Bahn erklärt: Die Ämtli der SBB

Auch die SBB hat Ämtli, denn der Bund beauftragt sie mit Aufgaben, die dem gesamten Schweizer öV dienen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu den sogenannten Systemaufgaben.

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Was sind Systemaufgaben?

Systemaufgaben sind so was wie die Ämtli des öV. Wie das Tischdecken als Kind oder das Putzen in der Studenten-WG dienen die Systemaufgaben der Allgemeinheit – in diesem Fall der öV-Branche und ihren Kunden. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) möchte mit den Systemaufgaben einheitliche Lösungen für übergeordnete Aufgaben schaffen – wie deine Eltern früher mit dem Ämtliplan. Zugegeben: Der Vergleich mit den unliebsamen Aufgaben im Haushalt hinkt ein wenig – immerhin wird die SBB für die Systemaufgaben entschädigt. Aber Kinder erhalten ja auch Taschengeld.

Welche Ämtli hat die SBB?

Vor kurzem hat die SBB den fünften Systemaufgaben-Vertrag mit dem Bund unterzeichnet. Die Abkommen betreffen folgende Bereiche:

  • kurz- und mittelfristige Fahrplanplanung

  • Kundeninformation

  • Bahn-Mobilfunknetz GSM-R

  • Planung grenzüberschreitender Trassen

  • European Train Control System (ETCS)

Im Rahmen der Systemaufgabe «Kundeninformation» betreibt die SBB Informatiksysteme, dank deren alle Schweizer öV-Player Daten für ihre Kundeninformationssysteme austauschen. So werden beispielsweise Zugsverspätungen auf dem Passenger TV im Bus angezeigt – und umgekehrt. Die Systeme der SBB wie zum Beispiel «Info+ und CUS» sind dafür die Drehscheibe.

«Die Systeme der SBB sind die Drehscheibe.»

Drehscheibe ist die SBB auch bei der Planung grenzüberschreitender Trassen. Sie ist nämlich Ansprechperson der Eisenbahnagentur der Europäischen Union für das Programm mit der geflügelten Bezeichnung «Technischen Spezifikationen für Interoperabilität zu Telekommunikationsanwendungen im Personen- und Güterverkehr» (TSI TAF/TAP – die Abkürzung kommt von der englischen Bezeichnung Technical Specifications for Interoperability: Telematic Applications for Passenger respektive for Freight). Indem grenzüberschreitende Züge im Personen- und Güterverkehr besser planbar werden, soll die Schiene in Sachen Flexibilität mit der Strasse gleichziehen.

Die Systemaufgabe für das «European Train Control System» (ETCS) hat ihren Ursprung ebenfalls in der internationalen Zusammenarbeit. Die SBB verantwortet die Umsetzung des europäischen Signalsystems in der Schweiz und berücksichtigt dabei die bestehenden nationalen Normen.

Was bringen die Systemaufgaben?

Von den Systemaufgaben profitieren die Bahnkunden im Personen- und Güterverkehr und die öV-Kunden generell. Die Reisenden profitieren direkt – wie im Falle der Kundeninformation – oder indirekt, beispielsweise indem mit ETCS die Sicherheit erhöht wird.

«Die SBB entwickelt den öV aktiv weiter.»

Die SBB kann dank den übernommenen Ämtli ihrem Anspruch gerecht werden, das Schweizer Bahn- und öV-System aktiv weiterzuentwickeln – und dies mit kleinem unternehmerischem Risiko, denn die Verträge beinhalten eine Entschädigung.

Den Privatbahnen und weiteren öV-Unternehmen bleibt mit den Systemaufgaben ein beträchtlicher Planungs- und Koordinationsaufwand erspart. Die Alternative wären – am Beispiel der Fahrplanplanung – mühsame Absprachen unter den einzelnen Unternehmen.

Das BAV schliesslich kann mit den Systemführerschaften seine Rolle als Oberaufsicht im Schweizer öV wahrnehmen und dessen Entwicklung gezielt steuern.

Die Systemaufgaben des Schweizer öV sorgen also dafür, dass die vielen Köche den Brei nicht verderben und die Kunden auf ihre Kosten kommen.