichkeiten reduziert die SBB den Energieverbrauch und hilft aktiv mit, die Versorgungssicherheit im Energiebereich für den kommenden Winter sicherzustellen.
Deshalb ist die SBB der Energiespar-Alliance beigetreten. Diese vereint Organisationen, die durch freiwillige Massnahmen zur effizienteren und sparsameren Energienutzung, sich um die Versorgungssicherheit im Winter bemühen.
Anpassung der Geschwindigkeit im Gotthard-Basistunnel, wenn es die Pünktlichkeit erlaubt
Ausserdem reduziert die SBB ab Ende Oktober 2022 die Geschwindigkeit im Gotthard-Basistunnel. Dies nur, wenn ein Zug pünktlich unterwegs ist. Da im Fahrplan gewisse Reserven eingebaut sind, entstehen durch die Temporeduktion keine Verspätungen. Mit dieser Massnahme können rund 2000 Megawattstunden Strom pro Jahr eingespart werden, das entspricht dem Strombedarf von gut 500 Haushalten.
Hintergrundinformationen
Hat die SBB bereits zu einem früheren Zeitpunkt Energiesparmassnahmen getroffen?
Aktuell produziert die SBB aufgrund tiefer Pegelstände der Stauseen weniger Strom. Unsere Seen sind derzeit zu 73 Prozent gefüllt. Der 10-Jahresschnitt beträgt 86 Prozent. Damit die SBB auch in einer Mangellage eigenen Strom erzeugen und damit das Bahnangebot bestmöglich aufrechterhalten kann, hält sie ihre Stauseen derzeit möglichst gefüllt. Dazu muss die SBB Ersatzenergie zu stark steigenden Kosten am Markt beschaffen. Dies hat sich bereits im ersten Halbjahr negativ aufs Ergebnis des Bereichs Infrastruktur Energie ausgewirkt und wird das Jahresergebnis 2022 zusätzlich belasten.
Die SBB hat bereits diverse Massnahmen zum Gas- und Stromsparen getroffen: Sie spart 15 Prozent ihres Gasverbrauchs ein, indem sie Gebäude weniger heizt und Anlagen von Gas auf Öl umstellt, obwohl dies die CO2-Bilanz verschlechtert. In den Bürogebäuden wurde die Beleuchtung und Beheizung reduziert und das Warmwasser abgestellt. Es wird ganz auf die Beleuchtung von Fassaden und Logos an Bürostandorten verzichtet. Die SBB appelliert an ihre Mitarbeitende, wo immer möglich Energie zu sparen.
Wie lange ist eine Energiemangellage bereits Thema bei der SBB?
Gemeinsam mit dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) hat die SBB bereits die Ergebnisse der nationalen Risikoanalyse 2020 zum Anlass genommen, die Auswirkungen einer Strommangellage zu vertiefen und Handlungsbedarfe abzuleiten. Seit Anfang 2021 besteht ein systematischer und direkter Austausch mit den zuständigen Bundesämtern und Institutionen. Im Dezember 2021 beauftragte der Vorstand des VöV die Erarbeitung eines Minimalstandards für Bedarfssenkungen bei Strommangellagen für die gesamte öV-Branche.
Wie bereitet sich die SBB auf eine Energiemangellage vor?
Eine Arbeitsgruppe mit Vertreter:innen aus der ganzen SBB kümmert sich intensiv um dieses Thema. Sie gibt Aufträge in die Organisation und stellt als Bindeglied die Abstimmung mit dem Bund sicher.
Die Risiken einer Strom- oder Gasmangellage werden intensiv, systematisch und im direkten Austausch mit den zuständigen Bundesämtern und Institutionen bearbeitet. Die SBB wird dabei vom Verband öffentlicher Verkehr begleitet. Aktuell werden gemeinsam mit der Branche (VöV) sowie dem Bundesamt für Verkehr entsprechende Konzepte erarbeitet und auf Machbarkeit geprüft. Ziel ist es, in Abstimmung mit den zuständigen Behörden und der Branche konkrete Vorbereitungsmassnahmen einzuleiten.
Was wären die Auswirkungen einer Strommangellage auf Kundinnen und Kunden?
Der öffentliche Verkehr ist für die Aufrechterhaltung seiner Leistungsfähigkeit auf eine zuverlässige, sichere Versorgung mit elektrischer Energie angewiesen. Eine Strommangellage hätte Folgen für den Betrieb des hochtechnisierten Systems. Damit die Züge der SBB fahren können, benötigt es zwei verschiedene «Arten» von Strom: Bahnstrom in der Fahrleitung (16,7 Hz Strom) und Haushaltsstrom für die Bahntechnik (50 Hz Strom). Wegen der hohen Energieeffizienz gibt es nur geringes Sparpotenzial. Weitere Sparanstrengungen werden sehr schnell für die Kundinnen und Kunden spürbar. Bei einer verordneten Begrenzung des Stroms durch den Bund müsste das Bahnangebot stark reduziert werden. Bei zyklischen Netzabschaltungen müsste der Bahnbetrieb eingestellt werden.
Ist die SBB Systemführer?
Ja, das Bundesamt für Verkehr hat im Hinblick auf einen allfälligen Energiemangel vorsorglich SBB und Postauto als Systemführer für den öffentlichen Verkehr eingesetzt. SBB für die Schiene, Postauto für den öffentlichen Verkehr auf der Strasse. Sie sollen gegenüber den Transportunternehmen die in der Branche erarbeiteten Energiesparmassnahmen kommunizieren und sicherstellen, dass eine allfällige Ausnahmesituation in branchenweiter Koordination bewältigt würde.
Energiestrategie der SBB
Die Bahn gilt als eines der nachhaltigsten und energieeffizienten Verkehrsmittel. Dem Thema Energieeffizienz kommt im Rahmen der Energiestrategie der SBB eine Schlüsselrolle zu. Seit zehn Jahren wird die Energieeffizienz systematisch und erfolgreich vorangetrieben. Im letzten Herbst hat sich die SBB im Rahmen «Vorbild Energie und Klima» öffentlich dazu bekannt, die Energieeffizienz weiter zu erhöhen und die Verwendung von erneuerbaren Energien zu fördern.
Seit 2012 setzt die SBB systematisch Energieeffizienzmassnahmen um und spart damit jährlich 530 GWh. Das ist der Strombedarf von ca. 130 000 Haushalten.
Bis ins Jahr 2030 will die SBB ihre Energieeffizienz gegenüber 2010 um 30% steigern beziehungsweise einsparen. Das entspricht 850 Gigawattstunden (GWh) Energie oder dem jährlichen Stromverbrauch von 200 000 Haushalten. Damit die SBB dieses ambitionierte Ziel erreicht, setzt sie energiesparende Massnahmen in vielen Bereichen um – beispielsweise bei der Beschaffung von energieeffizienten Triebzügen, beim Wechsel auf erneuerbare Gebäudeheizungen bis 2030 oder bei einer energieeffizienten Bahnproduktion.