Arbeiten an Weihnachten: In vielen Firmen kein Thema. Das Licht wird gelöscht, die Türen geschlossen. Schotten dicht. Erst nach Neujahr kommt wieder Leben in die Bude. In Unternehmen wie der SBB ist jedoch klar: Auch über die Feiertage braucht es Mitarbeitende, damit die Züge fahren. Vor und hinter den Kulissen sind zahlreiche Menschen im Einsatz. Eine kleine Auswahl.
Engela Hegelbach, Lokführerin
«Auf meine Einsätze über die Festtage freue mich regelrecht. Ich arbeite an allen Weihnachtstagen am Abend. Es macht mir nichts aus, dann unterwegs zu sein, wenn die meisten Menschen um den Christbaum sitzen. Im Gegenteil, in der Weihnachtszeit durch die dunkle Landschaft zu fahren hat seinen Reiz. Besonders gerne fahre ich die Strecke am rechten Zürichseeufer: Hier reihen sich mit Lichterketten geschmückte Fenster und Bäume aneinander. Da und dort erhasche ich aus dem Führerstand einen Blick in ein festlich dekoriertes Wohnzimmer.
Wie immer an Weihnachten beschrifte ich meine Züge mit ‹Schöne Weihnachten› – das zaubert den Leuten ein Lächeln ins Gesicht. Sie zücken ihr Smartphone und fotografieren die Anzeige oder kommen zu mir nach vorne und klopfen ans Fenster. Das gibt es nur an Weihnachten! Und anstatt der gestressten Pendlerinnen und Pendler sind viele Familien und Kinder unterwegs. Alles ist ruhiger und gemütlicher.
Da ich selbst keine Kinder habe, übernehme ich gerne diese Dienste, damit ein Kollege oder eine Kollegin mit der Familie feiern kann. Mein privates Umfeld hat sich mit meinen unregelmässigen Arbeitszeiten arrangiert. So feiern wir dieses Jahr am Morgen Weihnachten und abends fahre ich die Kundinnen und Kunden zu ihren Familien und Freunden.»
David Pirrello, Triebfahrzeugführer B100
«Je nachdem, ob ich am Tag oder in der Nacht arbeite, sind meine Aufgaben unterschiedlich. In den Tagesschichten bereiten wir das Material vor, das wir später für die Arbeiten der nächsten Nacht zur Baustelle transportieren. Weiter kümmern wir uns um den Personenschutz: Wenn sich ein Zug nähert, muss ich zusammen mit dem Sicherheitspersonal, das die Arbeitsstelle überwacht, dafür sorgen, dass sich alle Mitarbeitenden in einen sogenannten Fluchtraum begeben.
Viele Jahre lang konnte ich zusammen mit meiner Familie Weihnachten feiern. Heute übernehme ich gerne das Festtagspikett von Kolleginnen und Kollegen, die kleine Kinder haben oder deren Familie weit entfernt lebt. Ich mag meine Arbeit sehr, deshalb erlebe ich das Pikett nicht als Belastung – wir haben ohnehin unregelmässige Arbeitszeiten. Nach einer Pikettwoche folgt immer eine freie Woche, also haben wir entweder an Weihnachten oder Neujahr frei.
In Genf ist das Wetter im Winter oft milder als in den Bergen. Trotzdem kann es vorkommen, dass starker Schneefall die Weichen und Zwergsignale vollständig bedeckt. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit, da sie vom Schnee befreit werden müssen. Aber nur weisse Weihnachten sind richtige Weihnachten! Wenn ich also wählen könnte, würde ich mich sofort für meine Schaufel entscheiden. Wer weiss, vielleicht würde ich sogar ein paar Weihnachtswichtel befreien … Für viele glückliche Kinder mit leuchtenden Augen im Schneegewirbel!»
Fabio Pala, Chef Kundenbegleitung
«Bei der SBB arbeite ich erst seit zwei Jahren. Fast mein ganzes früheres Berufsleben spielte sich ich in der Hotel- und Gastronomiebranche ab. Darum bin ich es gewohnt, auch an Feiertagen zu arbeiten. Besonders als Hoteldirektor war es mir wichtig, täglich für die Gäste sichtbar zu sein. Aus dieser Zeit weiss ich, dass gerade an Weihnachten viele Menschen traurig oder einsam sind. Ich habe mich deshalb heuer ganz bewusst für einen Dienst am 24., 25. und 26. Dezember gemeldet. An diesen speziellen Tagen möchte ich den Kundinnen und Kunden im Zug eine Freude machen, sie allenfalls aufmuntern und mir Zeit für sie nehmen. Ich habe Schöggeli gekauft, die ich verschenken werde. Natürlich ist mir bewusst, dass nicht alle empfänglich sind für einen lustigen Spruch oder ein Gespräch. Das respektiere ich selbstverständlich.
Für mich hat Weihnachten eine grosse Bedeutung, da ich sehr religiös bin. Der Glaube ist auch mein Antrieb, anderen Menschen etwas Gutes zu tun. Zeit, um selbst Weihnachten zu feiern, habe ich trotz der Arbeit. Ich werde an Heiligabend mit meiner Frau zusammen sein, wir essen eine Gans und sehen uns wie jedes Jahr im Fernsehen die Christmesse mit dem Papst an. Die Mitternachtsmesse lasse ich dieses Jahr aus. Schliesslich will ich fit sein für den Arbeitstag am 25. Dezember.»
Melanie Studer, Kundenberaterin im Contact Center
«Ich arbeite seit Mai 2020 im Contact Center der SBB in Brig. Der Job macht mir sehr viel Spass, und es ist natürlich toll, dass ich in meiner Region arbeiten kann. Vorher war ich im Gastgewerbe tätig. So bin ich es gewohnt, auch ausserhalb der üblichen Bürozeiten zu arbeiten. Ich habe keine Kinder, daher ist es für mich kein Problem, dass ich einen Einsatz an Weihnachten habe. Ich werde am 26. Dezember feiern. Das Wichtigste ist, dass die ganze Familie zusammenkommt, nicht das genaue Datum.
Über die Feiertage erwarte ich eher eine ruhige Zeit. Viel zu tun gibt es immer in den Wochen davor, weil die Leute dann ihre Reisen für die Feiertage organisieren. Dieses Jahr habe ich erstmals einen Einsatz zu Weihnachten. Ich bin sehr gespannt, wie es so wird! Wahrscheinlich ist die Stimmung mit den Kundinnen und Kunden über Weihnachten schon besonders warmherzig. Von meinen Kolleginnen und Kollegen habe ich gehört, es gebe jedes Jahr Anrufe von Reisenden, die ihr Geschenk im Zug haben liegen lassen. Wir nehmen im Contact Center solche Verlustmeldungen direkt entgegen, – vorausgesetzt, der Zug ist mit Kontrollpersonal unterwegs und seine Fahrt dauert noch mindestens 30 Minuten nach der Verlustmeldung. Natürlich hoffe ich sehr, auf diese Weise die eine oder andere Person mit einem kleinen Wunder wieder glücklich zu machen.
Am 31. Dezember arbeite ich nicht. Da habe ich meine ganz eigene Art, das neue Jahr zu begrüssen: Ich feiere nämlich meinen Geburtstag!»
Auch Dusan, Nikita und Denise ...
... sowie viele weitere Mitarbeitende sind für die Kundinnen und Kunden im Einsatz.