Seit er neun Jahre alt ist, schwingt er. Motiviert von seinem Grossvater, der bemerkte, dass Samir seinen gleichaltrigen Kollegen mit seiner Grösse und Postur voraus war. Angefangen hat er als Jungschwinger. Über 50 Zweige – die Auszeichnung für Jungschwinger – hat er sich in dieser Zeit verdient. Mittlerweile ist er 29 Jahre alt, hat drei Kantonalfeste gewonnen, sich 2017 den vierten Platz am Unspunnenschwinget gesichert, 2019 den eidgenössischen Kranz gewonnen und soeben den zweiten Rang am Schwägalp-Schwinget geholt. Der Transportpolizist ist ein «Böser» – wie die Besten im Schwingsport genannt werden.
Alles andere als böse
Fairness und Bodenständigkeit sind ihm wichtig. Zwei Werte, die er auch im Berufsalltag vorlebt. Samir ist alles andere als böse. Gefragt, was er denn vom Schwingsport in den Beruf des Polizisten mitnehmen kann, sagt er: «Die Bodenständigkeit, sich nicht zu verstellen und fair zu den Menschen zu sein, egal auf wen man trifft.» Das, sowie Anstand und Freundlichkeit, wünscht er sich auch von seinen Fahrgästen – so wie er es selbst vorlebt.
«Fairness und Bodenständigkeit sind mir wichtig.»Samir Leuppi
Über 70 Kolleg:innen stehen im Einsatz für das «Eidgenössische»
Am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest Ende August steht Samir auf dem Platz. Nicht in der Uniform der Transportpolizei, sondern in den Schwingerhosen – in der extra für das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest gebauten Schwingarena. Rund 70 Kolleg:innen der Transportpolizei und Transsicura, dem Objektschutz der SBB, sorgen in dieser Zeit in Pratteln und im Öffentlichen Verkehr für Sicherheit und Ordnung.
Zeit, ein knappes Gut
Samir muss alles unter einen Hut bringt: Er drückt die Schulbank in der Polizeischule in Hitzkirch und steht mitten in den Abschlussprüfungen zum Polizisten bei der Transportpolizei. Denn er könne ja nicht das ganze Leben lang schwingen, meint der gelernte Zimmermann. Dazu kommen die Vorbereitungen für das «Eidgenössische». Für dieses trainiert er drei- bis viermal pro Woche, macht Krafttraining und feilt an Technik und Kampfgeist.
«Beim Wyberhaken komme ich ins Schwitzen.»Samir Leuppi
Samir ist einer, der den Kampf sucht und gerne gegen angriffigere Schwinger kämpft. Er freut sich auf seine Gegner in der Arena. Gefragt, welchen Schwung er am anspruchsvollsten findet, meint Samir, da könne er sich nicht auf einen bestimmten Schwung festlegen. Beim «Wyberhaken» aber – bei dem es um viel Beinarbeit, kombiniert mit Fusswendigkeiten gehe – komme er immer ins Schwitzen.
Grosse Ziele greifbar nah
Samirs nächste Ziele sind klar: Eine erfolgreiche Abschlussprüfung und ein gutes Resultat am «Eidgenössischen». Und was wünscht er der Unternehmung SBB? Auch hier bleibt Samir seinen Werten treu: Er möchte, dass die SBB weiterhin bodenständig bleibt, auf die Wünsche der Fahrgäste eingeht und zufriedene Kund:innen von A nach B bringt.
Schwingen kurz erklärt
Schwingen ist eine schweizerische Form des Ringens. Zwei Schwinger steigen in den Zweikampf im Sägemehlring. Es gibt schweizweit kleinere und grössere Schwingfeste. Am Eidgenössischen Schwing- und Älplferfest (kurz «das Eidgenössische»), welches alle drei Jahre stattfindet, wird der Eidgenössische Schwingerkönig erkoren. Über 100 Schwünge werden praktiziert. Die fünf Hauptschwünge sind Brienzer, Bur, Hüfter, Kurz und Übersprung. Am Anfang des Kampfes geben sich die Schwinger die Hand – das zeugt von Respekt. Ein Kampf respektive ein Gang ist entschieden, wenn ein Schwinger mit dem Rücken ganz oder bis Mitte beider Schulterblätter gleichzeitig den Boden berührt. Der Sieger wischt dem Verlierer nach dem Gang das Sägemehl vom Rücken. Ein Schwingerkönig und seine Mitschwinger werden mit einem Kranz ausgezeichnet und erhalten Preise vom «Gabentisch» wie einen Muni, Kuhglocken, Bauernmöbel und weitere Naturalien aber auch Preisgelder. 1980 wurde erstmals ein Damenschwingen ausgetragen. Bei den Frauen wird jedes Jahr eine Schwingerkönigin gekrönt.
Für einen gelungen Event: Hin- und Rückreise gehören zur Planung
Für die SBB zählt das Eidgenössiche Schwing- und Älplerfest zu einer der komplexesten Veranstaltungen. Damit lange Fernverkehrszüge in Pratteln halten können, werden für diese zwei Tage die Perrons mit Provisorien auf 400 Meter verlängert. Mehr als 80 Extrazüge setzt die SBB für den Anlass ein und zahlreiche SBB Mitarbeitende leisten Sondereinsätze: So sind nebst Transportpolizei und Transsicura auch über 200 Kundenbetreuer:innen im Einsatz. Für grosse Veranstaltungen beginnt die Planung rund um die An- und Rückreise drei Jahre vor dem Termin, manchmal sogar noch früher. Damit ein Anlass gelingt, ist es für Veranstalter unerlässlich, beim Start der Planung eines Events mit der SBB in Kontakt zu treten. Die SBB bietet Lösungen und triagiert zu den verschiedenen betroffenen Transportunternehmen.
Transportpolizei
Über 190 Polizist:innen sorgen schweizweit auf Arealen des Öffentlichen Verkehrs wie Bahnhöfen oder Transportmitteln für Sicherheit und Ordnung. Auch an Grossanlässen, bei welchen die SBB involviert ist, oder bei betrieblichen Ausfällen.