Co-Leitung: Führen im Duo

Eine Stelle, zwei Chef:innen: Bei der Co-Leitung teilen sich zwei Mitarbeitende eine Führungsposition. Zwar ist diese Form von Jobsharing in der Schweiz noch ein Randphänomen, doch die Tendenz ist steigend. Über Vor- und Nachteile, Erfolgsgeheimnisse und welche Rolle Jobsharing mit Führungsverantwortung bei der SBB spielt.

Lesedauer: 4 Minuten

Was ist eine Co-Leitung?

Die Co-Leitung ist eine Sonderform des Jobsharing, bei der sich in der Regel zwei Führungskräfte eine Stelle teilen. Die Chef:innen arbeiten dabei je mit einem Teilzeitpensum. Häufig wird für geteilte Führungsaufgaben auch der Begriff «Topsharing» verwendet.  .

Tendenz steigend: Topsharing in der Schweiz

In der Schweiz ist Jobsharing noch ein Randphänomen. Gemäss Zahlen des Bundesamts für Statistik arbeiteten 2021 9,5 Prozent der Arbeitnehmenden im Jobsharing. Entsprechend noch kleiner fällt der Anteil von Mitarbeitenden aus, die im Topsharing-Modell arbeiten. Dennoch: Der Anteil hat in den letzten zehn Jahren zugenommen, wie die Studie «Job- und Topsharing in der Schweiz. Eine Bestandsaufnahme in kleinen, mittleren und grossen Organisationen in drei Sprachregionen» der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW im Auftrag des Vereins PTO (Part-time-Optimisation) nahelegt: Den Daten zufolge ist Job-/Topsharing in mehr Organisationen in der Schweiz verbreitet und es arbeiten mehr Personen in diesem Modell als noch vor zehn Jahren. Insbesondere die Verbreitung von Topsharing hat zugenommen. Der Anteil von Jobsharing ist jedoch klar höher als der Anteil von Topsharing. 

Work-Life-Balance, Chancengleichheit, Diversität: Vorteile einer Co-Leitung

Eine Co-Leitung ist die ideale Möglichkeit, um Teilzeitmitarbeitenden Perspektiven zu bieten und ihnen ermöglichen, eine Führungsaufgabe zu übernehmen: Egal ob das Teilzeitpensum aus familiären Gründen gewählt wird oder eine Weiterbildung ermöglicht – Teilzeitarbeit steht nicht mehr im Widerspruch zu einer Führungsaufgabe. Eine Co-Leitung leistet so einen entscheidenden Beitrag zur Chancengleichheit und fördert die Work-Life-Balance. Verantwortung und Arbeitslast sind auf mehrere Schultern verteilt und die reduzierte Arbeitszeit wirkt sich positiv auf Produktivität, Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit aus. Ausserdem fördern Co-Leitungen die Diversität im Team und im Unternehmen durch Faktoren wie unterschiedliche Persönlichkeiten, Führungsstile, Erfahrungen, Geschlechter, Generationen und Sichtweisen. Eine Co-Leitung profitiert ausserdem von einem grösseren Netzwerk sowie einfacheren Vertretungen bei Absenzen.

Einblick gefällig? Im Video berichten die SBB Mitarbeiterinnen Linda Trapletti und Gwendolyn Gisler-Pfaffen von ihrer Erfahrung mit einer Co-Leitung. Zusammen führen sie mehrere Mitarbeitende in den Reisezentren Baar, Cham und Rotkreuz.

Quelle: SBB/CFF/FFS

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Koordination, Kommunikation und gefühlte Präsenz: Herausforderungen in Co-Leitungen

Klar ist: Topsharing hat auch Nachteile. Dazu gehören insbesondere der Aufwand für Absprachen und Koordination sowie die Kompromissfindung bei Entscheiden. Hinzu kommt, dass die Präsenz der einzelnen Personen im Vergleich zu einem Vollzeitpensum weniger spürbar ist und sich Teams erst einmal mit einem Führungsduo einspielen müssen.

Erfolgsgeheimnisse: Damit eine Co-Leitung wirklich funktioniert

Wenn sich die Aufgaben einer Stelle für Jobsharing eignen und alle Beteiligten vom Modell überzeugt sind, sind weitere Voraussetzungen nötig, damit Topsharing ein Erfolg wird. Die beiden Co-Leader müssen das Modell wirklich leben. Ein paar Beispiele:

  • Die beiden Führungspersonen müssen zueinander passen, flexibel sein und geschlossen auftreten.
  • Sie müssen ähnliche Werte haben.
  • Sie müssen eine für beide passende Arbeitsmethode finden und gemeinsam durchziehen. Dazu gehören beispielsweise gemeinsame To-Do-Listen und Gesprächsnotizen.
  • Unabdingbar ist ein regelmässiger Austausch und Kommunikation – auch gegenüber dem Team, das geführt wird. Commitment der nächst höheren Führungskraft und klare Kommunikation der gegenseitigen Erwartungen
  • Definierte Ansprechperson für Stakeholder
  • Eine gute Planung und die Offenheit, bei Bedarf davon abzuweichen
  • Ein sinnvolles Ablagesystem: Beide Führungskräfte haben jederzeit Zugriff auf alle Dokumente.

Gemeinsam mehr bewegen: Co-Leitungen bei der SBB

Die SBB bietet bereits seit mehreren Jahren die Möglichkeit von Jobsharing. Sie hat das Modell wegen der vielen Vorteile eingeführt: Möglichkeit, Verantwortung zu teilen, Führungsfunktion trotz Teilzeitpensum, Förderung der Diversität, Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – um nur ein paar zu nennen.

Das Thema Jobsharing, auch in der Führung, hat sich bei der SBB etabliert. Auch auf Stufe Topkader gibt es bei der SBB eine Co-Leitung: Barbara Burri und Monique Saurer, die erfolgreich zusammen den HR-Bereich von SBB Cargo leiten. Im Interview auf dem SBB Cargo Blog «Co-Leitung: Gemeinsam etwas Cooles machen» berichten sie von ihrer Zusammenarbeit.

Bei der SBB ist Jobsharing sowohl mit als auch ohne Führungsverantwortung möglich. Die SBB fördert Jobsharing in Führungspositionen, indem beim Teilen einer solchen Stelle 120-Stellenprozente statt 100 Prozent in Anspruch genommen werden können. Die SBB weist in ihren Stellenanzeigen aus, wenn sich eine Stelle besonders für eine Co-Leitung eignet; auf der SBB Seite «Offene Stellen» kann auch explizit danach gesucht werden. Idealerweise melden sich Bewerber:innen direkt als Co-Leitung.

Weitere Informationen zu Karriere und Jobsharing: SBB Seite «Job-Sharing – zu zweit mehr bewegen».

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