Rudolf Büchi: «Seit Jahren wenden wir mehr Geld für den Unterhalt auf»

Am 9. und 11. Oktober standen Züge still. Das sind gleich zwei grosse Störungen in einer Woche mit Zugausfällen, Sperrungen und Verspätungen. Rudolf Büchi, Leiter Betrieb bei Infrastruktur, gibt Antworten zu den Störungen.

Lesedauer: 2 Minuten

Gleich zwei Störungen dominierten die Schlagzeilen in dieser Woche: Die technische Störung auf der Neubaustrecke vom 9. Oktober sowie die Stellwerkstörung vom 11. Oktober in Bern. Ist das Zufall oder häufen sich die Störungen im Schienenverkehr? In einem Interview mit der Aargauer Zeitung nimmt Rudolf Büchi, Leiter Betrieb bei Infrastruktur, dazu Stellung.

Zugausfälle, Verspätungen, gesperrte Strecken. Was ist los mit den SBB?
Ruedi Büchi: Jede Verspätung, jeder Ausfall, jede Einschränkung ist ärgerlich - nicht nur für die Kundinnen und Kunden, sondern auch für uns. Da entschuldigen wir uns für die Unannehmlichkeiten. Auf unserem intensiv genutzten Netz treten täglich Störungen auf, die jedoch häufig ohne grosse Auswirkungen behoben werden können. Es gibt über eine längere Zeit gesehen aber Phasen, in denen sich Störungen an wichtigen Bahnhöfen oder auf Hauptstrecken häufen. Dies hat aber keine systemischen Ursachen, sondern ist meist eine Aneinanderreihung von einzelnen Störungen aus ganz verschiedenen Gründen. 

Das sind doch Ausreden. 
Nein, dazu vielleicht ein paar Zahlen: Auf dem SBB-Netz fahren täglich rund 10 000 Züge. Dadurch kommt es in den Stellwerken zu rund 500 Millionen Schaltungen.

Wann fiel Ihr Zug das letzte Mal aus? 
Einen Ausfall habe ich auch schon erlebt, jedoch länger nicht mehr. Ich pendle mehrmals pro Woche zwischen den Regionen Zürich und Bern und erreiche fast immer meine Anschlusszüge. Trotz einer Streckensperrung und Umleitung hatte ich Zürich kürzlich nur zwölf Minuten später erreicht wie in der Fahrplan-App angekündigt. Das zeigt, wie auch im Störungsfall unsere Mitarbeitenden alles geben, um die Auswirkungen möglichst gering zu halten.

«Zählt man die Zahl an Störungen, kommt man nicht einmal in den Promillebereich. »
Rudolf Büchi, Leiter Betrieb Infrastruktur

Sind die Passagiere verwöhnt? 
Das finde ich nicht. Ich denke eher, dass die «schlechten Erfahrungen» viel länger in unseren Köpfen bleiben und zu diesem Eindruck führen, da das eigene Erlebnis einer Störung sehr intensiv wahrgenommen wird. Da geht es mir persönlich nicht anders. 

SBB-Arbeiten sollen ausgelagert werden. Sparen Sie das Bahnnetz kaputt? 
Nein, im Gegenteil. Etwa bei der Infrastruktur wenden wir seit Jahren laufend mehr Geld für den Unterhalt auf, und für diese Mehrarbeiten sind wir auf die Unterstützung durch andere Firmen angewiesen. Die Produktivität in diesem Bereich ist im laufenden Jahr weiter gestiegen. Aber natürlich gehört es zur sorgfältigen Geschäftsführung jedes Unternehmens, wirtschaftlich zu arbeiten und allfällige Massnahmen zu prüfen und umzusetzen. Und: Es gibt es auch klare Vorgaben unseres Bestellers, dem Bund, an die wir uns halten. 

Wie entschädigen Sie Reisende, die von Ausfällen betroffen sind? 
Ist ein Zug länger als eine Stunde blockiert, verteilen unsere Zugbegleiter Sorry-Checks für 10 bis 15 Franken. Je nach Tages- bzw. Nachtzeit vergüten wir auch eine unvermeidliche Taxifahrt oder Übernachtung. Die Zahl der Störungen liegt im Promillebereich.