Eco Talk: «Der ökologische Vorteil der Bahn wird noch lange anhalten»

«Wohin geht die Reise? – die Mobilität der Zukunft» lautete das Thema im «ECO Talk» vom Montag, 20. Mai 2019, auf SRF1. In der Sendung zu Gast waren SBB CEO Andreas Meyer, Amag-Chef Morten Hannesbo und ETH-Lausanne-Professor Matthias Finger. SBB News hat die wichtigsten Aussagen zusammengefasst.

Lesedauer: 4 Minuten

Wie passen Mobilität, Umweltbewusstsein und neue Technologien zusammen? Moderator Reto Lipp diskutierte mit SBB CEO Andreas Meyer und Amag-Chef Morten Hannesbo im «ECO Talk» über die Art, wie sich die Menschen in Zukunft fortbewegen. Zugeschaltet aus Genf war Matthias Finger, Professor für Netzwerkindustrien der ETH Lausanne.

Link zur Sendung

Für alle, für die 50 Minuten zu lang sind, fasst SBB News die wichtigsten Aussagen von Andreas Meyer zusammen.

Andreas Meyer zu…

…Nachhaltigkeit:
«Transportieren wir einen Menschen mit dem Zug anstatt mit dem Auto, dann haben wir keine zusätzlichen Emissionen. Der Zug fährt genau gleich, braucht genau gleich viel Strom, benutzt die Trassen nicht stärker. Das ist die beste Lösung, Menschen von A nach B zu transportieren. Zudem fahren wir mit 90 Prozent Wasserkraftstrom. Da wird der ökologische Vorteil im Vergleich zu allen anderen Transportmitteln noch ganz lange anhalten. Hinzu kommt der Aspekt des Landverbrauchs. Wir brauchen um die gleiche Menge Menschen zu transportieren, etwa zehn Mal weniger Platz als Autos.»

…Erhöhung der GA-Preise:
«Die Erhöhung der GA-Preise ist ein Ideenpapier der Branche. Das sind 250 Verbünde und Verkehrsunternehmen, die sich über die Tarife einigen müssen. Ideenpapiere sind nie Entscheide. Unsere Haltung ist aber klar und stabil seit einigen Jahren: Wir wollen die Preise im Durchschnitt stabil halten, sogar senken. Wir können das aber nicht allein bestimmen. Ich persönlich möchte die GA-Preise durchaus anpassen, aber erst wenn wir sie individualisieren können. Viele unserer Kundinnen und Kunden haben das GA aus Bequemlichkeit und wenn wir das GA verteuern, dann fehlt ein Element der Lebensqualität. Das andere Extrem sind die Kundinnen und Kunden, die das GA bereits Mitte Februar herausgefahren haben. Der Schlüssel dazu ist, GA-Qualität für alle auf dem SwissPass, auf dem differenziert werden kann zwischen den Vielnutzern und denen, die das GA weniger nutzen. Das ist der Königsweg in Bezug auf die zukünftige Preisgestaltung des GA.»

…Abschaffung Studenten-GA:
«Das ist wieder ein Element aus dem Ideenpapier der Branche. Hier war die Überlegung, ob ab einer gewissen Altersgrenze eine Limite gesetzt werden soll. Auch da ist aber noch nichts entschieden.»

…wie die SBB mehr Menschen von der Strasse auf die Schienen bringen:
«Eine Antwort darauf sind die Sparbillette. Sie sind zudem ein wichtiges Element in der Diskussion über die Nachhaltigkeit: Wir haben im letzten Jahr über fünf Millionen Sparbillette verkauft. 25% davon wurden von Kundinnen und Kunden gekauft, die normalerweise mit dem Auto unterwegs sind. Diese Anreize funktionieren so gut, dass wir im 2019 Investitionen in Sprabillette und Services im Umfang von 230 Millionen machen.»

…Auslastung der Züge:
«Die Kapazitätsauslastung ist unterschiedlich: rund 20 Prozent im Regionalverkehr und 30 Prozent im Fernverkehr. Und genau dort setzten wir mit den Sparbilletten an. Damit sollen die Kundinnen und Kunden auf den weniger ausgelasteten Zügen reisen. Zudem kann über unsere Preview App die wagenscharfe Auslastung jedes Zuges abgefragt werden. Wir informieren also, wo der Kunde bequem reisen kann»

…Überfüllte Züge im Tessin:
«Den Ansturm über Pfingsten und Auffahrt werden wir wie an Ostern bewältigen. Wir setzen Extrazüge ein und publizieren diese Kapazitäten über unser App. Ich rate allen Kundinnen und Kunden zu reservieren, wenn sie zum Beispiel nach Milano reisen. Dies kostet fünf Franken.»

…FV-Dosto:
«Bei der Vergabe sind uns die Hände gebunden. Es läuft nicht so wie in der Privatwirtschaft, wo einfach irgendjemand ausgewählt werden kann. Es gibt ein Bundesgesetz über das öffentliche Beschaffungswesen, welches uns zwingt, sehr genau und öffentlich auszuschreiben, um dann nach klar definierten Kriterien auszuwählen. So haben wir den Auftrag vergeben. Aber es stimmt, es ist eine mühsame Zangengeburt. Jedoch sollten wir diesen Zug nicht schlecht reden als Pannenzug. Er ist in der Inbetriebnahme-Phase. Mir ist klar, dass die Zuverlässigkeit noch nicht auf dem gewünschten Niveau ist, aber sie ist steigend. Den Bericht in der Rundschau von SRF fand ich etwas tendenziös. Die Dokumente, die dort gezeigt wurden, waren Dokumente, die wir selber mit Bombardier ausgetauscht hatten. Es gehört zu jeder Inbetriebnahme-Phase, dass es Mängel gibt und dass man denen nachgeht. Und dem sind wir mit den besten Qualitätssicherungsleuten von Bombardier im Werk von Villeneuve nachgegangen. Denn Sicherheitsmängel akzeptieren weder Bombardier noch wir. Aber darum ging es ja nicht, das Problem liegt darin, dass der Zug zu spät ist. Bombardier arbeitet mit Hochdruck daran, die Probleme und das Image des Pannenzuges zu bereinigen. Wir gehen heute davon aus, dass die für den Fahrplanwechsel benötigten Züge geliefert werden. Im Fall, dass es nicht klappt, haben wir andere Lösungen.»

…Leasing Züge BLS:
«Ja, darüber kann man reden. Es gibt aber keine Pläne. Wir gehen davon aus, dass unsere Züge fahren werden.»

…Selbstfahrende Züge:
«Das dauert noch lange. Die Züge, die wir jetzt bestellt haben (Giruno, FV-Dosto), die haben vorne Führerstände. Und wir suchen gut ausgebildete Lokführer. Der Job ist super interessant, da man mit neuster Technologie arbeitet. Wir werden über viele Jahrzehnte technisch sachverständiges Personal an Board haben. Und deshalb, liebe Zuschauer, werden sie Lokführer, es ist ein toller Beruf und sie werden noch lange gebraucht.»