Gutachten «Zugbeeinflussung» und «Arbeitsumfeld Lokführer»: Sicherheitsstrategie der SBB bestätigt.

Die SBB hat Anfang 2013 zwei externe Gutachten in Auftrag gegeben, um eine Aussensicht auf das Sicherheitsmanagement bei Signalfällen zu erhalten und allfällige Massnahmen daraus abzuleiten. Beide Gutachten attestieren der SBB eine hohe Sicherheitskultur und bestätigen die bisherigen Erkenntnisse sowie die eingeleiteten Strategien und Massnahmen weitgehend. Die geäusserten Empfehlungen betreffen die von SBB bereits bearbeiteten Handlungsfelder und werden nun in die Massnahmen des Sicherheitsprogramms der SBB aufgenommen. Das Gutachten «Zugbeeinflussung» untersuchte vornehmlich technische Aspekte der Zugsicherung, das Gutachten «Arbeitsumfeld Lokführer» legte den Hauptakzent auf den Faktor Mensch. Die Gutachten wurden Anfang Jahr nach der Zugskollision in Neuhausen in Auftrag gegeben.

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Sicherheit ist ein zentrales Konzernziel und hat bei der SBB oberste Priorität. Jeder Vorfall auf dem Schienennetz wird systematisch analysiert, um daraus zu lernen und Massnahmen einzuleiten. Dies war auch nach der Kollision von Ende Juli in Granges-Marnand der Fall, nach der die SBB wie bereits kommuniziert mehrere Massnahmen eingeleitet hat. Und dies gilt auch für die ungewöhnliche Häufung von Zwischenfällen von Anfang 2013, als es unter anderem in Neuhausen zu einer Kollision zweier Regionalzüge gekommen war. Deshalb hatte die SBB zwei externe Gutachten im Februar 2013 zum Thema Zugbeeinflussung und Arbeitsumfeld der Lokführer in Auftrag gegeben. Die Resultate liegen nun vor: Beide Gutachten attestieren der SBB eine hohe Sicherheitskultur sowie adäquate Strategien und Massnahmen zur weiteren Erhöhung der Sicherheit im Bahnverkehr. Beide Gutachten geben auch eine Reihe von Empfehlungen ab, welche nun in die Ausgestaltung der Massnahmen im Rahmen des Sicherheitsprogramms der SBB aufgenommen werden.

Zugbeeinflussung: SBB-Strategie bestätigt

Das Gutachten «Zugbeeinflussung» des Berner Ingenieur- und Beratungsunternehmen Emch+Berger hatte die risikoorientierte Ausrüstung der Zugbeeinflussung sowie einen internationalen Benchmark der Kollisionen infolge von Signalfällen im Fokus. Die Verfasser kommen zum Schluss, dass die SBB die Risiken rechtzeitig erkannt und geeignete Massnahmen zur systematischen Risikoreduktion ergriffen habe. Positiv erwähnt wird unter anderem das 1700-Punkte-Programm der SBB, welches die gezielte Aufrüstung von 1700 Signalen mit einer Geschwindigkeitsüberwachung bzw. Abfahrverhinderung vorsieht. Dadurch könne das Restrisiko von Kollisionen in den nächsten Jahren halbiert werden. Die konsequente Umsetzung des 1700-Punkte-Programms dürfe daher unter keinen Umständen verzögert werden. Eine Beschleunigung des Gesamtprogramms wird nicht empfohlen, wenn die dazu notwendige Neuplanung zu einer Verzögerung führen würde. Das Gutachten formuliert zudem eine Reihe von Empfehlungen wie den Einbau von Abfahrverhinderungen an Gruppenausfahrsignalen auf Einspurstrecken oder die beschleunigte flächendeckende Einführung einer kontinuierlichen Geschwindigkeitsüberwachung mit dem europäischen Standard ETCS Level 2. Die komplementären Massnahmen sollten aber bestehende Programme nicht beeinflussen, sondern ergänzend wirken und aus zusätzlichen Quellen finanziert werden.

Arbeitsumfeld Lokführer: sehr hoher Sicherheitsstandard

Das Gutachten «Arbeitsumfeld» Lokführer wurde von Jürg Schmid Safety Coaching erarbeitet und hatte zum Ziel, das Arbeitsumfeld des Lokpersonals umfassend zu bewerten. Der Sicherheitsstandard der SBB wird darin als sehr hoch beurteilt. Dabei würden das aktuelle Arbeitsumfeld der Lokführer wie auch Prozesse und Instrumente des Sicherheitsmanagements einen sehr wichtigen Beitrag leisten. Der Arbeitsdruck im Führerstand wurde in den Interviews nicht als Problem erkannt. Die Gutachtenverfasser raten aber auch zu einer kontinuierlichen Weiterentwicklung der sicherheitsrelevanten Prozesse und Instrumente, vor allem im Hinblick auf technische Entwicklungen und Automatisierungen. Verbesserungsmöglichkeiten orten sie bei der Aufarbeitung von Signalfällen oder auch in der Weiterentwicklung einer Lernkultur und dem verstärkten Einbezug der Lokführer in Fragen der Sicherheit.

Erkenntnisse werden in Sicherheitsprogramm einfliessen

Die beiden Gutachten zeigen, dass die SBB mit ihrer Sicherheitsstrategie auf dem richtigen Weg ist. Die Empfehlungen der Gutachtenverfasser zielen auf Handlungsfelder, welche der SBB bereits bekannt sind. Dazu gehören etwa die systematischere Beurteilung von wesentlichen technischen Massnahmen auf den Faktor Mensch oder die Sicherstellung der lückenlosen Behandlung von Lokführermeldungen bezüglich Signalstandorte. Die Gutachtenverfasser empfehlen zudem eine beschleunigte flächendeckende Einführung der kontinuierlichen Geschwindigkeitsüberwachung (ETCS Level 2) für den Zeitraum nach 2018, wie dies auch von der SBB nach der Kollision in Granges-Marnand in Erwägung gezogen wurde. Die Konzernleitung der SBB hat beschlossen, die Erkenntnisse aus den Gutachten in die Massnahmen des Sicherheitsprogramms der SBB aufzunehmen.

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