Die Kunst kehrt in die SBB Bahnhöfe zurück

Seit dem 18. Mai steht im Bahnhof Bellinzona die Installation Point of View der Künstlerin Patrizia Pfenninger. Die Sitzbank in Form eines Unendlichkeitszeichens will die Menschen unter Einhaltung der Covid-Schutzmassnahmen vereinen und die Rückkehr der Kunst in die SBB Bahnhöfe markieren.

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Auch die SBB Bahnhöfe erwachen langsam wieder zum Leben. Nach einem Jahr der Pandemie und der Zwangspause für die künstlerischen und kulturellen Aktivitäten markiert die Installation der jungen Künstlerin Patrizia Pfenninger, eine Sitzbank in Form eines Unendlichkeitszeichens, die Rückkehr der Kunst in die Bahnhöfe. Diese sind schon seit Langem ein Ort der Begegnung und des Austauschs.

Die Installation, «Point of view» («Perspektive») genannt, wurde von einer Tessiner Firma komplett aus beschichtetem Edelstahl gefertigt und entstand aus dem Wunsch, den Menschen die Kunst dort nahe zu bringen, wo sie leben. Sie möchte uns zeigen, dass wir auch in Zeiten der Pandemie mit anderen unsere Meinungen und Gedanken teilen können, ohne gegen die Covid-Schutzmassnahmen zu verstossen. Die Sitzbank ist noch bis zum 6. Juli in Belllinzona zu sehen. Anschliessend wird sie bis zum 14. September in Locarno ausgestellt. Den Abschluss der Tour durch die Tessiner Bahnhöfe bildet Lugano, wo die Sitzbank bis zum 23. November über den Rolltreppen aufgehängt sein wird.

Zwischen Dialog und Meinung

Patrizia Pfenninger nimmt an mehreren Tagen und zu unterschiedlichen Zeiten auf der Sitzbank Platz und unterhält sich mit den Anwesenden, um nach dem langen Lockdown den Meinungsaustausch wieder aufzunehmen. Es ist geplant, diese Treffen als Video festzuhalten.

«Mein Bedürfnis war, mit einem einfachen Gebrauchsgegenstand die Bedeutung auszudrücken, dass wir alle Standpunkte prüfen und den Dialog pflegen, auch bei völlig entgegengesetzten Positionen.»
Patrizia Pfenninger

SBB Bahnhöfe und Kultur

Kulturelle Events und Installationen in SBB Bahnhöfen sind nichts Neues. Die Philosophie der SBB ist in dieser Hinsicht seit einigen Jahren klar: Der Bahnhof soll nicht nur ein Ort der Durchreise sein, sondern auch ein Treffpunkt, der zum Austausch und zum Leben einlädt. So waren in den Tessiner Bahnhöfen in den letzten Jahren das Klavier im Bahnhof, Künstler auf Tournee, Konzerte der Cantori delle Cime, Tangoabende oder Kunstausstellungen zu sehen.

Patrizia Pfenninger

Die Künstlerin beschäftigt sich seit Längerem mit dem Thema der Identitäten: Bereits in den Ausstellungen «Pompei Today» (2019, Galleria Ramo – Como) und «1:1 in direzione ostinata e contraria» (2020, Fondazione Museo Mecrì – Locarno), befasste sie sich mit der Zentralität vielfältiger Identitäten. In «Point of View» kann man sich sowohl Rücken an Rücken als auch Seite an Seite (mit einem Abstand von mehr als zwei Metern) hinsetzen. So wird es selbstverständlich, dass völlig entgegengesetzte Perspektiven einander gegenübergestellt werden, aber auch dieselbe Sichtweise geteilt wird. In beiden Fällen zwingt die gemeinsame Nutzung des Raumes und je nach Perspektive das Erleben unterschiedlicher Emotionen die Nutzer des Werkes dazu, sich unbewusst der eigenen Identität zu stellen, die sich mit derjenigen der anderen kreuzt.

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