So bezwingt die SBB die gewaltigen Schneemassen

Die starken Schneefälle der letzten Woche halten die SBB immer noch in Atem. Warum es mit Schnee schaufeln nicht getan ist, weshalb der Schnee mehr Lokführer fordert und wer sonst gerade rund um die Uhr im Einsatz ist: ein Überblick.

Des einen Freud’, des anderen Leid: Während die Wintersportler die Schneemassen feiern, steht der Verkehr immer noch vor Herausforderungen. Solch ausserordentliche und teilweise rekordverdächtigen Schneemengen haben die Region Zürich und Teile der Ostschweiz schon lange nicht mehr erlebt. Im Bahnverkehr ist also immer noch aufräumen angesagt. Mehrere hundert Mitarbeitende aus den verschiedenen Bereichen der SBB sind weiterhin – teils rund um die Uhr – daran, zum Normalbetrieb zurückzukehren. Festzuhalten bleibt: Trotz Verspätungen, Ausfällen und lokalen Einschränkungen konnte die SBB das Grundangebot sicherstellen; dies dank dem unermüdlichen Einsatz der Mitarbeitenden.

Wo lagen und liegen nun die Herausforderungen? Ein Überblick anhand einiger ausgewählter Beispiele.

Die Fahrzeuge

In der Ostschweiz ist rund ein halber Meter Schnee gefallen. Wenn sich diese Mengen auf dem Dach einer Lok ansammeln, ist das ein grosses Problem: Sie drücken den Stromabnehmer nach unten – und ohne Strom keine fahrende Lok. Im Gegensatz zu einem Auto ist das Freischaufeln einer Lok im Gleisfeld ein komplexer Vorgang: der Fahrstrom muss zunächst ausgeschaltet und geerdet werden, bevor der Stromabnehmer befreit werden kann. Alternativ können die Züge in die nächste Serviceanlage geschleppt werden. In der Serviceanlage Herdern war am Wochenende deshalb volles Haus: Stromabnehmer befreien und allenfalls reparieren, Seitenscheiben tauschen, die durch Eisbrocken beschädigt wurden, Kupplungen wieder auf Vordermann bringen und vieles mehr. Noch immer müssen Fahrzeuge kontrolliert und repariert werden, weshalb einige Züge derzeit verkürzt verkehren. Eine der grössten Herausforderungen war es, den Überblick zu erhalten, wo welche Fahrzeuge wie repariert werden müssen. Dies erforderte zusätzliche Lokführer-Ressourcen ausserhalb des Regelbetriebs.

Die Rangierbahnhöfe

Auch bei den Rangierbahnhöfen gibt es noch alle Hände voll zu tun. So funktioniert beispielsweise im Rangierbahnhof Buchs SG noch nicht alles. Der Schnee muss teilweise von Hand weggeschaufelt werden, und die Hemmschuhe – das ist eine keilförmige Vorrichtung, mit der ein Fahrzeug abgebremst oder gegen Wegrollen gesichert wird – sind immer noch verschüttet unter dem Schnee. Und im Rangierbahnhof Limmattal ist noch ein Teil der Förderwagen defekt. Hinzu kommt: Die Gleisanlage ist mit stehengeblieben Lasten gut belegt, folglich können zusätzliche Züge in diversen Regionen noch nicht alle weiterverarbeitet werden. Eine grosse Herausforderung ist es, diese aktuellsten Daten in den Systemen zu erfassen, Diskrepanzen zu vermeiden und somit den Kundinnen und Kunden weiterhin die genauen An- und Abfahrtszeiten zu kommunizieren.

Die Infrastruktur

«Gehen Sie nicht in den Wald», warnte die Polizei die Bevölkerung am Wochenende. Die Gefahr: abbrechende Äste. Wenn Bäume unter den Schneemassen Schaden nehmen, leidet mitunter auch die Fahrleitung. Das war beispielsweise der Fall im Rangierbahnhof Limmattal: Hier sind Fahrleitungen auf Loks gefallen. Die Loks befreien und die Fahrleitung wieder instand setzen ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die Zeit und Spezialisten benötigt. Hinzu kommen Weichen, die bei tiefen Morgen- und Abendtemperaturen (wieder) einfrieren, sowie Eisbrocken, die sich in den Weichen ansammeln. Auch gibt es Gleise, die nicht mit Weichenheizungen ausgestattet sind. Dort bleiben Fahrzeuge und Zugkompositionen stecken und müssen manuell vom Schnee befreit werden. Zudem sind auch Barrieren und Bahnübergänge eine Herausforderung, da die Schnee- und Eismassen bei der Strassenschneeräumung zur Blockade werden. Ein sauberes Öffnen und Schliessen der Antriebe wird somit teils verhindert und führt zu weiteren Verzögerungen im Bahnbetrieb.

Die Bahnhöfe und Perrons

Die Schneemenge, die sich am Freitag angesammelt hatte, der Einbruch der starken Kälte am Samstag und der anschliessende Frost machten die Schneeräumung auch an den Bahnhöfen sehr kompliziert und aufwändig. Ein- und Ausgänge salzen und Treppen, Rampen und Perrons enteisen ist eines. Der Abtransport der gesammelten Schneemengen ist jedoch eine ganz andere Herausforderung. Das ist aus logistischer Sicht nicht ganz einfach zu lösen und bringt den Winterdienst ans Limit. Tauen die Schneemengen rasch auf, so kann es zu Problemen mit den Schmelzwassermengen kommen. Daher arbeiten die Mitarbeitenden derzeit mit Vollgas und allen Mitteln an der Beseitigung der Schneemassen rund um die SBB Bahnhöfe. Mit dem Ziel: möglichst rasch zurück zum Normalbetrieb.