«No Plastic» bei der SBB: Wo sinnvoll, darauf verzichten

Das SBB Netzwerk «Responsible Leaders» setzt sich mit «No Plastic» auseinander und lässt sich vom EMPA-Experten informieren. Klar wird: Entscheidend ist die Ökobilanz. Die SBB will deshalb dann auf Plastik verzichten und dieses ersetzen, wenn es Sinn macht, und Kreisläufe schliessen.

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Müllteppiche verschmutzen die Meere und gefährden die darin lebenden Organismen. Mikroplastik ist Teil unseres Trinkwassers, welches wir täglich zu uns nehmen. Plastik scheint überall zu sein und uns und unseren Planeten zu zerstören. Die «No Plastic»-Debatte wird mittlerweile global geführt, und wir alle kommen im Alltag mit Plastik in Berührung.

Das Thema beschäftigt deshalb auch die SBB. Kathrin Amacker, Konzernleitungsmitglied und verantwortlich für Nachhaltigkeit, betont als Gastgeberin des Netzwerks «Responsible Leaders» die Verantwortung der SBB im Thema «No Plastic».

Nachhaltigkeit ist bei der SBB fest in der Unternehmensstrategie, in den Markenwerten und den Konzernzielen verankert. Im Netzwerk „Responsible Leaders“ setzen sich Führungskräfte mit ihrer Verantwortung und ihrem Handlungsspielraum für eine nachhaltige SBB auseinander.

Die Ökobilanz steht an erster Stelle

Der Experte der EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) Professor Dr. Bernd Nowak, Leiter Environmental Risk Assessment and Management Group Empa, liefert einen Aussenblick aus wissenschaftlicher Sicht. Nowack ist Umweltchemiker und untersucht unter anderem die Freisetzung von Nanopartikeln und Mikroplastik und deren Umweltaspekte. Er hält klar fest: «Plastik ist in erster Linie ein gesellschaftliches Problem. Vor allem NGOs verbreiten Informationen durch Hypothesen und Zahlen, die nicht wissenschaftlich belegt sind. Diese Berichte formen die Meinung der Weltbevölkerung über die Umweltauswirkungen von Plastik».

«Wichtig ist immer, sich zu fragen: Was ist die Alternative zu Plastik?»
Bernd Nowack

Die Bilder der mit Müll überdeckten Strände und der Müllteppiche in den Meeren stammen hauptsächlich aus Asien. In Europa und vor allem hier in der Schweiz, so Nowak, sei Plastik eigentlich kein Thema - dank dem funktionierenden Abfallmanagementsystem. «Zudem wissen wir heute, dass die Konzentration von Mikroplastik in der Schweizer Umwelt noch so gering ist, dass niemand Schaden nimmt. Hier sind vielmehr die indirekten Auswirkungen zu nennen», sagt Nowack. Plastik besteht vorwiegend aus Erdöl und die Produktion wie auch die Verbrennung geben vor allem CO2 in die Umwelt ab. Schlussendlich ist die Ökobilanz eines Produkts entscheidend, die sich von der Gewinnung bis hin zur Produktion, dem Verbrauch und der Entsorgung erstreckt. «Wichtig ist immer, sich zu fragen, was ist die Alternative zu Plastik. Und in vielen Fällen stellen wir fest, dass Plastik eine bessere Ökobilanz aufweist als die Alternativen», ergänzt Nowack.

«No Plastic» bei der SBB

Auch wenn Plastik in der Schweiz nicht das drängendste Umweltproblem ist, so lohnt sich ein sorgfältiger Umgang trotzdem. Erste Ansätze sind bei der SBB vorhanden: Die grosse Kaderkonferenz im März ging erstmals mit einem plastikfreien Catering über die Bühne. Dabei wurden 4560 PET-Flaschen und 5311 Kaffeebecher vermieden. Das sind wichtige sichtbare Zeichen, die eine Werthaltung vermitteln. Das Team Nachhaltigkeit um Fabiano Piccinno geht mit einer «No Plastic»-Strategie und einem Massnahmenplan zur Vermeidung von Plastik jetzt aber einen wesentlichen Schritt weiter:

Die SBB will - wo sinnvoll - auf Plastik verzichten, ihn mit einem nachhaltigeren Material ersetzen und den Stoffkreislauf z.B. mit Recycling schliessen. Beim Top-Down Ansatz will sie die Massnahmen mit der grössten Wirkung identifizieren und erstellt dafür in den kommenden Monaten eine Materialflussanalyse für das ganze Unternehmen. Beim Bottom-up Ansatz sollen einfach umsetzbare Massnahmen mit hoher Sichtbarkeit angegangen werden. Die Bereiche Catering, Events und Marketing an den Bahnhöfen, im Zug und in unseren Bürogebäuden eignen sich dafür besonders.

Die Menschen dort abholen, wo sie sind

Die Diskussion unter den Führungskräften bringt erneut die Wichtigkeit der Ökobilanz zum Ausdruck: Verzichte die SBB auf Plastik, müsse sie sich sicher sein, dass die Alternativen sinnvoller sind. Die weltweite «No Plastic»-Debatte, so der Grundtenor, zeige aber vor allem eines: Die Menschen setzen sich mit der Konsum- und Wegwerfgesellschaft in einem Mass auseinander, wie das bisher nicht der Fall war. Ist das ein Hype oder eine Bewusstseinsbildung, die nachhaltige Verhaltensänderungen bewirkt? Kathrin Amacker dazu: «Wir wissen es nicht. Wir wollen die Menschen aber dort abholen, wo sie sind.» Als starke Bahn, vertrauenswürdiger Mobilitätsdienstleister und attraktiver Entwicklungspartner hätten wir als SBB grosse Hebel in den Händen, um beim Klimaschutz ein Teil der Lösung zu sein, für die Schweiz und darüber hinaus.

«Im Thema No Plastic spiegelt sich die kritische Auseinandersetzung mit unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft.»
Kathrin Amacker

Am 16. Oktober findet das Internationale «Railsponsible Members Forum» auf Einladung von Stephan Pfuhl, Leiter Supply Chain Management SBB, bei der SBB statt. Einkaufsleiter vieler Europäischer Bahnen und Bahnzulieferer kommen zusammen, um über nachhaltige Beschaffung zu diskutieren. Das Netzwerk «Responsible Leaders» nimmt dies zum Anlass, sich mit dem Thema Beschaffung auseinanderzusetzen.

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