«Wenn eine Frau in die Führung will, soll sie dazu stehen»

Mindestens zwei Frauen in jedem Führungsteam: Dieses Ziel hat sich die SBB bis 2025 auf die Fahnen geschrieben. Caroline Bacher, die als Vorgesetzte bei der Infrastruktur arbeitet, sieht weitere Handlungsfelder, um mehr Frauen ins Kader zu bringen.

Lesedauer: 3 Minuten

Du leitest seit vergangenem Sommer die Geschäftssteuerung der Ausbau- und Erneuerungsprojekte bei der Infrastruktur. Was ist spannend daran, Menschen zu führen?

Ich arbeite in einem komplexen, überwiegend technischen Umfeld mit gut qualifizierten Mitarbeitenden zusammen. Ich ordne ein, moderiere, coache und fördere Menschen. Diese Vielfalt ist nicht nur bereichernd, ich lerne durch sie auch ständig dazu. Das gefällt mir.

Frauen sind in der Führung noch immer deutlich untervertreten. Warum?

Das hat verschiedene Gründe. Für eine Führungsaufgabe braucht es in der Regel mindestens 60, eher 80 Stellenprozente. Vielen Frauen mit Kindern ist dieses Pensum zu hoch. Als Mutter von drei Kindern verstehe ich das. Doch Job und Familie unter einen Hut zu bringen, erfordert die Bereitschaft beider Elternteile und ist nicht nur Frauensache.

«Job und Familie unter einen Hut zu bringen, ist nicht nur Frauensache.»
Caroline Bacher

Zudem neigen Menschen dazu, andere Menschen zu fördern, die gleich sind wie sie; Neues oder Anderes ist nicht immer willkommen. Und dann ist die Schweiz gesellschaftlich noch nicht so weit wie andere Länder, etwa beim Angebot der Kinderbetreuung. Alles in allem ist es oft einfacher, die traditionellen Rollen einzunehmen. Das gilt für Frauen ebenso wie für Männer.

Über Caroline Bacher

Caroline Bacher arbeitet seit Anfang 2020 für die SBB. Nachdem sie als Senior Beraterin Strategie und Unternehmensentwicklung bei Infrastruktur begonnen hatte, übernahm sie am 1. August 2020 die Leitung der Geschäftssteuerung im Bereich Ausbau- und Erneuerungsprojekte bei der Infrastruktur. Caroline Bacher hat ein Studium in Internationalem Kulturmanagement abgeschlossen und diverse Weiterbildungen, unter anderem zu Führungs- und Strategiefragen, absolviert. Sie war über zehn Jahre in der Privatwirtschaft tätig und hatte verschiedene Führungsfunktionen inne.

Die SBB setzt ein Zeichen und will Frauen im Kader fördern. Bis 2025 sollen in jedem Führungsgremium mindestens zwei Frauen sitzen. Ist das sinnvoll?

Ich bin keine Befürworterin von Quoten. Ich will einen Job nicht wegen einer Quote, sondern aufgrund meiner Qualifikationen erhalten. Trotzdem glaube ich, dass Signale, wie sie die SBB mit den Ambitionen aussendet, nötig sind. Ich sehe dies als temporäre Massnahme, um das veraltete Rollenverständnis von Männern und Frauen noch mehr aufzubrechen und neue Rollenmodelle zu etablieren. Doch es braucht auch organisatorische Verbesserungen. Es mag zwar eine kleine Sache sein, aber Sitzungstermine vor 8.30 und nach 17.30 Uhr sind für Eltern, die ihre Kinder in eine Betreuungsstätte bringen oder dort abholen müssen, ein grosses Problem.

«Signale, wie sie die SBB jetzt aussendet, sind nötig.»
Caroline Bacher

Hand aufs Herz: Wer führt besser, Frauen oder Männer?

Die Frage lässt sich so nicht beantworten. Es hängt vom Charakter ab, nicht vom Geschlecht. Wichtig ist, dass jemand mit Respekt führt.

Frauen in der Führung: Deine Botschaft an die Frauen?

Wenn ihr eine Führungsaufgabe übernehmen wollt, dann steht dazu; gegenüber dem Partner, dem Arbeitgeber, aber auch im privaten Umfeld. Gerade Müttern fällt dies häufig noch schwer. Vernetzt euch, denn sich austauschen und voneinander lernen zu können, ist wichtig. Die Männer tun dies seit langem in den verschiedensten Formen und Organisationen.

Was sagst du den Männern zum Thema?

Löst euch von der Geschlechterfrage. Schaut den Menschen mit seinen fachlichen und persönlichen Kompetenzen an.

Mindestens zwei Frauen pro Führungsgremium

Personelle Vielfalt ist in der heutigen Arbeitswelt ein Erfolgsfaktor und der SBB ein grosses Anliegen. Um dem Thema Gleichstellung und personelle Vielfalt noch mehr Gewicht zu geben, hat die SBB neue Ambitionen definiert. Bis 2025 sollen in jedem Führungsgremium mindestens zwei Frauen vertreten und ab den Geschäftsbereichsleitungen alle Führungsteams mehrsprachig zusammengesetzt sein.

Mit entsprechenden Programmen und Angeboten unterstützt die SBB überdies den Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf. Sie schafft auch Rahmenbedingungen, die sich an den Bedürfnissen von Familien orientieren und es ermöglichen, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Durch all diese Massnahmen leistet die SBB einen Beitrag an die Gleichstellung in der Wirtschaft und in der Gesellschaft.

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