Bei der SBB ist die Generation Z am Drücker

Der Name ist Programm: In einer Junior Station haben Lernende das Heft in der Hand. Sie führen das Reisezentrum in der Lehre selbstständig, ihre Coaches halten sich im Hintergrund. Das kommt bei den Lernenden Audrey Räss und Larissa Krüse gut an. Ein Augenschein in der Junior Station Wil SG.

Lesedauer: 4 Minuten

Für Audrey Räss (18) ist der Fall klar: «Ich finde die Arbeit in der Junior Station cooler. Hier kann man mehr Verantwortung übernehmen. Das ist vor allem für die persönliche Entwicklung von uns Lernenden wichtig.» Die angehende Kauffrau öffentlicher Verkehr muss es wissen. Sie ist bereits im dritten Lehrjahr und hat während ihrer Ausbildung auch an gewöhnlichen Bahnhöfen gearbeitet. Larissa Krüse (17), ebenfalls angehende Kauffrau und im zweiten Lehrjahr, pflichtet ihr bei: «Die Aufgaben in der Junior Station sind abwechslungsreich und anders.» Das alleine mache aber eine gute Ausbildung nicht aus. Um mehr über die Produkte und die Reiseberatung zu lernen, sei deshalb auch die Lehrzeit in den normalen Reisezentren wichtig, betont sie.

Audrey und Larissa sind sich einig, dass an normalen Ausbildungsstätten der Fokus stärker auf der eigentlichen Reiseberatung liegt. Andere wichtige Aufgaben, die für den Betrieb des Bahnhofs relevant sind, würden dagegen weniger gewichtet. Teils fehle an gewöhnlichen Bahnhöfen auch der Austausch mit anderen Lernenden. In Wil hingegen sind es insgesamt neun Auszubildende, die von- und miteinander lernen können.

Eigenverantwortung will gelernt sein 

Larissa und Audrey werden in der Junior Station von Praxis- und Berufsbildnern, sogenannten Coaches, begleitet. Die beiden betonen jedoch, dass ihnen die Eigenverantwortung sehr am Herzen liegt. «Wenn wir mit einem Problem konfrontiert werden, tauschen wir uns oft direkt unter uns Lernenden aus», sagt Larissa, und Audrey ergänzt: «Wir denken mit und versuchen, selbst Lösungen zu finden. Auf die Coaches gehen wir zu, wenn wir wirklich nicht mehr weiterwissen.»

Viel Lob also für das Konzept Junior Station. Gibt es denn gar nichts zu kritisieren? Larissa Krüse überlegt und meint: «An manchen Tagen sind sehr viele Leute vor Ort. Dann sieht es für die Kunden etwas komisch aus, wenn mehr Personen hinter den Schaltern sitzen als wir Schalter haben.» Audrey Räss vermisst in der Junior Station manchmal die Individualität: «Da wir in der Junior Station so viele Lernende sind, werden wir oft als Gruppe betrachtet. An anderen Bahnhöfen wird man eher als Einzelperson wahrgenommen. Auch das hat seine Vorteile.»

Junior Station bei der SBB

Das Konzept Junior Station gibt es bei der SBB seit mehr als 20 Jahren. Eine Junior Station funktioniert wie jedes andere Reisezentrum: Kundinnen und Kunden können unter anderem Billette kaufen, Geld wechseln oder ihr Gepäck aufgeben. Der feine Unterschied: In den Junior Stations führen Lernende das Reisezentrum – im Vorder- und im Hintergrund. Die jungen Erwachsenen beraten am Schalter, werden aber beispielsweise auch in die Buchhaltung eingeführt und lernen Organisatorisches wie das Erstellen von Dienstplänen. Erwachsene stehen den Jugendlichen als Coaches zur Seite. Die SBB betreibt schweizweit zehn Junior Stations.

Eng begleitet in Vorbereitung auf den grossen Tag 

Die 49-jährige Tanja Krüse nimmt als eine von drei Berufsbildnerinnen am Bahnhof Wil eine Coach-Rolle wahr. «Die Lernenden müssen sehr dynamisch funktionieren, denn die Abläufe ändern sich konstant.» Das beeindrucke sie sehr. «Ich lerne dadurch auch immer wieder von den Lernenden.»

Auch Thomas Lehmann (47), Leiter des Reisezentrums Wil, ist überzeugt vom Ausbildungsmodell Junior Station. «Es braucht junge Leute, die anpacken und Eigenverantwortung übernehmen wollen.» Ihm ist wichtig, dass die Lernenden das volle Vertrauen aller Mitarbeitenden spüren. «Wir sind trotzdem ein ganz normales Reisezentrum mit Fokus Kundinnen und Kunden.» Das dürfe man nicht vergessen. Um Fehler zu vermeiden, müsse den Lernenden signalisiert werden, dass sie jederzeit Fragen stellen dürfen. «Geht trotzdem mal was in die Hose, so finden wir gemeinsam eine Lösung. Fehler sind wichtig für die Entwicklung.»

Möglichst fehlerlos ablaufen soll jedoch der sogenannte Real Junior Station Day, der demnächst stattfindet – ein Tag, an dem die Lernenden das Reisezentrum komplett alleine verantworten. Die Coaches sind nicht vor Ort und stehen nur auf Abruf zur Verfügung. In Wil hat das Team in den letzten Monaten intensiv auf diesen Tag hingearbeitet. «Man spürt die Erwartungshaltung und Vorfreude der Lernenden. Das stimmt mich sehr positiv – wir sind auf dem richtigen Weg», sagt Coach Tanja Krüse. Tatsächlich blicken Audrey Räss und Larissa Krüse dem Tag erwartungsvoll entgegen. Sie sind sich abermals einig: «Am Anfang mussten wir uns alle erst eingewöhnen und es dauerte einen Moment, bis sich die Abläufe eingependelt hatten. Jetzt warten neue Herausforderungen wie beispielsweise der Real Day. Darauf freuen wir uns sehr.»

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