Die Inbetriebnahme des längsten Eisenbahntunnels der Welt am 11. Dezember 2016 ist der wichtigste Meilenstein zur erneuerten Nord/Süd-Achse Gotthard. Pro Stunde und Richtung werden ab Fahrplanwechsel 2016/2017 bis zu fünf Güter- und zwei Personenzüge verkehren. Für den Güterverkehr ermöglicht dies mehr und schnellere Verbindungen auf der Nord/Süd-Achse Gotthard. Die Züge fahren zudem zuverlässiger und für die Kunden planbarer, weil witterungsbedingte Streckenunterbrüche grösstenteils ausgeschlossen werden können.
Mit dem neuen Gotthardtunnel rücken das Tessin und die Deutschschweiz beziehungsweise das Tessin und die Romandie viel näher zusammen, was den Cargo-Kunden neue Marktchancen bringt. So werden unter anderem mehrere tägliche Zustellungen und Abholungen an den grossen Standorten im Tessin ermöglicht. Am Vortag geerntetes Obst und Gemüse aus dem Tessin und Norditalien kann bereits frühmorgens auch in Westschweizer Filialen angeliefert werden. Für den internationalen Transitverkehr ist der neue Gotthardtunnel ein erster grosser Schritt zur Flachbahn durch die Alpen. Diese wird ab 2020 auf dem wichtigen europäischen Korridor von Rotterdam nach Genua bis zu 20 Prozent Volumensteigerung ermöglichen. Voraussetzung ist aber, dass auch in den angrenzenden Ländern Deutschland und Italien die notwendigen Zulaufstrecken weiter ausgebaut werden.
Schnellere Verbindungen ins Tessin und nach Mailand
Im Personenverkehr dürfen sich die Reisenden auf mehr Verbindungen, moderne Züge und deutlich kürzere Reisezeiten freuen. Die Fahrt von Zürich nach Lugano beispielsweise wird ab 2020, wenn auch der Ceneri-Basistunnel in Betrieb ist, weniger als zwei Stunden dauern. Mailand erreicht man ab Zürich dann in weniger als drei Stunden. Die Verbesserungen auf der Nord/Süd-Achse Gotthard kommen schrittweise – bis zur Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnels gilt vorübergehend ein Baustellenfahrplan mit reduzierten Fahrzeitgewinnen (vgl. Tabelle). Bereits ab Dezember 2016 dauert die Reise ab Zürich und Zug ins Tessin rund 25 Minuten weniger lang als heute.
Neue Züge und über 50 Prozent mehr Kapazitäten
Heute fahren täglich rund 9000 Passagiere mit der SBB über den Gotthard. Bis 2020 dürfte sich die Nachfrage auf täglich mindestens 15‘000 Reisende deutlich erhöhen. Die SBB investiert deshalb in neues internationales Rollmaterial für den Nord-Süd-Verkehr. Acht neue Triebzüge des Typs ETR610 kommen seit November 2014 schrittweise zum Einsatz. Ab Ende 2019 werden 29 neue Triebzüge von Stadler Rail auf der Nord-Süd-Achse verkehren. Zudem wird die bestehende nationale Flotte für die erhöhten Sicherheitsnormen im neuen Gotthardtunnel bereit gemacht: Dies betrifft 18 ICN, 13 Lokomotiven und 127 Standard IC-Wagen, die bis Ende 2016 einsatzbereit sein werden.
Inbetriebnahme auf Kurs
Die weiteren Arbeiten für die Inbetriebnahme des neuen Gotthardtunnels laufen in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Verkehr, der AlpTransit Gotthard AG sowie den Kantonen Uri und Tessin auf Hochtouren. Rund 3900 Mitarbeitende von SBB, Drittbahnen und kantonalen Rettungskräften werden in den nächsten zwei Jahren in über 20‘000 Ausbildungstagen für ihren Einsatz im und um den neuen Gotthardtunnel geschult. Parallel dazu entstehen in Erstfeld und Biasca zwei neue Erhaltungs- und Interventionszentren. Rund 300 Mitarbeitende (inkl. 120 neu geschaffene Stellen) werden von dort aus für Unterhalt und Störungsbehebung verantwortlich sein. Ihnen werden 31 neue Erhaltungsfahrzeuge und zwei neue Lösch- und Rettungszüge zur Verfügung stehen. Mitte 2015 wird zudem das neue elektronische Stellwerk Altdorf in Betrieb gehen. Ende Oktober 2015 folgt die Inbetriebnahme des elektronischen Stellwerks auf der Südseite in Pollegio. Zusammen mit der Umrüstung von Anlagen und Bahnhöfen zwischen Brunnen und Castione auf Führerstandsignalisierung ETCS Level 2 ermöglicht dies kürzere Zugfolgezeiten.
25 Bauprojekte bis 2020
Die volle Leistungsfähigkeit erreicht die erneuerte Nord/Süd-Achse Gotthard 2020, nach Inbetriebnahme des Ceneri-Basistunnel (2019) und des 4-Meter-Korridors (2020). Bis dahin werden auf der Zulaufstrecke rund 25 Bauprojekte realisiert – beispielsweise Zugersee Ost, Sanierung Axenseegleis oder Knoten Bellinzona sowie zahlreiche Tunnelbauten im Tessin. Die zeitliche und räumliche Ballung ist eine grosse Herausforderung für die Fahrplanstabilität. Mit zahlreichen Massnahmen in den Bereichen Rollmaterial, Bau und Betrieb wird die SBB die Auswirkungen für die Kundinnen und Kunden bis zum Abschluss der Bauprojekte so gering wie möglich halten.
Schrittweise kürzere Fahrzeiten
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