«Dieser Entscheid tut mir im Herzen weh»

Die finanzielle Lage der SBB ist Corona-bedingt sehr angespannt. Um sie zu stabilisieren, muss die SBB bis 2025 im Immobilienbereich Investitionen im Umfang von 700 Millionen Franken kürzen. Alexander Muhm, Leiter SBB Immobilien, sagt im Interview, was dieser Einschnitt bedeutet.

Lesedauer: 2 Minuten

Alexander Muhm

Alexander, die SBB muss im Immobilienbereich in den nächsten fünf Jahren auf Investitionen in der Höhe von 700 Millionen Franken verzichten. Bedeutet dieser drastische Einschnitt eine Kehrtwende in der Immobilienstrategie?

Corona hat die SBB in eine ernsthafte finanzielle Schieflage gebracht. Im nicht abgeltungsberechtigten Immobilienbereich muss die SBB Ertragsausfälle selbst tragen. Hier ist eine Kurskorrektur somit unumgänglich. Nur so schaffen wir es, die Finanzlage zu stabilisieren und den Schuldendeckungsgrad schrittweise auf den vom Bundesrat verlangten Wert von 6,5 zu senken. Die geplanten Massnahmen sind der Konzernleitung und dem Verwaltungsrat der SBB nicht leichtgefallen. Sie und der Bundesrat stehen aber zu 100 Prozent hinter der Immobilienstrategie der SBB. Diese sieht vor, Bahnhöfe und deren Umfeld konsequent zu entwickeln und Objekte und Areale nur in Ausnahmefällen zu verkaufen.

Nach welchen Kriterien werden die Projekte gestoppt?

Wir fokussieren uns auf die Jahre 2021 bis 2025. Die Investitionskürzungen in diesem Zeitraum betragen nach aktuellem Planungsstand rund 700 Millionen Franken. Unmittelbar betroffen sind folgende Projekte:

  • Renens-Prilly, Central Malley Aire A + Aire B
  • Renens Quai Ouest, Bâtiment Est
  • Bern Neubau Bollwerk 2-8
  • Zürich Elvetino Limmatstrasse
  • Zürich Wollishofen Bahnhofplatz
  • Horgen Oberdorf und
  • Winterthur Stellwerk II.

Insgesamt werden wir knapp 40 Immobilienprojekte ohne zwingende vertragliche Verpflichtungen einstellen, bis deren Finanzierung gesichert ist. Dabei schliesst die SBB laufende Projektphasen ordentlich ab. Ich möchte betonen, dass Investitionsprojekte mit gültigen Mietverträgen oder anderweitigen zwingenden Verpflichtungen wie vereinbart realisiert werden. Auch im Bau befindliche Projekte stellen wir fertig.

Kommt es zu einem Stellenabbau?

Aus heutiger Sicht können wir allen betroffenen Mitarbeitenden andere Projekte übergeben. Diese liegen schwergewichtig im Portfolio Bahnhöfe. Die Entwicklung wird sehr eng begleitet. Neuanstellungen im Projektumfeld nehmen wir bis auf Weiteres keine vor.

Was löst dieser Entscheid bei dir als Leiter Immobilien aus?

Offen gesagt: dieser Entscheid tut mir im Herzen weh. Als ehemaliger Gesamtprojektleiter und Leiter der Entwicklungsabteilung bei SBB Immobilien kann ich mich bestens in die Lage meiner Kolleginnen und Kollegen bei Immobilien Development versetzen, die von dieser Massnahme betroffen sind. Leider ist dieser Entscheid jedoch unumgänglich, um die SBB aus der aktuellen Krise zu führen und die finanzielle Lage zu stabilisieren.