Den einen ist es zu kühl, den anderen zu heiss: Die Diskussionen über die ideale Temperatur im Zug ist ein Dauerbrenner. Besonders hitzig sind die Voten, wenn die Klimatisierung nicht korrekt funktioniert. Allerdings ist das gar nicht so oft der Fall, wie der subjektive Eindruck von Betroffenen vielleicht glauben macht. Einige Zahlen und Fakten schaffen Irrtümer aus der Welt und geben Einblick in eine knifflige Angelegenheit.
98 Prozent der SBB Personenzüge der SBB sind klimatisiert unterwegs
Rund 9200 Klimageräte sorgen heute dafür, dass 98 Prozent aller Personenzüge klimatisiert unterwegs sind. Einige ältere Wagen, die beispielsweise bei der Zürcher S-Bahn in Stosszeiten als Entlastungszüge eingesetzt werden sowie vereinzelte Reisezugwagen, die im Fernverkehr unterwegs sind, verfügen lediglich über eine Ganzjahreslüftung und über eine Heizung, nicht aber über eine Kühlanlage. Im Fahrplan auf sbb.ch sowie in der SBB Mobile App wird mit einem Piktogramm angezeigt, wenn ein Zug über keine Klimatisierung verfügt; dies testweise bis September.
Sensoren übernehmen die Temperaturmessung
Wie kühl es in einem Zug ist, hängt unter anderem von der Aussentemperatur ab. Temperatursensoren am Fahrzeug messen, wie warm es draussen ist. Ein sechsteiliger Zug verfügt beispielsweise über zwölf Aussenlufttemperatursensoren. Der gemessene Mittelwert ist ausschlaggebend für die Bestimmung des Sollwerts der Innentemperatur, die ebenfalls wieder mit Temperatursensoren in den Passagierbereichen gemessen werden, sowie für die Bemessung der Frischluftzufuhr. In einem klimatisierten Doppelstockzug gibt es rund 62 Innentemperatursensoren.
Viele Faktoren beeinflussen die Temperatur
Nebst der Aussentemperatur haben zahlreiche weitere Faktoren einen Einfluss auf die Klimatisierung: Steht der Zug oder fährt er, und wenn er fährt: Wie schnell? Wie ist die Sonneneinstrahlung? Wie hoch ist die Luftfeuchtigkeit? Wie voll ist der Zug? Wie viel Wärme geben die Beleuchtung und andere elektrische Geräte im Wagen ab? Wie lange bleiben die Türen offen, wenn der Zug hält? Fährt der Zug im offenen Gelände oder durch Tunnel? Die Werte zu all diesen Einflussfaktoren, die sich notabene während einer Fahrt immer wieder ändern, werden in die automatisierten Klimaregler zur Berechnung der Temperatur im Wageninneren einbezogen.
Die elektronischen Regler der Klimaanlagen sind so programmiert, dass an heissen Tagen die Innentemperatur zwischen drei und maximal zehn Grad unter der Aussentemperatur liegt. Dies entspricht den europäischen Normen, an denen sich auch ausländische Bahnen orientieren. Wird die Luft im Wagen dennoch als zu heiss oder zu kalt empfunden, kann das Zugpersonal die Temperatur manuell um bis zu zwei Grad nach oben oder unten korrigieren. Auf eine noch stärkere Kühlung verzichtet die SBB, um den Fahrgästen grosse Temperaturwechsel zu ersparen und den Energieverbrauch nicht unnötig hochzutreiben.
Die Fehlerquote der Klimaanlagen liegt bei 0,31 Prozent
Monatlich registriert die SBB im Durchschnitt 840 Klimastörungen. Sie betreffen entweder die Heizung, die Lüftung oder die Kühlung. Im Durchschnitt weisen somit etwa 28 Klimageräte pro Tag eine Störung auf. Bezogen auf den flottenweiten Einsatz von 9200 Klimageräten entspricht dies einer Fehlerquote von 0,31 Prozent.
So unterschiedlich die Fahrzeugflotte der SBB ist, so vielfältig sind auch die Ursachen der Störungen. Sie reichen von gestörten Sensoren über defekte Klimageräte, Kältekompressoren, Ventilatoren, Heizkörpern oder elektrische Schaltelemente bis hin zu Störungen an Klimareglern oder unerwartete Effekte in der Regulierungssoftware.
Auch wenn die Klimageräte meistens funktionieren, ist es höchst unangenehm, im Hochsommer einen Wagen ohne Kühlung zu erwischen. Um dieses Risiko weiter zu minimieren, setzen die Klimaprofis der SBB alles daran, den Kundinnen und Kunden die Reise so angenehm wie möglich zu machen. Ihre Kompetenzen sind an den zwei Standorten Olten und Bellinzona im «Fokusteam Klima» gebündelt. Die verschiedenen Teams mit rund 45 Klimaprofis der Technik, Fertigung und Planung in Olten und vier in Bellinzona sind interdisziplinär und bereichsübergreifend breit aufgestellt und sorgen dafür, dass die Reisenden stets einen kühlen Kopf bewahren.