Mutterschaft als Karrierekiller? Nicht bei Natascha und Elisabetta

Die Kinder priorisiert, danach weg vom Fenster im Beruf. Gegen diese Aussage kämpfen Elisabetta und Natascha. Sie sind mit ihren Kindern mehrere Jahre zu Hause geblieben. Und vor Kurzem bei der SBB wieder ins Berufsleben eingestiegen. Den Vorurteilen trotzen sie: mit Engagement, Witz und Köpfchen.

Sie haben unterschiedliche Werdegänge, verschiedene Berufe und andere Hobbys. Und doch haben sie etwas gemeinsam: Natascha und Elisabetta haben sich nach der Geburt ihrer Kinder bewusst dazu entschieden, für ein paar Jahre hauptberuflich die Betreuungsarbeit und den Haushalt zu managen.

«Acht Jahre mit meinen Kindern zu sein, war meine persönliche Entscheidung», sagt Elisabetta Castello Schirrmann, 45-jährig, die in Mailand Wirtschaft studiert und danach mehrere Jahre im Schweizer Finanzwesen gearbeitet hatte – unter anderem in einer Kaderfunktion mit Teamleitung. Sie habe weder Druck von der Familie noch vom Umfeld gespürt, diesen Weg zu gehen. «Für mich war es wichtig, mit meinen Kindern zu Hause zu sein. Ich fand das toll und bereichernd.»

Kritik aus dem Umfeld für den «umgekehrten Karriereweg»

Ähnlich ging es Natascha Burkhalter Okpalike: Sie bekam vor sieben Jahren, als sie 25-jährig war, ihren ersten Sohn. Ein abgeschlossenes Bachelorstudium in Rechtswissenschaften in der Tasche, aber ohne Berufserfahrung, wurde sie schwanger. Ein bewusster Entscheid. «Ich wollte schon immer jung Mutter werden», erzählt Natascha mit einem Glänzen in den Augen. Für sie war klar, dass sie die erste Zeit zu Hause mit ihrem Sohn verbringen würde. «Natürlich musste ich mir deshalb auch kritische Kommentare anhören», sagt sie, und relativiert: «Aber ich bin zu positiv eingestellt, als dass ich das an mich ranlassen würde.»

Im Jahr 2015 fasste sie den Entschluss, ein Masterstudium in Public Management an der Universität Bern zu beginnen. Teilzeit, in vier statt in zwei Jahren. Sie blickt nüchtern auf die vier Jahre Studium zurück: «Es war streng, aber machbar.» Man merkt schnell: Natascha ist ehrgeizig und engagiert. 2019 kam ihr zweiter Sohn zur Welt. Auch da war für sie klar: Sie würde ein Jahr mit ihm zu Hause bleiben.

Ende 2020 war für sie die Zeit gekommen, ins Berufsleben einzusteigen. 31-jährig, mit einer guten Ausbildung aber null Berufserfahrung, gestaltete sich das schwieriger als gedacht. «Ich hatte durch mein Muttersein und mein Masterstudium so viel Wissen und Kompetenzen angesammelt, fiel bei vielen Unternehmen aber trotzdem durch ein Raster, weil ich nicht den typischen Werdegang habe», erzählt sie leicht konsterniert. Bei der SBB hat es dann geklappt. Sie durfte eine Stelle im HR-Support antreten, bekam eine etwas längere Einführungszeit und Unterstützung einer Mentorin.

Eine Mischung aus Unter- und Überforderung

Elisabettas Wiedereinstieg bei der SBB sah ähnlich aus: Durch das Programm «Back to Business» konnte sie bei Finanzen als Analystin einsteigen, bekam eine breitere Einführung, lernte vor allem viel Technisches wieder neu. Dennoch: sie haderte zwischen Über- und Unterforderung. «Ich habe in den acht Jahren zu Hause meine davor gemachte Berufserfahrung ja nicht plötzlich verloren», erzählt sie, «doch ich hatte verpasst, wie sich die IT-Programme weiterentwickelt haben.»

So brauchte sie einen Moment Zeit, sich wieder an Excel und Outlook zu gewöhnen, war neu in der Welt der Matrixorganisationen und des öffentlichen Verkehrs. Entsprechend war sie ob der Schonfrist des Teams dankbar. Sie gibt zu: «Die ersten drei Monate waren nicht immer einfach.» Doch mittlerweile ist sie überzeugt, dass es sich gelohnt hat, wieder ins Berufsleben einzusteigen.

Es erforderte eine neue Organisation in der Familie und viel Energie, doch die gewonnene «Me-Time» – also Zeit für sich und wieder ein Stück die Identität vor der Mutterschaft zu leben – sei unbezahlbar. Für sie brisant: «Plötzlich gibt man mir wieder das Gefühl, etwas wert zu sein – nur weil ich im Büro arbeite. Doch eigentlich sollten Vollzeitmütter doch genauso akzeptiert sein», sagt Elisabetta, und ergänzt: «Haus- und Betreuungsarbeit ist harte und verantwortungsvolle Arbeit.»

Auch Natascha bereut es nicht, den Schritt ins Erwerbsleben bei der SBB gemacht zu haben. Nach einem Jahr im HR-Support hat sie bereits eine Fachführung übernommen. Und sie hat noch viel vor: «Die Themen Integration, Inklusion und Diversität interessieren mich sehr; dafür möchte ich mich künftig einsetzen.» Die beiden Familien haben sich neu organisiert, sie sind bereit für die nächsten Schritte.

Und was geben die beiden Frauen anderen Müttern mit auf den Weg? «Glaubt an euch, gebt bei Bewerbungen nicht auf und lasst euch von ‹Lücken im Lebenslauf› nicht zurückhalten.»

Vorurteile gegenüber Wiedereinsteigerinnen

Quelle: SBB

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Mehrere Jahre die Kinder und den Haushalt gemanagt und nun wieder bereit für einen anderen Berufsalltag?

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Roundtable zum Thema Vereinbarkeit

Neue Lebens- und Familienmodelle gewinnen mehr und mehr an Bedeutung. Gemeinsam mit Any Working Mom führt die SBB deshalb am 31. Oktober in Zürich einen Roundtable zum Thema Vereinbarkeit durch, an dem unter anderem Steffi Buchli, Mutter und Chefredaktorin von Blick Sport, teilnehmen wird. Die SBB vergibt 10 Tickets. Lass uns im Anmeldeformular zum Round Table wissen, wieso du teilnehmen möchtest. Teilnahmeschluss ist der 3. Oktober 2022.

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