Der Wertverlust des Euro gegenüber dem Schweizer Franken hat gravierende Auswirkungen auf den Schienengüterverkehr im Transit durch die Schweiz. Mit der Aufhebung des fixen Wechselkurses von CHF 1.20 pro Euro im Januar 2015 hat der Euro als europäische Leitwährung im Transport um 17 Prozent an Wert verloren. Wenn man bis 2009 zurückblickt, als der Wechselkurs bei 1.65 CHF/EUR stand, lässt sich der Wertverfall sogar auf 40 Prozent beziffern.
Transitgeschäft kaum mehr kostendeckend
Konkret bedeutet dies, dass die Einnahmen in Euro heute wesentlich weniger wert sind als die Kosten in Franken. Die Dienstleistungen der im Schweizer Transit tätigen Güterbahnen werden von den Kunden weit überwiegend in Euro bezahlt. Die Ausgaben für den Schweizer Streckenabschnitt erfolgen jedoch in CHF. Dies sind in erster Linie Aufwendungen für Lokführer, Lokomotiven, Trassen und Energie. Die Folge ist ein dramatischer Druck auf die Margen. Das Transitgeschäft ist unter diesen Bedingungen kaum mehr kostendeckend zu führen. Die Bahnen haben in den letzten Jahren bereits viel unternommen um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern und werden diese Anstrengungen weiterführen. Kurzfristige Handlungsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt.
Massiver Verkehrsverlust befürchtet
Der Streckenabschnitt durch die Schweiz verteuert sich um 17 Prozent. Ein Nachteil, der im hoch umkämpften Wettbewerb zum Strassenverkehr nicht kompensiert werden kann. Zudem sind mit dem Rohölpreis während der letzten zwei Jahre auch die Dieselpreise um 22 Prozent gefallen. Davon profitiert insbesondere der Strassengüterverkehr. Der starke Franken belastet auch den Strassengüterverkehr beim Transit durch die Schweiz, da dieser ebenfalls zu einer Erhöhung der Leistungsabhängigen Schwerverkehrsabgabe (LSVA) für Unternehmen führt, deren Kunden in Euro zahlen. Allerdings fällt diese Mehrbelastung nur etwa halb so gross aus wie die Entlastung durch den gesunkenen Dieselpreis.
Durch die drei Effekte EUR/CHF-Kurs, tieferer Dieselpreis und höhere LSVA ergibt sich eine relative Kostenverteuerung des Schienentransits im Vergleich zum Strassentransit von 11 Prozent, die nicht so rasch kompensiert werden kann. Da der Markt sehr schnell auf diese Wettbewerbsverbesserung reagieren kann, droht eine Abkehr vom kombinierten Verkehr und damit ein massiver Verkehrsverlust im Transit durch die Schweiz auf der Schiene.
Massnahmen durch den Bund notwendig
Um diese drohende Rückverlagerung in Grenzen zu halten, erwarten die Güterbahnen, dass der Bund Massnahmen prüft, die den Wettbewerbsnachteil des kombinierten Verkehrs reduzieren. Möglichkeiten bestehen in der temporären Aussetzung der geplanten Reduktion der Fördermittel für den kombinierten Verkehr sowie in der spürbaren Entlastung des Schienengüterverkehrs im Rahmen der Revision des Trassenpreissystems 2017. Diese wirkungsvollen Massnahmen können in eigener Kompetenz durch den Bundesrat bzw. das Bundesamt für Verkehr (BAV) entscheiden werden.
Daneben suchen die betroffenen Schweizer Unternehmen das Gespräch mit den Behörden, um konstruktive Lösungsansätze zur Absicherung der erfolgreichen Verlagerungspolitik einzubringen. Wichtig ist zudem, dass das neue Güterverkehrsgesetz für den Binnenverkehr nun rasch verabschiedet wird, damit für diesen Sektor kalkulierbare Rahmenbedingungen für die Zukunft bestehen.