Wie bilden Polizeihundeführer:innen in der Schweiz einen Polizeihund aus?
Die Ausbildung eines Polizeihundes beginnt, sobald der Hund beim Diensthundeführer oder der Diensthundeführerin ist. Sie erfolgt in mehreren Phasen, die sich am Alter und Entwicklungsstand des Hundes orientieren.
In der Grundausbildung werden Gehorsamsübungen durchgeführt, Sicherheit in täglichen Situationen und an Örtlichkeiten vermittelt sowie eine starke Bindung zum Hundeführer aufgebaut. Anschliessend folgt das Training der Nasenarbeit, wie zum Beispiel die Fährtenarbeit, bei welcher der Hund lernt, Gerüche und Spuren zu verfolgen. Der Hund wird so Schritt für Schritt zum Schutzhund – dem Allrounder der Polizeihunde – ausgebildet.
Du bildest Wolf momentan zum Schutzhund aus, wo steht er aktuell in der Ausbildung?
Wolf ist jetzt sechs Monate alt und mitten in seiner Ausbildung. Aktuell trainiere ich mit ihm etwas schonend, da er sich im Zahnwechsel befindet und daher nicht gut mit den Zähnen arbeiten kann. So pausieren wir im Moment praktisch alle Schutzdienstausbildungen.
Aber wir fördern in dieser Zeit die Nasenarbeit im Bereich der Bodenverletzungsfährte (Anmerkung der Redaktion: Fährten von mechanischen Spuren wie Fussabdrücke), der Personensuche im Freien und im Gebäude und der Gegenstandssuche. Auch Lauffreudigkeit trainiere ich mit Wolf. Einfach alles Arten von Training, bei dem ich ihn mit Futter belohnen kann, aber seine Zähne nicht belastet werden.
Nach seinem Zahnwechsel trainieren wir dann langfristig für die Polizeihundeprüfung, um ihn schliesslich als Schutz- und Betäubungsmittelspürhund einzusetzen.
«Sie sind die Schweizer Taschenmesser unter den Diensthunden, weil sie fast alles können.»Martin Lüthi
Betäubungsmittelspürhund – ist das eine Zusatzausbildung neben seiner Ausbildung zum Schutzhund?
Genau. Je nach Eignung können Diensthundeführerinnen und -hundeführer diverse Weiterbildungen mit ihren Diensthunden machen. Ich werde mit Wolf eine Zusatzausbildung zum Betäubungsmittelspürhund machen, wo er speziell im Aufspüren von Drogen geschult wird.
Generell sind Schutzhunde enorm vielseitig einsetzbar. Sie sind die Schweizer Taschenmesser unter den Diensthunden, weil sie fast alles können. Im Schutzdienst trainiere ich Wolf darauf, eine verdächtige Person gezielt zu stellen, zu verbellen und bei Bedarf zuzugreifen. Gleichzeitig lernt er, auf Befehl sofort zu reagieren. Kontrolle, soziale Verträglichkeit und Stabilität sind dabei entscheidend, um sicherzustellen, dass der Hund nur auf Anweisung handelt und sich in seiner Arbeit sicher und wohl fühlt.
Welche Arten von Polizeihunden gibt es noch, und welche gibt es bei der Transportpolizei?
In der Schweiz gibt es verschiedene Arten von Polizeihunden: Darunter sind Schutzhunde, Betäubungsmittelspürhunde, Datenträgerspürhunde, Notengeldspürhunde, Leichen-/Blutspürhunde, Personenspürhunde, Brandmittelspürhunde und Sprengstoffspürhunde.
Diese Aufzählung ist nicht abschliessend, sondern umfasst die aktuell eingesetzten und ausgebildeten Polizeihunde. Hunde können auf nahezu alle Substanzen oder Aufgaben konditioniert werden, sofern Bedarf besteht. Die Transportpolizei setzt Sprengstoffspürhunde und Schutzhunde in Kombination mit Betäubungsmittelspürhunden ein.
Was ist die grösste Herausforderung, einen Polizeihund und speziell einen Schutzhund auszubilden?
Die grösste Herausforderung bei der Ausbildung eines Polizeihundes, insbesondere eines Schutzhundes, besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen hoher Dienstbereitschaft und sozialer Verträglichkeit zu erreichen.
Der Hund muss in anspruchsvollen, oft stressigen Umgebungen unter erschwerten Bedingungen – wie sie bei der Transportpolizei vorkommen – zuverlässig und kontrolliert agieren. Gleichzeitig soll er in der Freizeit und im familiären Umfeld ein freundliches und sozial angemessenes Verhalten zeigen. Wolf lebt schliesslich mit meiner Familie und mir zusammen.
Dies erfordert intensives, gezieltes Training, auch ausserhalb der Arbeitszeit, um den Hund psychisch und physisch stabil sowie belastbar zu machen. Diese Aufgabe verlangt von der Hundeführerin oder dem Hundeführer und deren Umfeld erhebliches Engagement, Unterstützung und Akzeptanz, die weit über die normale Arbeitsbelastung hinausgehen. Eine hohe Leidenschaft und Hingabe für die Arbeit sind ein Muss.
«Die tiefe Freundschaft zwischen Mensch und Tier hat mich von klein auf fasziniert.»Martin Lüthi
Wie bist du dazu gekommen, Diensthundeführer bei der Polizei zu werden?
Schon immer war ich begeistert von grossen Hunden. Die tiefe Freundschaft zwischen Mensch und Tier hat mich von klein auf fasziniert. Bereits in der Schulzeit war mir klar, dass ich diesen Traum einer besonderen Partnerschaft verwirklichen wollte. Deshalb setzte ich mir früh das Ziel, Diensthundeführer zu werden. Die Vorstellung, mit einem so loyalen und mutigen Partner wie einem Polizeihund zu arbeiten und gemeinsam im Einsatz zu stehen und für Sicherheit zu sorgen, hat mich motiviert, dieses Ziel konsequent zu verfolgen.
Was gibst du jungen Menschen mit, die gerne deinen Beruf ausüben würden?
Bleibt am Ball und habt Geduld – es lohnt sich! Auch wenn der Weg lang ist und es nervenaufreibende Momente gibt, denkt daran: Ein tierischer Partner wird euch und der ganzen Familie so viel zurückgeben. Die harte Arbeit zahlt sich aus, und die Bindung zu eurem Hund ist einzigartig und unersetzlich.
Martin Lüthi und Wolf
Martin Lüthi ist Polizist, Diensthundeführer und -ausbildner und zuständig für das Diensthundewesen bei der Transportpolizei der SBB. Seinen Partner Wolf, ein belgischer Schäferhund (Malinois), bildet er derzeit als Polizeihund aus. Martin selbst schloss seine Lehre als Landschaftsgärtner ab, ehe er seine Ausbildung als Polizist in der Polizeischule antrat. Nach der Ausbildung arbeitete er bei der Kantonspolizei Luzern, seit 13 Jahren ist er bei der Transportpolizei der SBB tätig. Mit seiner Familie ist er viel in der Natur anzutreffen. Wolf ist selbstverständlich immer mit von der Partie.
Auch Polizeihundeführer:in werden?
Interessieren Sie sich für den Beruf des Polizeihundeführers oder der Polizeihundeführerin? Dann informieren Sie sich auf der SBB Seite «Polizist:in SBB Transportpolizei» über den Beruf bei der Transportpolizei. Die Ausbildung zum Polizeihundeführer oder zur Polizeihundeführerin ist eine Zusatzausbildung, die Sie absolvieren können, nachdem Sie als Transportpolizist oder Transportpolizistin eingestiegen sind.